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Begriffe2go

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Was ist Design Thinking? Handelt es sich bei Künstlicher Kreativität überhaupt um Kreativität im klassischen Sinne? In dieser Begriffssammlung liefert unser Team kompakte Erklärungen zu ausgewählten Begriffen aus dem Diskurs zu Kreativität.

Künstliche Kreativität

Wenn algorithmische, selbstlernende Systeme schöpferisch tätig werden und originelle sowie sinnhafte Ideen hervorbringen, kann von „Künstlicher Kreativität“ gesprochen werden. Künstliche Kreativität ist ein Teilbereich von Künstlicher Intelligenz. Sie kann beim Schreiben von Texten, der Produktion von Musik oder der Gestaltung visueller Medien und Produkte zum Einsatz kommen. So gab es beispielsweise eine Forschungskooperation zwischen der Softwarefirma Autodesk und Airbus, bei der ein Algorithmus eingesetzt wurde, um eine neue Trennwand für Flugzeugkabinen zu entwerfen. Wer bei der Produktion von Musik eine KI zurate ziehen möchte, kann die Software „FlowComposer“ des Projekts Flow Machines verwenden. Sie erstellt eigene Musikpartituren und erzeugt Variationen vorgegebener Melodien.

Um Künstliche Kreativität hervorzubringen, greifen Computersysteme auf Künstliche Neuronale Netze (KNNs) und Deep Learning zurück. Hierbei erhält das System eine Vielzahl an Daten, die einen automatisierten Lernprozess ermöglichen. Die Verarbeitung der Informationen orientiert sich dabei an der Struktur und den biologischen Funktionen von Neuronen im menschlichen Gehirn. Mithilfe des Lernprozesses gehen aus den Eingangsdaten neue Ausgaben hervor, die originell, sinnvoll und somit auch kreativ sein können. Da es bei Kreativität auch einer positiven Selektion bedarf, welche Ideen überhaupt zweckhaft oder wertvoll sind, ist fraglich, ob Computerprogramme überhaupt menschenähnliche Kreativität hervorbringen können. Denn Algorithmen sind heute noch nicht in der Lage, die eigene Leistung zu evaluieren.

Divergentes und konvergentes Denken

Für das kreative Schaffen ist sowohl das divergente als auch das konvergente Denken von Bedeutung. Die Unterscheidung in divergentes (engl. divergent thinking) und konvergentes Denken (engl. convergent thinking) geht auf den Persönlichkeits- und Intelligenzforscher Joy Paul Guilford zurück. Seiner Vorstellung nach steht das divergente Denken für eine offene, unsystematische und experimentierfreudige Herangehensweise an ein Thema oder eine Aufgabe. Das entsprechende Gegenstück stellt das konvergente Denken dar. Das konvergente Denken ist mit logischen, planmäßigen und streng rationalen Denkoperationen verbunden. Mithilfe des konvergenten Denkens soll eine genaue Antwort oder eine zielgerichtete Lösung für ein konkretes Problem gefunden werden.

Unterteilt man den kreativen Prozess in zwei Phasen, dient das divergente Denken zunächst der Ideenfindung: Im Denken und in der Wahrnehmung werden verschiedene Perspektiven eingenommen und neue Sichtweisen eröffnet. So wird eine Auswahl origineller Ideen hervorgebracht. Um die kreativen Impulse der ersten Phase zu bewerten und einen oder mehrere auszuwählen, kann dann das konvergente Denken herangezogen werden. So begleitet das divergente und konvergente Denken den Kreativprozess komplementär.

Design Thinking

Design Thinking kann als ein systematischer Ansatz verstanden werden, um Probleme kreativ und zugleich analytisch zu lösen. Im Zentrum dieser Problemlösestrategie stehen die Bedürfnisse der Menschen. Daher wird zunächst menschliches Verhalten in einem bestimmten Kontext beobachtet, um Probleme zu entdecken und zu verstehen. Anschließend soll eine Lösung für die konkreten Probleme gefunden werden. Meist werden in einer Brainstorming-Session so viele Ideen wie möglich generiert, um dann die geeignetsten auszuwählen. Um die Ideen greifbarer zu machen, werden verschiedene Prototypen angefertigt. Die Konzepte werden anschließend diskutiert und getestet. Vor der finalen Implementierung werden die einzelnen Schritte in einem iterativen Prozess mehrmals durchlaufen.

Beim Design Thinking ist ein sogenannter variabler Raum von Bedeutung: Mit Whiteboards, Sticky Notes o.Ä. ausgestattet, verhilft er den Teilnehmer*innen zu strukturierter Kreativität. Unterstützt wird diese zudem durch ein multidisziplinäres Team, um verschiedene Sichtweisen und Hintergründe zusammenzuführen. Darüber hinaus ist eine übergreifende Offenheit für Neues und Andersartiges essenziell für den Design-Thinking-Prozess.

Flow-Erleben

Manchmal passiert es, dass Menschen so stark in einer Tätigkeit aufgehen, dass sie Zeit und Raum zu vergessen scheinen. Wenn das passiert, kann von einem Flow-Zustand gesprochen werden. Er manifestiert sich in einer intensiven Fokussierung auf den gegenwärtigen Moment, in dem sich die eigene Aufmerksamkeit voll und ganz auf das eigene Handeln richtet. Ein Mensch im Flow geht so in einer Tätigkeit auf, dass er das reflektive Selbstbewusstsein, das Bewusstsein der ihn umgebenden Umwelt sowie das Zeitgefühl verliert. Der Flow spielt sich im Spannungsfeld zwischen der Kontrolle der Tätigkeit und des gleichzeitigen Bewusstseins ihrer Unvorhersehbarkeit ab.

Ein Flow-Zustand ermöglicht es daher, völlig im Moment aufzugehen und äußere Umstände auszublenden. Er bietet eine Basis, um aus rein intrinsischer Motivation heraus handeln zu können – deshalb ist er geradezu dazu prädestiniert, um kreativ tätig zu sein. Um einen Flow zu erleben, sollten Tätigkeiten herausfordernd sein, die eigenen Grenzen aber nicht maßlos überschreiten. Ebenso sollten sie klare, erreichbare Ziele enthalten und dem Individuum direktes Feedback ermöglichen. Beispiele für solche Tätigkeiten können Klettern, Tanzen oder auch Schachspielen sein.

Kreativitätstechniken

Unter „Kreativitätstechniken“ versteht man verschiedene Methoden, die das Ziel haben, menschliche Kreativität zu fördern. Kreativitätstechniken werden also in verschiedenen Bereichen (z. B. in Unternehmen, Politik, Bildung) gezielt eingesetzt, um neue Ideen oder Visionen hervorzubringen oder bestehende Probleme kreativ zu lösen. Im Diskurs zu Kreativitätstechniken wird Kreativität dementsprechend oft als Problemlösungskompetenz verstanden.

Kreativitätstechniken werden in Unternehmen beispielsweise eingesetzt, um Probleme zu spezifizieren, Ideen zu generieren oder zu beurteilen. Mithilfe von Mindmaps können Probleme besser verstanden werden, das allgemein bekannte Brainstorming dient dem Finden aller denkbaren Lösungswege. Um die gesammelten Lösungsvorschläge zu beurteilen, kann Negative Brainstorming herangezogen werden, bei dem Vorschläge von der Perspektive beleuchtet werden, warum sie nicht funktionieren könnten.

Bei der Anwendung von Kreativitätstechniken ist die kreative Atmosphäre als Rahmenbedingung für kreative Prozesse wichtig. So soll die Lern- beziehungsweise Arbeitsumgebung Neugier, Denken und Handeln anregen, zielgerichtet intrinsisch motivieren, vertrauensvoll gestaltet sein und Freiräume sowie unabhängiges Denken und Handeln fördern.

Zitation

Herrmann, S.; Tausche, S.; Mayr, L.; Schober, M. 2021: Begriffe2go. Im Rahmen des Projektes Digitales Deutschland. Online verfügbar: https://digid.jff.de//magazin/kreativitaet/begriffe2go-kreativitaet/