Analysis and Comparison of International Digital Competence Frameworks for Education

Kurzbeschreibung

Welche digitalen Kompetenzen sind wie wichtig? Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten, woraus eine gewisse Ratlosigkeit bei Vertreter*innen aus Wissenschaft, Bildungspraxis, Politik und bei Nutzenden resultiert. Vor diesem Hintergrund vergleichen die Autor*innen verschiedene internationale digitale Kompetenzrahmen aus dem Bildungsbereich. Das sind Konzepte zur digitalen Kompetenzförderung bestimmter Zielgruppen. Ziel ist es, eine Leitfaden zur Verfügung zu stellen, mit dem die oben genannten "Orientierungslosen" digitale Kompetenzen bestimmter Zielgruppen bewerten und fördern können. Dazu wird aus ausgewählten Kompetenzrahmen herausgearbeitet, welchen Zwecken sie dienen, wie sie strukturiert sind, sowie welche Kompetenzen, Niveaus und Indikatoren für die Entwicklung von Instrumenten sie umfassen. Im Fokus stehen dabei eher digitale Technologien. Die Ausrichtung des jeweiligen Kompetenzrahmens wird von der zugrundeliegenden Theorie, den Zielgruppen sowie seinem Zweck bestimmt. Die Mehrheit der Kompetenzrahmen dient der Ausbildung von Lehrkräften, wobei sich die Kompetenzförderung im Wesentlichen auf soziale, instrumentell-qualifikatorische, kognitive und kritisch-reflexive Aspekte von Digitalkompetenz konzentriert. Die Autor*innen plädieren dafür, die Struktur digitaler Kompetenzrahmen an vier Komponeneten auszurichten, nämlich Bildungsakteur*innen (z.B. Lehrkräften oder Angestellten), Bildungsebenen (z.B. schulisch oder betrieblich), (Alters-)Stufen bzw. Entität (Individuen oder Unternehmen) und Bewertungsinstrumenten.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Mit der zunehmenden Verbreitung digitaler Technologien steigt auch die Anzahl an Kompetenzrahmen, die auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene entwickelt werden. Da KI-basierte Technologien ständig weiterentwickelt werden, müssen auch die Kompetenzrahmen kontinuierlich angepasst und neue Kompetenzanforderungen formuliert werden.

Kompetenzanforderungen

Digital kompetente Nutzende gehen selbstbewusst, kritisch und verantwortungsvoll mit digitalen Technologien um. Sie eignen sich lebenslang neue Kompetenzen an und nutzen diese, um Wissen zu erwerben, in ihrem Beruf und um an der Gesellschaft teilzuhaben. Während nach der Einführung privater Computer Kenntnisse über Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Kommunikation mit verschiedenen Werkzeugen und Anwendungen entscheidend waren, sind heute weitere Kompetenzen erforderlich. Dazu zählen beispielsweise das Verständnis verschiedener Medien, technische Fertigkeiten und kritisches Denken. Digitalkompetenz schließt viele verschiedene Facetten ein. Diese sind unter der Überschrift Kompetenzdimensionen ausführlich dargestellt.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Werkzeuge und Anwendungen nutzen; Sicherheitseinstellungen vornehmen;.

Kognitive Dimension: Verschiedene Medien verstehen; Mediensysteme kennen; Informationskompetenz; Informationsmanagement; Datenkompetenz; Wissensakquise.

Affektive Dimension: Wohlbefinden;.

Kreative Dimension: Digitale Inhalte produzieren; programmieren.

Soziale Dimension: Online kommunizieren; Inhalte teilen; Online-Kollaboration.

Kritisch-reflexive Dimension: Schutz geistigen Eigentums; kritisches Denken; ethisches Denken , Probleme lösen können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Digital Competence ist Teil eines breiten Begriffsfeldes, dass sich aus vielen - zum Teil widersprüchlichen Konzepten - zusammensetzt. In dieses Feld fallen beispielsweise Begriffe wie digital literacy, information literacy, media literacy, computer literacy, technology literacy, ICT literacy, data literacy, Internet literacy, digital citizenship, 21st-century skills, ICT skills und digital skills. Zugleich werden Digital Competence und Digital Literacy in der Forschung häufig synonym verwendet. Trotzdem plädieren die Autor*innen dafür, den Begriff Digital Competence zu verwenden. Denn er bezieht sich nicht nur auf Wissen und Fertigkeiten, sondern berücksichtigt auch subjektive Einstellungen, die für Lernprozesse konstitutiv sind. Digital Literacy wird als eine Kombination aus technischen Fertigkeiten mit kritischem Denken verstanden. Immer mehr Kompetenzrahmen und Strategiepapiere gehen von einem holistischen Ansatz aus, das heißt der Fokus liegt nicht einseitig auf Technikwissen sondern auch ethische, kognitive und kulturelle Aspekte sowie kritisches Denken finden Berücksichtigung. Digital Competence hat zudem Bedeutung für breitere Begriffe wie digital citizenship oder 21st-century skills.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Unterschiedliche Alters-, Bildungs- und Zielgruppen haben verschiedene Bedürfnisse und Kompetenzen. Deshalb sollten Lernende die Möglichkeit haben und darin ermutigt werden, auf verschiedenen Ebenen je nach Kompetenzbereich zu arbeiten. Digitale Kompetenzrahmen sollten Faktoren sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene berücksichtigen. So müssen sie etwa unterschiedliche soziale und wirtschaftlichen Realitäten sowie Modernisierungsgrade verschiedener Länder einbeziehen. Zudem müssen sie auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten werden. Bislang berücksichtigen die meisten digitalen Kompetenzrahmen etwa zu wenig ältere Menschen. In Bezug auf die Ausbildung von Lehrkräften müssen Kompetenzrahmen stärker Kompetenzen berücksichtigen, die der Einsatz digitaler Technologien in der Lehrpraxis verlangt, zum Beispiel bei Blended learning oder Fernunterricht.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Kompetenzrahmen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Ebenen (regional, national, international), Zwecke, Zielgruppen, theoretischen Annahmen, Methologien und Bewertungskriterien für digitale Kompetenz. Der Hälfte der Kompetenzrahmen mangelt es an einer kohärenten Struktur. Dies erschwert es, einen Leitfaden zu entwickeln, der Orientierung darüber verschafft, welche digitalen Kompetenzen eine bestimmte Zielgruppe benötigt. Manche Kompetenztrahmen erwähnen keine Instrumente, mit denen digitale Kompetenz gemessen oder bewertet werden kann.

Quellenangabe

Mattar, J., Santos, C. C., & Cuque, L. M. (2022). Analysis and Comparison of International Digital Competence Frameworks for Education. Education Sciences, 12(932), 1-24. https://doi.org/10.3390/educsci12120932

Sonstige Anmerkungen

Die sechs analysierten Kompetenzrahmen sind in ihrer Struktur nicht alle gleich aufgebaut. Mindestens die Hälfte der Kompetenzrahmen führt folgende Kompetenzen als Teil von Digital Competence auf: Informations- und Datenkompetenz, Kommunikation und Kollaboration, Teilen, Inhalte erstellen, ethische Aspekte sowie der pädagogische Einsatz digitaler Medien. Die Kategorie der Ethik wird dabei als eher übergreifende Kompetenz verstanden.

Zuletzt geändert am 1. Juli 2024.