Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2022 – Wissen und Handeln im Kontext von KI

Kurzbeschreibung

Die repräsentative Studie gibt einen Überblick über die Einschätzung von medien- sowie auf Künstliche Intelligenz bezogene Kompetenzen in der deutschsprachigen Bevölkerung. Zudem ist die Einschätzung des eigenen Wissens sowie Einstellungen gegenüber Künstlicher Intelligenz Thema der Studie. Um die Perspektive der Kompetenzträger*innen mit einzubeziehen, werden diese in der telefonischen Befragung sowohl nach ihrem Können als auch nach ihrer Einschätzung gesellschaftlicher Relevanz von medienbezogenen Kompetenzen gefragt. Aufbauend auf einem Rahmenkonzept wird Kompetenz in sechs Dimensionen dargestellt - instrumentell-qualifikatorisch, kognitiv, kritisch-reflexiv, kreativ, sozial und emotional. Inwiefern sich medien- und auf Künstliche Intelligenz bezogene Kompetenzen sowie das Wissen und die Einstellungen gegenüber Künstlicher Intelligenz in verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterscheiden, ist ebenfalls Gegenstand dieser Studie.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Der zunehmende Einsatz Künstlicher Intelligenz wird als Entwicklung gesehen, an der deutlich wird, über welche Kompetenzen Menschen in Zukunft verfügen müssen.

Kompetenzanforderungen

In der Studie werden verschiedene Kompetenzanforderungen im Umgang mit digitalen Medien bzw. Künstlicher Intelligenz angesprochen. Unter diese Anforderungen fallen instrumentell-qualifikatorische, kognitive, kritisch-reflexive, kreative, soziale und emotionale Fähigkeiten. Detailliert werden diese in der Rubrik Kompetenzdimensionen aufgeführt.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Technische Schwierigkeiten beim Umgang mit Medien selbstständig beheben können; Voreinstellungen ändern können.

Kognitive Dimension: sich aus verschiedenen Quellen online informieren können; die Glaubwürdigkeit von Quellen einschätzen können.

Affektive Dimension: Inhalte bedürfnisorientiert auswählen können; Grenzen in der eigenen Mediennutzung setzen können.

Kreative Dimension: kreative Inhalte mit anderen teilen können.

Soziale Dimension: sich mühelos mit anderen austauschen können; angemessen auf Inhalte anderer reagieren können; kreative Inhalte mit anderen teilen können.

Kritisch-reflexive Dimension: Risiken erkennen können; die eigene Privatsphäre schützen können; Grenzen in der eigenen Mediennutzung setzen können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Kompetenz wird im Handeln sichtbar.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

Die Autor*innen beschreiben, dass die Perspektive der Kompetenzträger*innen sowohl über die Selbsteinschätzung von Kompetenzen und Wissen als auch über die Einschatzung gesellschaftlicher Relevanz von Kompetenzen eingebunden wurde.

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Autor*innen beschreiben, dass mit Blick auf medienbezogene- und auf Künstliche Intelligenz bezogene Kompetenzen verschiedene Kontextfaktoren in der Studie Berücksichtigung fanden: darunter darunter beispielsweise Einstellungen gegenüber Künstlicher Intelligenz, Motivation/Selbstwirksamkeitsüberzeugungen sowie weitere Merkmale auf individueller Ebene, wie beispielsweise das Alter, das Geschlecht, der formale Bildungshintergrund, der Beruf sowie die Migrationsgeschichte der Befragten. Für die Auswertung wurden beispielsweise unterschieliche Berufsgruppen (IT-Branche, schulischer Bildungsbereich, Pflege sowie Mitarbeitende im öffentlichen Dienst) verglichen. Darüber hinaus werden weitere Kontextfaktoren sowohl auf subjektiver als auch auf gesellschaftlicher Ebene angesprochen, die Gegenstand weiterer Analysen sein sollen.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Die Autor*innen merken kritisch an, dass in der Studie lediglich Selbsteinschätzungen erhoben wurden, die keinen direkten Rückschluss auf wirkliche Kompetenzen ermöglichen. Vor diesem Hintergrund gilt es auch Ergebnisse zu beispielsweise geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Einstellungen zu Künstlicher Intelligenz kritisch zu hinterfragen. Hinzu kommt bei Selbsteinschätzungen die Problematik der sozialen Erwünschtheit.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Insgesamt fallen drei Kompetenzbereiche auf, in denen sich die Befragten - mit Blick auf Geräte mit Künstlicher Intelligenz - eher verhalten einschätzen. Das ist erstens der Schutz der eigenen Daten, zweitens das Beheben technischer Probleme im Umgang mit Anwendungen Künstlicher Intelligenz sowie drittens das Einschätzen möglicher Risiken beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Es zeigt sich auch, dass Erfahrungen mit Geräten, die auf Künstlicher Intelligenz basieren (wie Smartwatches, Sprachassistenzsysteme und Navigationsgeräte), Einfluss auf die Wahrnehmung der eigenen Kompetenzen haben. So schätzen sich Personen kompetenter ein, die solche Geräte nutzen im Vergleich zu solchen, die die genannten Geräte (eher) nicht nutzen. Vergleicht man, wie die Befragten ihre Kompetenz einschätzen, damit, wie relevant sie diese Kompetenzen finden, ergeben sich teilweise deutliche Unterschiede. Dies ist zum Beispiel bei den emotionalen und sozialen Kompetenzdimensionen der Fall, die im Vergleich zu anderen Kompetenzdimensionen als weniger wichtig erachtet werden. Zugleich schätzen - gerade jüngere Befragte - ihre Fähigkeiten hierin gut ein. Besonders deutlich wird an den Ergebnissen der Studie, dass das Thema des Datenschutzes für viele eine wichtige Herausforderung ist, wenn es um digitale Medien allgemein oder Künstliche Intelligenz im Speziellen geht. Hierin schätzen sich die Befragten vergleichsweise eher verhalten ein, schreiben dem Schutz von Daten oder der Privatsphäre in digitalen Umgebungen jedoch einen hohen Stellenwert zu.

Quellenangabe

Pfaff-Rüdiger, S., Herrmann, S., Cousseran, L., & Brüggen, N. (2022). Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2022. Wissen und Handeln im Kontext von KI. kopaed. https://doi.org/10.5281/zenodo.6668913

Sonstige Anmerkungen

Die Befragten verbinden mit Künstlicher Intelligenz vor allem konkrete Anwendungen, wie zum Beispiel Roboter, autonomes Fahren oder Sprachassistenzsysteme. Hingegen werden Funktionsweisen Künstlicher Intelligenz kaum mit dem Begriff assoziiert. Zwar kennen 90 Prozent der Befragten den Begriff Künstliche Intelligenz. Jedoch trauen sich nur 29 Prozent derjenigen, die den Begriff kennen, auch zu, diesen erklären zu können. Dies sind eher Personen, die beruflich mit dem Thema in Berührung kommen und/oder formal höher gebildet sind.

Zuletzt geändert am 20. Dezember 2023.