Fit für die digitale Hochschule? Modellierung und Erfassung digitaler Kompetenzen von Hochschullehrenden

Kurzbeschreibung

Der Autor beschreibt die Entwicklung eines Modells zu digitalen Kompetenzen für den Bereich der Hochschullehre. Dieses baut maßgeblich auf drei Modellen auf, nämlich dem DigComp-Modell, dem TPACK-Modell und dem Digital Literacy Framework des britischen Joint Information Systems Commitee. Da es Kompetenzen für Hochschullehrende beschreibt, betrachtet es sowohl Fähigkeiten, die in der Lehre als auch in der Forschung und der akademischen Selbstverwaltung benötigt werden. Das entwickelte Modell umfasst acht Dimensionen (IT-Kompetenz, Informationskompetenz, Kommunikations-/Kollaborations-Kompetenz, Digitale Lehre, Digitale Identität und Karriereplanung, Digitale Wissenschaft, Digital Produzieren und Analyse-/Reflektions-Kompetenz). Um Kompetenzentwicklung abbilden zu können, werden im Modell zusätzlich drei Kompetenzstufen unterschieden. Während es auf einer ersten Stufe um Wissen und Verständnis geht, besteht eine höhere Kompetenzstufe im Anwenden. Die höchste Kompetenzstufe ist erreicht, wenn Lehrende andere bei der Kompetenzentwicklung unterstützen können, also eine Art Vermittler*innenrolle übernehmen. Anschließend wird ein auf dem Kopetenzmodell aufbauendes Kompetenzraster vorgestellt, für welches für jede Kompetenzdimension und -stufe eine konkrete Beschreibung erstellt wurde. Daraus wurde ebenfalls ein Instrument zur Selbsteinschätzung von Kompetenzen entwickelt, das für die praktische Anwendung des Modells eine Hilfestellung sein kann.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Im Zuge der Digitalisierung gewinnen digitale Technologien zunehmend an Bedeutung. Sie durchdringen private und berufliche Bereiche. Somit wird der Umgang mit digitalen Technologien für die Teilhabe an der Gesellschaft zunehmend relevanter. Auch für den Hochschulbereich ergeben sich aus diesem Wandel neue Herausforderungen. Hier bietet der Einsatz digitaler Medien zahlreiche Chancen, wie zum Beispiel die Unterstützung eines sogenannten "shift from teaching to learning" (S. 64).

Kompetenzanforderungen

Hochschullehrende stehen vor allem vor der Aufgabe, ihren Studierenden digitale Kompetenzen zu vermitteln.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Aufgabenorientierte, adäquate und sichere Nutzung digitaler Technologien; souveräner Umgang und eigenständige Nutzung digitaler Technologien für Lern- und Lehrzwecke; Nutzung und Erzeugung von digitalen Daten, Quellen, Methoden und Publikationen um wissenschaftliche Ziele zu erreichen; Erstellung digitaler Medien für Lern- und Lehrzwecke oder für die Forschung; Informationen organisieren und teilen.

Kognitive Dimension: Kompetenter und kritischer Umgang mit Informationen; Informationen beschaffen, bewerten und korrekt verwenden.

Kreative Dimension: Erstellung digitaler Medien für Lern- und Lehrzwecke oder für die Forschung.

Soziale Dimension: Nutzung und aktive Teilnahme in sozialen Netzwerken für Lernen, Lehren und Forschung.

Kritisch-reflexive Dimension: Aufbau, Pflege und Schutz einer eigenen digitalen Identität; effiziente und kritische Nutzung digitaler Medien; Analyse und Kritik des eigenen Medieneinsatzes.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Medienkompetenz wird in Anlehnung an Dieter Baacke als eine Form kommunikativer Kompetenz beschrieben. Vor dem Hintergrund einer zunehmend digitalisierten Welt erachtet es der Autor jedoch als passender, den Begriff der digitalen Kompetenzen zu verwenden. Von der Definition digitaler Kompetenz durch Ferrari (2012) sowie von Kompetenz allgemein nach Weinert (2001) ausgehend wurde das vorliegende Kompetenzmodell für die Hochschullehre entwickelt. Digitale Kompetenzen lassen sich über verschiedene Kompetenzfelder beschreiben. Die für das kompetente Handeln notwenigen Fähig- und Fertigkeiten bestimmen sich nach den Kontexten, in denen sie gebraucht werden. Für die Kompetenzbestimmung einer Berufsgruppe muss deswegen ein eigenes Kompetenzmodell entwicklt werden. Kompetenzen werden als erlernbar definiert.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Das Modell fokussiert sich auf die Berufsgruppe der Hochschullehrenden und unterscheidet vor diesem Hintergrund drei Bereiche, in denen Kompetenzträger*innen tätig sind und welche im Modell berücksichtigt werden sollen, nämlich die Lehre, Forschung und akademische Selbstverwaltung.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Der Autor geht darauf ein, dass Selbsteinschätzungen als Mittel der Kompetenzbestimmung oft kritisiert werden, jedoch auch praktische Vorteile aufweisen wie beispielsweise einen geringen Erhebungsaufwand. Zudem führt er an, dass Selbsteinschätzungen von Expert*innen - als solche werden Hochschullehrende begriffen - valide Informationen über Kompetenzen liefern können.

Quellenangabe

Eichhorn, M. (2019). Fit für die digitale Hochschule? Modellierung und Erfassung digitaler Kompetenzen von Hochschullehrenden. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 36, 63-80. https://www.doi.org/10.21240/mpaed/36/2019.11.13.X

Zuletzt geändert am 21. Dezember 2022.