Entwicklung eines theoretischen Rahmenwerks zur Erfassung von Medienkompetenz innerhalb von E-Learning-Systemen in der beruflichen Bildung – Konzeption, Evaluation und Ausblick in der Domäne des Stuckateur-Handwerks

Kurzbeschreibung

In vorliegendem Artikel wird die Entwicklung eines Medienkompetenzmodells (auf Basis einer strukturierten Literaturrecherche sowie von Expert*inneninterviews) beschrieben, das speziell auf die Berufsausbildung im Stuckateur*innenhandwerk ausgerichtet ist. Das Kompetenzmodell umfasst (nach Evaluation und Überarbeitung) acht verschiedene Dimensionen (Grundlagen; Informations- und Datenkompetenz; Kommunikation und Kollaboration; Erstellung digitaler Inhalte; Sicherheit; Problemlösung; Rahmenbedingungen; weiche Kompetenzen) und 23 einzelne Kompetenzen. Zusätzlich unterscheidet das Modell drei Kompetenzstufen, die von einem Anfänger*innenniveau bis zu Kompetenzen von Expert*innen reichen. Darauf aufbauend zeigen die Autor*innen, wie Medienkompetenz in einem E-Learning-Setting erfasst und vermittelt werden kann.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Der fortschreitende technische Wandel durch Digitalisierung stellt veränderte Anforderungen an Arbeitnehmende. Sie stehen vor der Anforderung, sowohl technologische Neuerungen hervorzubringen als auch nutzen zu können. Medienkompetenz ist somit zu einer Schlüsselqualifikation im (Arbeits-)Alltag geworden. Jedoch weisen Studien darauf hin, dass Schüler*innen sowie Auszubildende und Beschäftigte Defizite in Bezug auf Medienkompetenz aufweisen und zahlreiche Arbeitnehmer*innen auch keine Weiterbildungen zum Ausbau der eigenen Medienkompetenz wahrnehmen bzw. erhalten. Durch fehlende Medienkompetenz und Medienakzeptanz bleiben die Potenziale der Digitalisierung z.B. für kleine und mittelständische Betriebe häufig ungenutzt.

Kompetenzanforderungen

Medienkompetenz soll ein souveränes Leben mit Medien durch technische Fähigkeiten, Kommunikationskompetenzen, Reflexionsfähigkeit und kritischen Umgang mit Medien ermöglichen.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Verständnis für den Umgang mit Medien und Problemlösung (IT-Verständnis, IT-Probleme lösen, Hardware Verständnis, wirtschaftlich/ökonomisches Nutzen von Medien); Inhalte, Daten und Informationen suchen und filtern; Schutz von Endgeräten und Online-Accounts; Verwalten von Daten, Informationen und digitalen Inhalten; Kommunikation und Kollaboration durch digitale Medien (Interaktion, teilen, Kollaboration durch digitale Medien, Digitalisierung administrativer Aufgaben, Unternehmensprofil besitzen, Kommunikationsregeln).

Kognitive Dimension: Verständnis für den Umgang mit Medien und Problemlösung (IT-Verständnis, IT-Probleme lösen, Hardware Verständnis, wirtschaftlich/ökonomisches Nutzen von Medien); Informations- und Datenkompetenz (Suche, Analyse und Verwaltung von Informationen und Daten).

Affektive Dimension: Offenheit für Veränderung und Experimentierfreude; Eigeninitiative und Motivation zum Lernen.

Kreative Dimension: Erstellung digitaler Inhalte.

Soziale Dimension: Kommunikation und Kollaboration durch digitale Medien(Interaktion, teilen, Kollaboration durch digitale Medien, Digitalisierung administrativer Aufgaben, Unternehmensprofil besitzen, Kommunikationsregeln).

Kritisch-reflexive Dimension: Rechtliche und ethische Aspekte (z.B. Datenschutz, Urheberrechte und Lizenzen); Verständnis für Sicherheit im Umgang mit Medien (z.B. Schutz von Endgeräten oder Accounts).

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Medienkompetenz kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss in Bezug zum Unternehmensumfeld betrachtet werden.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

Die Evaluationsteilnehmenden schätzten die Relevanz der einzelnen Modellkomponenten für die Meisterausbildung im Stuckateur*innenhandwerk ein. Mehrere gaben an, dass weiche Kompetenzen ergänzt werden müssten.

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

keine Angabe

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Medienkompetenz hängt stark vom technologischen Wandel und Fortschritt ab. Daher müssen Medienkompetenzmodelle immer wieder auf ihre Aktualität überprüft werden. Die genaue Messung von Medienkompetenz, insbesondere von weichen Komponenten, ist nur indirekt erfassbar. Die Autor*innen schlagen eine Reihe von Erfassungsmöglichkeiten vor: Tests und Aufgaben, Selbst- und Fremdeinschätzung sowie Erfassung mittels Systemnutzung. Sie empfehlen auf Basis der Expert*inneninterviews eine Kombination mehrerer Verfahren. Zudem wird darauf hingewiesen, dass sich in Bezug auf Kompetenz vor allem handlungsorientierte Aufgaben anbieten.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Im Stuckateur*innenhandwerk findet bislang keine ausreichende Vermittlung von Medienkompetenz statt. Es fehlen Messverfahren und ein umfassendes Kompetenzmodell. Das entwickelte Modell beschreibt Medienkompetenz in ihrer Gesamtheit und durch konkrete Fertigkeiten mit einem hohen Praxisbezug. Im Rahmen der Evaluation des Kompetenzmodells wurden weiche Kompetenzen, die sich auf Einstellungen zu digitalen Medien beziehen, im Kompetenzmodell ergänzt.

Quellenangabe

Petry, K., Greff, T., & Werth, D. (2019). Entwicklung eines theoretischen Rahmenwerks zur Erfassung von Medienkompetenz innerhalb von E-Learning-Systemen in der beruflichen Bildung. Konzeption, Evaluation und Ausblick in der Domane des Stuckateur-Handwerks. In K. David, K. Geihs, M. Lange, & G. Stumme (Hrsg.), INFORMATIK 2019 (S. 657-670). Köllen.

Zuletzt geändert am 5. Juli 2023.