Die Vermittlung von Medienkompetenz in allgemeinbildenden Schulen – Zentrale Ergebnisse eines Evaluationsprojekts

Kurzbeschreibung

Die Studie analysiert das Konzept Kursplan Medienkunde. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der zum Ziel hat, die Vermittlung von Medienkompetenz in verschiedene Unterrichtsfächer zu integrieren. Die Umsetzung dieses Konzeptes wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes evaluiert. Zentrale Fragestellungen der Evaluation sind: Wie wurde der Kursplan umgesetzt? Wie wird die Umsetzung bewertet? Welche Faktoren begünstigen eine erfolgreiche Umsetzung? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden verschiedene empirische Herangehensweisen kombiniert, wodurch sich die Evaluation in sechs Teilprojekte untergliedert. Zunächst wird das Konzept Medienkompetenz beschrieben. Daraufhin folgt eine explorative Studie, in der an vier Schulen die Schulleitungen und Lehrkräfte interviewt wurden. Im nächsten Schritt wurden Expert*innen zu diesem Thema interviewt. Anschließend folgte eine Befragung mittels eines Fragebogens von Lehrenden und Schulleitungen in 51 Schulen in Thüringen. Zum Abschluss wurden drei Schulen näher untersucht (Hospitation im Unterricht) und auch hier Gespräche mit Schulleitungen, Lehrkräften und Schüler*innen geführt.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Digitalisierung führt zu Veränderungen im Mediennutzungsverhalten besonders bei Kindern und Jugendlichen. Damit gehen neue Anforderungen einher, die durch entsprechende Kompetenzen bewältigt werden können. Eine Anforderung an die universitäre Lehre besteht darin, verstärkt Medienkompetenz zu fördern sowie für Medienkompetenz spezialisierte Lehrer*innen auszubilden.

Kompetenzanforderungen

Die Fähigkeit zum Umgang mit digitalen Medien in aktiver, kritischer und funktionaler Weise.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Medien bei Kommunikation/Zusammenarbeit mit anderen sinngebend einsetzen; Dateiformate erkennen und mit dem richtigen Programm verwenden; Gestaltungsregeln von Printmedien umsetzen; Berechnungen mit einem Tabellenkalkulationsprogramm durchführen; digitale Medien kreativ verändern; Ergebnisse durch eine Präsentation z.B. PowerPoint präsentieren.

Kognitive Dimension: Kommunikation/Zusammenarbeit mit anderen sinngebend einsetzen; bei simultaner Mediennutzung den Überblick behalten; passendes Medium für spezifischen Zweck auswählen; Schutz eigener Daten und Privatsphäre (erkennen wann eigene Daten erfasst und weitergegeben werden, sicher online surfen); Glaubwürdigkeit unterschiedlicher Informationsquellen beurteilen; Kenntnis technischer Begriffe; Quelle richtig berichten; Onlineinhalte gemäß urheberrechtlich korrekter Form nutzen; effektive Informationsrecherche; Information aus unterschiedlichen Quelle zusammenfassen und interpretieren.

Affektive Dimension: eigenes online Kommunikationsverhalten kritisch reflektieren; mit Cybermobbing angemessen umgehen; angemessene Umgangsformen bei der Online-Kommunikation beachten.

Kreative Dimension: digitale Medienangebote, z.B. Website, kreativ gestalten; Daten grafisch oder tabellarisch darstellen; Gestaltungsregeln für Printmedien anwenden; Ergebnisse mit Hilfe eine Präsentation vorstellen.

Soziale Dimension: angemessene Umgangsformen bei der Online-Kommunikation beachten; mit Cybermobbing angemessen umgehen; Medien bei Kommunikation/Zusammenarbeit sinnvoll einsetzen; angemessen zwischen realer und virtueller Welt wechseln; eigenes online Kommunikationsverhalten kritisch reflektieren.

Kritisch-reflexive Dimension: Gefahren von Mediensucht einschätzen können; eigenes online Kommunikationsverhalten kritisch reflektieren; Schutz eigener Daten und Privatsphäre (z.B. erkennen wann eigene Daten erfasst und weitergegeben werden, sicher online surfen); Quellen bezüglich Glaubwürdigkeit bewerten können; den Einfluss digitaler Medien auf das gesellschaftliche Leben erklären, Bedeutung digitaler Medien auf die Berufswelt erläutern; Einfluss von Gewalt in den Medien einschätzen; zwischen Werbung und journalistischen Inhalten differenzieren; erklären, dass unterschiedliche Akteure unterschiedliche Ansichten vertreten.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Medienkompetenz umfasst funktionale, kritische und aktive Aspekte. Es unterliegt gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen und ist daher kein starres Konzept.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

Die Lehrkräfte können ihre Einschätzung zum Kursplan Medienkunde und, ob und wie dieser fortgeführt werden soll, abgeben.

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Evaluation bezog auch die Rahmenbedingungen von Lehrkräften ein (wie z.B. ihre zeitlichen Ressourcen, technische Ausstattung an der Schule oder Unterstützung im Kollegium). Auch die Mediennutzung im Unterricht wurde erfasst. Einbezogen wurde darüber hinaus z.B. das Vorwissen der Lehrenden, die Art, auf die sie sich dieses angeeignet haben, sowie die private Mediennutzung.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Wissenstests lassen keine Rückschlüsse auf den Ursprung des Wissens von Schüler*innen zu. Es lassen sich auch keine Rückschlüsse auf Rahmenbedingungen und Lehraktivitäten, durch die Medienkompetenz gefördert werden kann, schließen.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

keine Angabe

Quellenangabe

Wolling, J., & Berger, P. (2018). Die Vermittlung von Medienkompetenz in allgemeinbildenden Schulen: Zentrale Ergebnisse eines Evaluationsprojekts. Universitätsverlag Ilmenau

Sonstige Anmerkungen

Die Studie untersucht nicht konkret Medienkompetenz. Hauptsächlich wird die Einschätzung der Befragten zur Umsetzung des Kursplan Medienkunde eingeholt. Unter anderem werden dabei auch die Mediennutzung der Lehrkräfte, die IT-Ausstattung der Schulen und die Medienkompetenz der Schüler*innen eingeschätzt. In der Praxis erachten Lehrer*innen manche Aspekte von Medienkompetenz wichtiger als andere, sodass auf bestimmte Aspekte bei der Umsetzung des Kurskonzepts Medienkunde fokussiert wird. So wird zwar dem Persönlichkeitsschutz die größte Wichtigkeit von Seiten der Lehrkräften zugeschrieben. Umgesetzt wird jedoch am häufigsten die gezielte Suche und kritische Nutzung von Informationen. Insgesamt schreiben die Lehrenden Medienkompetenz eine große Bedeutung für Schüler*innen zu. Sie schreiben ihren Schüler*innen ein mittleres Kompetenzniveau (mit Blick auf die Medienkompetenzdimensionen) zu, wenn sie die Schule verlassen.

Zuletzt geändert am 27. September 2024.