Critical Online Information Evaluation (COIE): A comprehensive model for curriculum and assessment design
Kurzbeschreibung
Ausgangspunkt der Studie ist die Annahme, dass der digitale Wandel die Art fundamental verändert hat, wie Menschen Informationen suchen, bewerten und teilen, und viele Menschen Schwierigkeiten bei der kritischen Bewertung von online bereitgestellten Informationen haben. Die Autorinnen stellen fest, dass es kein interdisziplinäres Rahmenwerk zur Vermittlung kritischer Evaluationskompetenz mit Bezug zu Internetinformationen bzw. Online-Content gibt. In der Studie werden daher - basierend auf 17 ausgewählten Dokumenten - Lehr- und Lern-Standards für Informationskompetenz in Curricula und Rahmenschriften untersucht. Auswahlkriterium ist das Vorhandensein von kritischen Bewertungsdimensionen bezogen auf Online-Informationen. Basierend auf den Ergebnissen dieser Inhaltsanalyse entwickeln die Autorinnen ein eigenes Modell zur kritischen Bewertung von Online-Informationen. Das Modell soll Expert*innen im Bildungsbereich bei der Entwicklung von Curricula für Schüler*innen ab der sechsten Klasse und Lehrkräften für die praktische Unterrichtsplanung dienlich sein. Die drei Hauptdimensionen des COIE-Modells (Critical Online Information Evaluation) sind Untersuchung, Analyse und Synthese. Diese drei Komponenten sind weiter differenziert in insgesamt acht Unterdimensionen, die konkrete Teilkompetenzen bzw. Kompetenzindikatoren beschreiben.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Als bedeutsame und für die Forschungsarbeit ausgewählte Perspektive auf Folgen der Digitalisierung nehmen die Autorinnen die veränderten Publikationsbedingungen in digitalen Medien wahr. Hierdurch potenzieren sich die Möglichkeiten der Desinformation.
Kompetenzanforderungen
Kinder und Jugendliche ab der sechsten Klassenstufe sollten im Schulsystem der USA einheitlich im Bereich Medienkritikfähigkeit gefördert werden, um sie für den Umgang mit digitaler Information und Desinformation kompetent zu machen. Die Autor*innen beschreiben in ihrem Modell zur kritischen Bewertung von Online-Informationen verschiedene Teilkompetenzen: So sollten Kompetenzträger*innen nach der Informationswahrnehmung inne halten und keine vorschnellen Schlüsse ziehen, nach Beweisen für die Glaubwürdigkeit der Information suchen, die Glaubwürdigkeit des Kommunizierenden bzw. der Quelle einschätzen sowie eine ausgewogene Perspektive beibehalten. Zudem den Inhaltstypus (z. B. nach Werbung, Unterhaltungsangebot etc.) unterscheiden können, die Konstruiertheit von Medienbotschaften erkennen sowie feststellen, ob der Inhalt mit dem angestrebten Ziel kompatibel ist und übereinstimmt, und erhaltene Information differenziert organisieren und vergleichen.
Kompetenzdimensionen
Kognitive Dimension: Informationen suchen; Informationen beurteilen; Überprüfung hinsichtlich Glaubwürdigkeit; Überprüfung auf Faktizität; Beurteilung der Autor*innenschaft; Beurteilung der Quelle; Entwicklung einer ausgewogenen Perspektive auf Information; Analyse der Textform; Analyse und Kategorisierung des Medieninhalts nach Formaten und Genres; Wissen über Entstehungs- und Verbreitungswege von Online-Inhalten; Erkennen von Inszenierung; Erkennen von Intentionalität; Abgleich der Information mit den eigenen Zielsetzungen; Informationen organisieren und integrieren.
Affektive Dimension: Überprüfung, ob Onlineinhalt das gewünschte Ziel Unterhaltungserleben erfüllt hat.
Kritisch-reflexive Dimension: Beurteilung der Information; Überprüfung hinsichtlich Glaubwürdigkeit; Überprüfung auf Faktizität; Beurteilung der Autor*innenschaft; Beurteilung der Quelle; Entwicklung einer ausgewogenen Perspektive auf Information; Analyse der Textform; Analyse und Kategorisierung des Medieninhalts nach Formaten und Genres.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Die Autorinnen schlagen ein Modell zur kritischen Beurteilung von Online-Informationen vor. Sie fokussieren damit eine Dimension der mehrdimensionalen Media Literacy im Detail. Das Modell beschreibt drei Hauptdimensionen (Investigate, Analyze, Synthesize) und ist weiter differenziert in insgesamt acht Unterdimensionen, die konkrete Teilkompetenzen beschreiben.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
keine Angabe
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
Die Autorinnen diagnostizieren eine schwer überschaubare Zahl von Curricula, Rahmenkonzepten und Positionspapieren und schlagen deshalb - bezogen auf die Kompetenz der kritischen Beurteilung von Online-Inhalten - ein Modell vor, was Komponenten aus den untersuchten Texten integriert. Die Kompetenz kann damit jedoch nicht empirisch erfasst werden. Vielmehr schlagen die Autorinnen die Entwicklung altersgemäßer, konkreter Unterrichtseinheiten vor, die zur Kompetenzförderung der im Modell dargestellten Teilkompetenzen genutzt werden sollten.
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse von 17 Rahmenkonzepten, Leitlinien, Positionspapieren zur Informational Literacy werden zu einem Modell verdichtet, welches die aus Sicht der Autorinnen relevanten Haupt- und Teilkompetenzen zur kritischen Beurteilung von Online-Informationen erfasst.
Quellenangabe
Weisberg, L., Wang, X., Wusylko, C., & Kohnen, A. M. (2023). Critical Online Information Evaluation (COIE): A comprehensive model for curriculum and assessment design. Journal of Media Literacy Education, 15(1), 14-30.
Sonstige Anmerkungen
Die einbezogene Literatur stammt aus den Jahren 2009 bis 2019.