Digitale Kompetenzen – Wahrnehmung und Anspruch – Wie viel Digitalität können die Beschäftigten in Deutschland und welche Inhalte werden von Bildungseinrichtungen erwartet?
Kurzbeschreibung
Die Studie gibt einen Einblick in die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sowie der Relevanz digitaler Kompetenzen aus der Perspektive von Erwerbstätigen und Berufseinsteiger*innen. Digitale Kompetenz wird dabei in Anlehnung an den europäischen Kompetenzrahmen DigComp definiert und online erhoben. Zudem untersucht sie, wie Weiterbildungsangebote rund um das Thema digitale Kompetenzen gestaltet werden sollten.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
In verschiedenen Berufen verändern sich im im Zuge der Digitalisierung Anforderungsprofile. Dadurch stehen Erwerbstätige vor der Herausforderung, sich geänderten Abläufen anzupassen und ihr Wissen weiter auszubauen. Die Autorin beschreibt die Entwicklung digitaler Kompetenzen als notwendig, um sich zukünftig Chancen im Berufsleben erhalten zu können und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Durch eine zunehmende Automatisierung sowie im Kontext der Entwicklung des Internets der Dinge kommt dem Umgang mit Daten zunehmend eine bedeutendere Rolle zu.
Kompetenzanforderungen
Im Berufsalltag ergeben sich Herausforderungen in unterschiedlichen Bereichen, so Zum Beispiel in Hinblick auf Datenschutz, das Lösen von Problemen mit diigtalen Medien oder das Beurteilen von Informationen. Es gehört zu den digitalen Kompetenzen von Berufstätigen, Informationen recherchieren, sammeln und verarbeiten zu können, um dann kritisch beurteilen zu können, welche Relevanz sie für Abläufe haben.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Daten wiederfinden, abrufen und speichern; Daten sicher aufbewahren; Dokumente und Dateien erstellen; Daten und Informationen zusammenfassen und präsentieren; verschiedene digitale Kommunikationsmöglichkeiten nutzen; zielgerichtete digitale Kommunikationsmöglichkeiten; virtuelle Teams bilden und kommunizieren; Dateien, Informationen und Links teilen; digitale Werkzeuge für Zusammenführung von Informationen nutzen; digitale Werkzeuge bei der gemeinsamen Erarbeitung von Dokumenten nutzen; Maßnahmen für Datensicherheit und zum Schutz gegen Datenmissbrauch berücksichtigen; Privatsphäre in digitalen Umgebungen durch geeignete Maßnahmen schützen; Sicherheitseinstellungen ständig aktualisieren; Anforderungen an digitale Umgebungen formulieren; Bedarfe für Lösungenbei technischen Problemen ermitteln und Lösungen finden, Lösungsansätze entwickeln; effektive digitale Lernmöglichkeiten nutzen.
Kognitive Dimension: Suchstrategien nutzen und weiterentwickeln; in verschiedenen digitalen Medien suchen; relevante Quellen suchen und zusammenführen; Informationen und Daten analysieren; Daten zusammenfassen und strukturieren; die Bedeutung von Urheberrecht und geistigem Eigentum kennen; Risiken und Gefahren in digitalen Umgebungen kennen; technische Probleme identifizieren; eine Vielzahl von digitalen Werkzeugen kennen; effektive digitale Lernmöglichkeiten finden; Funktionsweisen und Prinzipien der digitalen Welt erkennen und formulieren; Vielfalt der digitalen Medienlandschaft kennen.
Affektive Dimension: Digitale Technologien gesundheitsbewusst nutzen.
Kreative Dimension: Daten und Informationen präsentieren; eine Vielzahl von digitalen Werkzeugen kreativ anwenden.
Soziale Dimension: Proaktiv kommunizieren; In virtuellen Teams zusammenarbeiten; Verhaltensregeln bei digitaler Interaktion und Kooperation kennen und anwenden; Kommunikation der jeweiligen Umgebung anpassen; ethische Prinzipien bei der Kommunikation kennen und berücksichtigen; kulturelle Vielfalt in digitalen Umgebungen berücksichtigen.
Kritisch-reflexive Dimension: Informationen und Daten interpretieren und bewerten; Informationsquellen kritisch bewerten; Urheber- und Nutzungsrechte bei eigenen und fremden Werken berücksichtigen; Persönlichkeitsrechte beachten; Risiken und Gefahren in digitalen Umgebungen reflektieren und berücksichtigen; Strategien zum Schutz entwickeln und anwenden können; effektive digitale Lernmöglichkeiten bewerten ; Wirkung von Medien in der digitalen Welt (Idole, Stars, Gewalt etc.) analysieren und konstruktiv damit umgehen; die wirtschaftliche Bedeutung digitaler Medien kennen und für Geschäftsideen nutzen; Potenziale der Digitalisierung im Sinne sozialer Integration und Teilhabe erkennen; eigene Defizite bei der Nutzung digitaler Werkzeuge erkennen und Strategien zur Beseitigung entwickeln.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Digitale Kompetenz hat neben dem Berufsleben auch generell zur Teilhabe an der Gesellschaft eine große Bedeutung. Die Autorin stellt digitale Kompetenz gleichwertig neben andere Kompetenzen, wie beispielsweise Fach- oder Sozialkompetenz. Digitale Kompetenz bildet ein mehrdimensionales Konstrukt, wobei es jedoch vorrangig darum geht, "die Chancen der Digitalisierung zu erkennen und Kenntnisse zu erlangen, wie sich durch digitale Technologien und Anwendungen Tätigkeiten und Aufgaben optimieren lassen" (S. 8). Sie wird als Querschnittsaufgabe betrachtet, die alle Menschen betrifft, die in einer digitalisierten Gesellschaft handeln.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Der Grundstein für die Entwicklung digitaler Kompetenz sollte bereits durch Schulen gelegt werden. Daran anschließend sind Unternehmen in der Pflicht, die Entwicklung digitaler Kompetenzen zu unterstützen. Hierbei wird der Geschäftsführung sowie der IT-Abteilung eine besondere Rolle zugeschrieben. Die Autorin beschreibt es als relevant, sich bei der Entwicklung von Weiterbildungsangeboten zum Thema digitale Kompetenzen an der jeweiligen Zielgruppe zu orientieren. Vor allem Online-Formate scheinen sich zur Weiterbildung für Erwerbstätige anzubieten aufgrund von damit verbundener Flexibilität und Mobilität. Da die Digitalisierung Kompetenzträger*innen stets vor neue Herausforderungen stellen wird, wird eine individuelle Bereitschaft zum lebenslangen und auch eigenverantwortlichen Lernen als essentielle Bedingung angesehen. Des Weiteren werden aber auch Rahmenbedingungen in den Unternehmen (beispielsweise der Informationsfluss zu Digitalisierungsstrategien) als relevanter Kontextfaktor für die Motivation der Mitarbeitenden, etwas Neues zu lernen, beschrieben. Auch die Größe des Unternehmens und damit verbundene Strategien des Wissensaustauschs, wie beispielsweise Wikis, werden mit Blick auf die Förderung von Kompetenz angesprochen. Das Sample der Studie umfasst Erwerbstätige unterschiedlicher Branchen (sowohl aus Industrie, Handel als auch dem Dienstleistungsbreich). In der Auswertung werden Kompetenzen zum einen in Verbindung zur jeweiligen beruflichen Stellung (beispielsweise ob man eine Fach- oder Führungskraft ist) und zum anderen in Bezug zum Alter der Befragten betrachtet.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es in allen fünf Bereichen, die im europäischen Referenzrahmen zu digitalen Kompetenzen unterschieden werden, einen Förderbedarf gibt. (Wissens-)Lücken zeigen sich vor allem im Umgang mit Daten sowie im Bereich der Sicherheit - namentlich dem sicheren Agieren in digitalen Umgebungen sowie beim Thema Datenschutz. Im Bereich des Urheberrechts schätzen sich etwa 25 Prozent der Befragten sehr gut ein, ein weiteres Drittel beschreibt sich als routiniert. Vor allem bei Fachkräften verweisen die Studienergebnisse im Kompetenzbereich der Sicherheit auf Förderbedarfe. Dem Suchen und Filtern von Informationen messen 76 Prozent der Befragten eine hohe Relevanz bei. 63 Prozent schätzen ihre Fähigkeiten in diesem Bereich (eher) gut ein. Im Bereich des Suchens und Filterns sowie des Analysierens und Bewertens von Informationen und Daten schätzen sich nur 20 Prozent der Befragten exzellent ein. Im Bereich des Speicherns, Abrufens und Verwaltens von Informationen zeigt sich ebenfalls eine Kluft zwischen Relevanz- und Selbsteinschätzung. 75 Prozent der Befragten befinden das als (eher) wichtig; über die Kompetenzen verfügen jedoch lediglich 59 Prozent der Befragten. Im Bereich der Kommunikation und Kollaboration schätzen 20 Prozent der Befragten ihre Kompetenz als exzellent ein, Verhaltensnormen in der digitalen Kommunikation zu kennen und anzuwenden. Hinzu kommen 35 Prozent, die sich darin als routiniert einschätzen. Im Bereich der Problemlösung kennen - nach Aussage der Befragten - etwa die Hälfte eine Vielzahl an digitalen Anwendungen und können diese kreativ einsetzen, um Probleme zu lösen. Insgesamt wird die Wichtigkeit dieses Kompetenzbereichs vergleichsweise gering eingeschätzt. Nur 40 Prozent der Befragten geben an, dass Problemlösung eine sehr hohe Bedeutung hat. Im Bereich des Umgangs mit Medien (insbesondere Social Media) verfügen die Hälfte der Befragten über gute Kompetenzen. Hierbei zeigen sich allerdings altersbezogene Unterschiede dahingehend, dass sich Ältere im Vergleich zu Jüngeren weniger kompetent einschätzen mit Blick auf Verständnis, Analyse und Bewertung von Medien.
Quellenangabe
Bunk, V. (2020). Digitale Kompetenzen – Wahrnehmung und Anspruch. Wie viel Digitalität können die Beschäftigten in Deutschland und welche Inhalte werden von Bildungseinrichtungen erwartet?. techconsult GmbH. https://www.ihk-digitalkompetenz.de/studie/