Medienkompetenz macht Bildung – Eine empiriegestützte qualitative Untersuchung der Mediennutzung und Medienkompetenz von Kindergartenkindern im Rahmen der Förderung durch das Dortmunder Interventionsprojekt „KidSmart – Medienkompetent zum Schulübergang“ mit Folgerungen für die Medienpraxis in der frühen Bildung.
Kurzbeschreibung
Die Masterarbeit ist im Rahmen des interventiven Forschungsprojekts „KidSmart – Medienkompetent zum Schulübergang“ der Forschungsstelle Jugend-Medien-Bildung entstanden und gehört zur Reihe „Fallstudien zu Medien in der Frühen Bildung“. Ziel der Arbeit ist es, die Mediennutzung und Medienkompetenz von Kindergartenkindern qualitativ zu untersuchen. Dafür werden begleitend vor, während und nach dem Projekt in verschiedenen Kitas Eltern, Kinder und Erzieher*innen schriftlich und mit Puppet-Interviews befragt. Ergänzend dazu wird in den Kitas eine teilnehmende Beobachtung durchgeführt. Durch den Einbezug der Perspektiven von Eltern und Erzieher*innen soll das gesamte Handlungsfeld der frühen Bildung von Kindern samt seinen Akteuren betrachtet werden. Ein Fokus der Arbeit liegt dabei auf der Frage, auf welchem Stand sich die Medienkompetenz der Kinder zum Zeitpunkt des Projekts befindet, wie sich die Medienkompetenz durch das Projekt verändert und inwiefern sie durch die Intervention gefördert wird. Abschließend wird der Frage nachgegangen, welche Folgerungen sich daraus für die Medienpraxis der frühen Bildung ergeben.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Kinder wachsen in einer von Medien und Informationstechnologien geprägten Wirklichkeit auf. Durch neue Medien und Informationstechnologien ergeben sich einschneidende Veränderungen in der Lebenswelt. Durch die Mediatisierung ist Medienbildung zu einer Aufgabe geworden, die Familien alleine nicht mehr bewältigen können.
Kompetenzanforderungen
keine Angabe
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Nutzung und Inbetriebnahme neuerer Medien (wie Videorecorder oder Computer).
Kognitive Dimension: Medienwissen und Medialitätsbewusstsein (z.B. Kenntnisse über Rundfunk- und Fernsehsysteme, Kenntnisse über die Finanzierung von Fernsehen; Bewusstsein der medialen Realitätskonstruktion); Aneignungsfähigkeit von Inhalten klassischer Medien; Selektion und Kombination von Mediennutzung.
Affektive Dimension: Aufbau von angebotsadäquaten Erwartungen an Medieninhalte; medienbezogene Genussfähigkeit.
Kreative Dimension: Produktive Partizipationsmuster (eigene Bearbeitung und Produktion von Medienprodukten).
Soziale Dimension: Nutzung von Anschlusskommunikation von/über Medieninhalten.
Kritisch-reflexive Dimension: Fähigkeit zur Bewertung der Intention von Medieninhalten; medienbezogene Kritikfähigkeit (u.a. kognitive Analyse und Bewertung von Medieninhalten, Anwendung von Qualitätskriterien).
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Medienkompetenz wird als Gesamtkonstruktion betrachtet, die sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt. Dabei handelt es sich um Medienwissen, medienspezifische Rezeptionsmuster, medienbezogene Genussfähigkeit, medienbezogene Kritikfähigkeit, Selektion und Kombination von Mediennutzung, produktive Partizipationsmuster und Anschlusskommunikation. Zusätzlichen Einfluss auf die Medienkompetenz von Kindern haben die vier Faktoren: sozialer Hintergrund der Kinder, Vorbildfunktion der Eltern, Vorbilder in der Kita, sowie persönliche (Medien)interessen der Kinder.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Die Familienstruktur, der soziokulturelle Hintergrund und das Bildungsniveau der Familie, sowie die Vorbildfunktion der Eltern, die Vorbilder in der Kita und die persönlichen (Medien)interessen der Kinder werden als Faktoren betrachtet, die die Medienkompetenz von Kindern beeinflussen und werden somit in das Forschungsmodell integriert. Das Projekt war darüber hinaus in einem Dortmunder Stadtteil angesiedelt, in dem der Migrationsanteil und die Arbeitslosenquote weit über dem städtischen und dem Landesdurchschnitt liegen.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
Bis dato wurden in Studien zu Medienkompetenz von Kindern überwiegend die Erziehungsverantwortlichen befragt, auf Grund des mangelnden Ausdrucksvermögens der Kinder.
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Als Ergebnis wird ein Vergleich erstellt, in dem die Mediennutzung und die Medienkompetenz der an dem Projekt teilnehmenden Kinder, vor und nach dem Projekt, betrachtet werden. Dabei wird sich an den sieben Dimensionen von Medienkompetenz orientiert. Hinsichtlich des Medienwissens konnte eine Erweiterung festgestellt werden. Auch der Umfang des medialen Wortschatzes ist gewachsen. Bei medienspezifischen Rezeptionsmustern konnte vor allem im Bereich der technologisch-instrumentellen Fertigkeiten ein Zuwachs verzeichnet werden. In der medienbezogenen Genussfähigkeit war kaum ein Unterschied festzustellen. Im Laufe des Projekts konnte vereinzelt zunehmende Medienkritikfähigkeit festgestellt werden, sowie zunehmende Fähigkeiten zur Anschlusskommunikation. Auch hinsichtlich der Selektion und Kombination zeigte sich ein Zuwachs von Kompetenz. Bei produktiven Partizipationsmustern konnte eine deutliche Erweiterung verzeichnet werden. Insgesamt konnten alle Kinder ihre Medienkompetenz in unterschiedlichem Maß erweitern. Kinder, die zu Beginn des Projektes wenig Medienkompetenz vorweisen konnten, scheinen während des Projektes viele Kompetenzen dazugewonnen zu haben.
Quellenangabe
Lange, A.-K. (2013). Medienkompetenz macht Bildung – Eine empiriegestützte qualitative Untersuchung der Mediennutzung und Medienkompetenz von Kindergartenkindern im Rahmen der Förderung durch das Dortmunder Interventionsprojekt „KidSmart – Medienkompetent zum Schulübergang“ mit Folgerungen für die Medienpraxis in der frühen Bildung. In G. Marcie-Boehncke, & M. Rath (Hrsg.), Fallstudien zu Medien in der Frühen Bildung. Dortmund.
Sonstige Anmerkungen
Die drei Erhebungsinstrumente werden einer kritischen Betrachtung unterzogen und es werden Schwächen der jeweiligen Instrumente herausgearbeitet. So wird zum Beispiel erwähnt, dass in der zweiten Projktphase nicht genügend, Fragebögen der Eltern und Erzieher*innen zurück kamen, die Daten, die aus der Beobachtung und den Puppet-Interviews hervorgehen, jedoch genügen. In der Ergebnisdarstellung wird außerdem darauf hingewiesen, dass einzelne Kompetenz(veränderungen) nicht zwingend auf das Interventionsprojekt zurückzuführen sind.