D21-Digital-Index 2023/2024 – Jährliches Lagebild zur digitalen Gesellschaft

Kurzbeschreibung

Der Digital-Index (hier 2023/2024) ist eine jährlich herausgegebene Studie, die untersucht, wie die Gesellschaft mit Veränderungen umgeht, die mit der Digitalisierung einhergehen. Der Digital-Index vereint die Dimensionen Zugang, Nutzungsverhalten, Kompetenz und Offenheit in einer Kennzahl. Diese liegt gegenwärtig bei 58 von 100 Punkten und ist somit im Vergleich zum letzten Jahr leicht gestiegen. Aus der Kombination der vier Dimensionen ergibt sich eine Typologie von sechs Gruppen: genügsame Verdränger*innen, zufriedene Aussitzer*innen, ablehnende und aufgeschlossene Mitte, ambivalente und zuversichtliche Profis. Diese Typologie soll zeigen, wie die Menschen in Deutschland mit Folgen des digitalen Wandels umgehen. Basiskompetenzen werden gesondert betrachtet. Dabei richtet sich der Blick auch auf die Resilienz der Bevölkerung im Umgang mit Herausforderungen der Digitalisierung. Weitere Schwerpunkte bilden die Themen Information und Kommunikation, digitale Wertschöpfung sowie die "Zwillingstransformation" aus digitalem und grünem Wandel. Leitende Fragen sind dabei: Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Information und Kommunikation in der Demokratie im Hinblick auf Desinformation online wie auch Anwendungen generativer Künstlicher Intelligenz aus? Wie nehmen Arbeitnehmer*innen die Arbeitswelt von morgen wahr und was tun sie, um der digitalen Transformation gerecht zu werden?

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Die digitale Transformation hat sich beschleunigt und schreitet weiter voran. Eine treibende Kraft stellt nun Künstliche Intelligenz dar. Mit ihren rasanten Fortschritten in der Entwicklung prägt vor allem sie seit 2023 die ganze digitale Gesellschaft. Sie wird etwa maßgeblichen Einfluss auf Anforderungen haben, die das Informationsverhalten der Bürger*innen betreffen. Beispielsweise kommt es gehäuft zu Desinformation und Deepfakes. Durch Künstliche Intelligenz werden auch Arbeitsprozesse zunehmend technologisiert. Zudem kommt angesicht der zunehmenden Digitalisierung die Frage auf, inwiefern digital nachhaltig gehandelt werden kann.

Kompetenzanforderungen

Bürger*innen müssen mit Künstlicher Intelligenz und Medien umgehen können. Welche Tätigkeiten der Digital-Index konkret beleuchtet, ist unter der Überschrift "Kompetenzdimensionen" differenzierter ausgeführt.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: mit dem Smartphone Fotos und Videos machen und versenden; Datenschutzeinstellungen auf dem Smartphone verwalten; starke Passwörter für Dienste verwenden; einfache Texte mithilfe einer Textverarbeitungssoftware erstellen können; Textprogramme nutzen; Datenschutzeinstellungen anpassen.

Kognitive Dimension: Informationen im Internet finden können.

Affektive Dimension: Souverän mit Anfeindungen in sozialen Netzwerken umgehen.

Soziale Dimension: Souverän mit Anfeindungen in sozialen Netzwerken umgehen, z.B. Absender blockieren und melden können.

Kritisch-reflexive Dimension: Seriöse von unseriösen Nachrichten im Internet unterscheiden; freie von urheberrechtlich geschützten Inhalten unterscheiden; generierte von nicht-generierten Inhalten unterscheiden; Datenschutzeinstellungen anpassen; vor dem Akzeptieren von Cookies Einstellungen prüfen, welche Daten gesammelt und weitergegeben werden.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Kompetenz wird als die wichtigste der vier Dimensionen im Digital-Index betrachtet. Sie wird auf Basis des DigComp-Rahmenwerks in fünf Felder sowie unterschiedliche Komplexitätsstufen eingeteilt. Gesondert werden folgende fünf Basiskompetenzen betrachtet: Fotos und Videos mit dem Smartphone versenden, Smartphonefunktionen anpassen, Informationen online finden, starke Passwörter verwenden sowie ein Textprogramm nutzen. Sie werden als einfache digitale Fähigkeiten verstanden, die alle Menschen beherrschen sollten. Über diese Basiskompetenzen hinaus ist jedoch auch ein tiefergehendes Verständnis technologischer und digitaler Entwicklungen sowie ein reflektierter Umgang nötig.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Studie betrachtet verschiedene Gruppen anhand soziodemografischer Merkmale, so zum Beispiel Alter, Geschlecht, formaler Bildungshintergrund, Beruf, Herkunfsregion in Deutschland, Einkommen, Haushaltsgröße sowie Nationalität. Die Ergebnisse werden bezogen auf Alter, Geschlecht, Bildung, Beruf und Herkunftsregion differenziert ausgewertet. Zu den restlichen Merkmalen erfolgt keine differenzierte Auswertung.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Die Hälfte der Bevölkerung erfüllt alle digitalen Basiskompetenzen. Dabei können am meisten Befragte (82 Prozent) Fotos oder Videos mit dem Smartphone versenden. Am geringsten ist mit 64 Prozent der Anteil derer, die starke Passwörter verwenden. 62 Prozent glauben, dass es zukünftig mindestens nötig sein wird, technische Zusammenhänge im Digitalen zu verstehen, wenn es nicht noch komplexerer Fähigkeiten bedarf. Neben den Basiskompetenzen wurden auch Fähigkeiten betrachtet, die zum Verständnis und einer reflektierten Nutzung notwendig sind. Im Gegensatz zu reinen Anwendungskompetenzen sind diese jedoch weniger weit verbreitet. Weiterhin bestehen Kompetenzunterschiede in mehrfacher Hinsicht. Mit Blick auf Informationskompetenzen fällt auf, dass zwar 81 Prozent der Befragten das Internet nutzen können, um Informationen zu finden. Nachrichten, Informationen und Quellen beurteilen zu können, scheint im Vergleich dazu jedoch eher herausfordernd zu sein. Besonders deutlich ist der Digital Skills Gap im Vergleich verschiedener Bildungsniveaus, Einkommensschichten sowie zwischen Generationen. Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind eher gering. Der Begriff Künstliche Intelligenz ist 80 Prozent der Befragten ein Begriff. Damit hat die Kenntnis dieses Begriffs seit 2018 stark zugenommen. Neuere Begriffe im Kontext von KI - wie etwa ChatGPT - sagen jedoch weniger als der Hälfte der Befragten etwas. Die Gesellschaft in Deutschland lässt sich auf Basis der in der Studie errechneten Indexwerte folgendermaßen unterteilen: Die größte Gruppe bildet die digitale Mitte, welche gut mit dem digitalen Wandel Schritt halten kann. Ihr lässt sich knapp die Hälfte der Bevölkerung zuteilen (die aufgeschlossene Mitte bildet 25 Prozent der Bevölkerung, die ablehnende Mitte 24 Prozent). Darauf folgen digitale Profis, also Personen, die über fortgeschrittene digitale Kompetenzen verfügen und den digitalen Wandel aktiv mitgestalten. Sie lassen sich weiter unterteilen in zuversichtliche (22 Prozent) und ambivalente Profis (13 Prozent). Die kleinste Gruppe sind digitale Vermeider*innen, die wenig bis gar nicht an der digitalen Welt teilhaben (also auch nur über minimale digitale Kompetenzen verfügen). Diese Gruppe umfasst sowohl zufriedene Aussitzer*innen (neun Prozent) als auch genügsame Verdränger*innen (sechs Prozent). Im Jahresvergleich hat die Kompetenz der digitalen Vermeider*innen sowie der digitalen Mitte leicht zugenommen, während sie sich bei den digitalen Profis verschlechtert. Weniger als die Hälfte der digitalen Mitte und nur 77 Prozent der digitalen Profis denken, sie könnten die Richtigkeit eines durch Künstliche Intelligenz generierten Textes beurteilen. Bei den Älteren und den formal niedriger Gebildeten sind es noch weniger.

Quellenangabe

Initiative D21 e. V. (2024). D21-Digital-Index 2023/24. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. https://initiatived21.de/publikationen/d21-digital-index/2023-24

Sonstige Anmerkungen

Beim Thema Künstliche Intelligenz ist die Bevölkerung gespalten. Offliner*innen und die ablehnende Mitte sehen vor allem Risiken, während digitale Profis und die aufgeschlossene Mitte Chancen sehen. Die Generationen unterscheiden sich in ihrem Digitalisierungsgrad. Während der Digital-Index-Wert der älteren Generationen sich unterhalb des Durchschnitts bewegt, liegt er bei jüngeren Generationen über dem Durchschnitt. Im Jahresvergleich zeigen Digitale Vermeider*innen eine Tendenz zur Digitalisierung, da der Zugang zur Digitalisierung sowie eine positive Einstellung dazu deutlich zunehmen. Bei den digitalen Profis wird die Einstellung skeptischer, während sie in der digitalen Mitte insgesamt skeptisch bleibt.

Zuletzt geändert am 13. März 2024.