Social media use and political cynicism among German youth: the role of information-orientation, exposure to extremist content, and online media literacy

Kurzbeschreibung

Da Social Media heutzutage eine wichtige Rolle für die politische Sozialisation Jugendlicher spielt, befasst sich der vorliegende Artikel mit der Frage, inwiefern deren Social-Media-Nutzung mit politischem Zynismus zusammenhängt. Politischer Zynismus beschreibt mangendes Vertrauen in Politik in Kombination mit der Überzeugung, dass Politiker*innen vor allem in ihrem eigenen Interesse handeln. Auf Basis einer computerunterstützten persönlichen Befragung gehen die Autor*innen drei Fragen nach: Inwiefern hängt die Nutzung von Social Media zu Informationszwecken mit politischem Zynismus zusammen? Welche Rolle spielen extermistische Inhalte in diesem Zusammenhang? Und inwiefern ist Online Media Literacy – verstanden als Fähigkeit, reflexiv und kritisch mit Online-Inhalten umzugehen – ein Schutzfaktor?

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Angesichts zunehmend automatisierter Prozesse werden einerseits mehr technologische Bedienfertigkeiten gefordert – gerade, damit Probleme von Computern bearbeitet werden können. Auf der anderen Seite wird es durch nutzerfreundlichere Oberflächen sowie ausgefeiltere Sprachassistenzsysteme weniger wichtig, zugrundeliegende Funktionen und Algorithmen im Detail zu beherrschen.

Kompetenzanforderungen

In vorliegendem Beitrag geht es vor allem um Fähigkeiten, kritisch mit medialen Inhalten umzugehen.

Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)

Online Media Literacy

Unterdimensionen (nach dem Papier)

Expertise,
Self-competencies,
Social competencies

Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Privatsphäreeinstellungen verwalten können.

Kognitive Dimension: Funktionales und strukturelles Medienwissen; sich in der großen Menge an Online-Informationen zurechtfinden; Informationen kritisch bewerten und verarbeiten.

Soziale Dimension: Die Konsequenzen des eigenen Verhaltens online mit Blick auf andere reflektieren können (z.B. andere nicht belästigen).

Kritisch-reflexive Dimension: Inhalte kritisch reflektieren können; die Konsequenzen des eigenen Verhaltens online mit Blick auf andere reflektieren können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Von Media Literacy gibt es verschiedene Definitionen. Diese haben gemein, dass sie alle Wissen und Fähigkeiten beschreiben, die dazu beitragen, Medien zu nutzen und Informationen kritisch einzuordnen. Die Autor*innen beziehen sich vor allem auf die Self-Determination Theory von Richard Ryan und Edward Deci. Auf dieser Basis lassen sich drei Komponenten von Media Literacy unterscheiden, nämlich Expertise (also Medienwissen), Selbstkompetenzen und soziale Kompetenzen.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

In die Studie wurden zur Kontrolle verschiedene Aspekte einbezogen. Dies waren erstens soziodemografische Variablen. So wurden Schüler*innen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, aus verschiedenen Schulformen, mit und ohne Migrationshintergrund sowie aus West- und Ostdeutschland befragt. Zweitens wurde erhoben, wie häufig die Heranwachsenden Social Media (aber auch analoge Medien) nutzen, um sich über aktuelle Geschehnisse zu informieren. Drittens wurden ihr politisches Wissen und Interesse erfasst sowie die Häufigkeit, mit der sie über politische Themen in ihrem Umfeld sprechen. Bei der Frage, inwiefern sie mit extermistischen Inhalten in Berührung kommen, wurde in der Auswertung zudem nach verschiedenen Medien unterschieden, beispielsweise Social Media, Radio oder Fernsehen.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Online Media Literacy wurde in dieser Studie mithilfe von Selbsteinschätzungen erfasst. Das birgt das Risiko, dass Einschätzungen das Wissen und die Fähigkeiten der Befragten nicht korrekt widerspiegeln (beispielsweise aufgrund sozialer Erwünschtheit).

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Jugendliche, die ihre Online Media Literacy als höher einschätzten, berichteten in geringerem Maße politischen Zynismus. Das bedeutet, dass es für Vertrauen in Politik und demokratische Prozesse essentiell ist, dass Menschen wissen, wo sie politische Informationen finden können und in der Lage sind, diese zu beurteilen. Die Annahme, dass die selbst wahrgenommene Online Media Literacy den negativen Zusammenhang zwischen dem in Berührung Kommen mit extremistischen Botschaften und politischem Zynismus mildert, konnte nicht gestützt werden. Ebenso wenig fand sich ein moderierender Effekt von Online Media Literacy auf den Zusammenhang zwischen informationsbezogener Social-Media-Nutzung und politischem Zynismus.

Quellenangabe

Schmuck, D., Fawzi, N., Reinemann, C., & Riesmeyer, C. (2021). Social media use and political cynicism among German youth: the role of information-orientation, exposure to extremist content, and online media literacy. Journal of Children and Media, 16(3), 313–331. https://doi.org/10.1080/17482798.2021.1977358

Zuletzt geändert am 18. Dezember 2024.