Measurement of Digital Literacy Among Older Adults: Systematic Review

Kurzbeschreibung

Gegenwärtig werden zahlreiche Instrumente entwickelt, um Digitalkompetenzen innerhalb der Bevölkerung zu messen. Inwiefern sind diese Instrumente jedoch nützlich und angemessen, um Kompetenzen älterer Menschen zu messen - vor allem da diese Gruppe in sich sehr heterogen ist? Bislang liegt der Fokus von Studien, die sich mit älteren Menschen befassen, vorwiegend auf Technologieakzeptanz oder Barrieren für die Nutzung digitaler Medien. Fähigkeiten älterer Nutzer*innen werden nur selten erfasst. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Artikel 27 englischsprachige Studien analysiert, die ein validiertes Instrument zur Bewertung der Digitalkompetenz älterer Menschen entwickelt haben. Ziel ist es, zu prüfen, ob die verwendeten Instrumente Elemente einer altersgerechten digitalen Kompetenz adressieren. Aufgrund der Ergebnisse ihrer Metaanalyse empfehlen die Autor*innen, dass zukünftige Kompetenzmessungen vor allem untersuchen sollten, wie souverän die älteren Untersuchungsteilnehmer*innen darin sind, ihre Daten zu schützen und eigene digitale Inhalte zu generieren.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Digitale Technologien halten Einzug in sämtliche Geschäftsbereiche und Dienstleistungen. Dazu gehört auch das Gesundheitswesen. Digitale Technologien werden als mögliche Lösung betrachtet, um Herausforderungen, wie zum Beispiel dem demographischen Wandel, zu begegnen. Auch ältere Menschen nutzen zunehmend digitale Medien.

Kompetenzanforderungen

Im Artikel werden Kompetenzanforderungen sowohl an Menschen im höheren Lebensalter als auch an pflegendes Personal formuliert. Ältere Menschen sollen etwa Krankheitsforen und Microblogs nutzen können, um sich mit anderen Patient*innen auszutauschen, die von derselben Krankheit betroffen sind. Wenn sie gebrechlich oder mobilitätseingeschränkt sind, sollten sie Telehealth-Plattformen bedienen können, um in der Lage zu sein, Fernbehandlungen in Anspruch zu nehmen. Zudem sollen sie das Internet und soziale Netzwerke nutzen können, um Kontakt zu Freund*innen und Familienangehörigen aufrechtzuerhalten. Fachkräfte im Gesundheitswesen sollen ältere Menschen dabei unterstützen können, digitale Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen und online Gesundheitsinformationen abzurufen. Zudem soll das medizinische und pflegerische Personal in der Lage sein, GPS-Systeme einzusetzen, um ältere Patient*innen zu lokalisieren.

Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)

Digital Literacy

Unterdimensionen (nach dem Papier)

information and data literacy,
communication and collaboration,
digital content creation,
safety,
problem solving

Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Technische Probleme lösen; Geräte schützen; persönliche Daten schützen; digitale Inhalte entwickeln, integrieren und überarbeiten; programmieren.

Kognitive Dimension: Browsing; Informationen und Daten suchen; Daten filtern; Urheberrecht; Lizenzen.

Kreative Dimension: Digitale Technologien kreativ einsetzen; sich selbst darstellen; digitalen Inhalte entwickeln, integrieren und neu ausarbeiten; programmieren.

Soziale Dimension: Interagieren und zusammenarbeiten; Inhalte teilen; sich bürgerschaftlich engagieren.

Kritisch-reflexive Dimension: Digitale Kompetenzlücken erkennen; Bedürfnisse und technologische Antworten erkennen; persönliche Daten und die Privatsphäre schützen; Gesundheit und Wohlbefinden schützen.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Es gibt viele Konzepte zu Digital Literacy. In vorliegendem Beitrag wird Digital Literacy auf Basis des DigComp-Modells der Europäischen Kommission definiert, da es sich über Länder und Altersgruppen hinweg am ehesten verallgemeinern lässt. Digital Literacy umfasst demnach fünf Teile, nämlich Informations- und Datenkompetenz, die Erstellung digitaler Inhalte, das Thema Sicherheit, die Nutzung digitaler Technologien für sozialen Austausch und Zusammenarbeit sowie Problemlösefähigkeiten.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Es ist unerlässlich, persönliche, soziale und umweltbezogene Lebenskontexte einzubeziehen, will man Digitalkompetenz messen. Studien haben gezeigt, dass nicht das Alter, sondern andere Faktoren eine entscheidendere Rolle dafür spielen, wie kompetent eine Person mit digitalen Technologien umgeht. Dazu gehören die Sozialisation von Menschen, ihr Bildungshintergrund sowie Einstellungen gegenüber neuen Technologien. Sowohl Jüngere als auch ältere Menschen, die Angst vor dem Umgang mit digitalen Technologien haben, können über eine gering ausgeprägte digitale Kompetenz verfügen.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Digitale Kompetenzen lassen sich quantifizieren. Da es sich bei digitaler Kompetenz um eine prozessorientierte Fähigkeit handelt, dürfen die darunter verstandenen Fähigkeiten nicht isoliert gemessen werden. Sonst können keine qualifizierten Aussagen zur individuellen Kompetenz gemacht werden. Die Skala eHEALS wird zwar am häufigsten eingesetzt, um die Digitalkompetenzen älterer Menschen zu erfassen. Ein anderes Instrument (der Fragebogen zur Beherrschung von Mobilgeräten) ist allerdings geeigneter, weil damit die Kompetenzen älterer Menschen umfassend erfasst werden, das heißt in allen Bereichen, die das DigComp-Rahmenwerk aufführt. Angesichts dessen, dass Ältere häufiger als andere Opfer von Online-Betrug werden, kritisieren die Autor*innen, dass nur drei Erhebungsinstrumente Items zum Daten- und Privatsphäreschutz integrieren. Zudem werden in mehreren Studien Mängel sichtbar, zum Beispiel weil sie ethische Aspekte bei der Datenerhebung nicht berücksichtigt oder mit fragwürdigen Stichproben gearbeitet haben. Als Empfehlung lässt sich festhalten: Bei der Messung von Digitalkompetenzen älterer Menschen sollten Instrumente verwendet werden, die möglichst inklusiv, nutzer*innenzentriert und altersgerecht sind. Denn zum einen sind die digitalen Fähigkeiten in dieser Zielgruppe sehr unterschiedlich ausgeprägt und zum anderen müssen auch persönliche Bedingungen (wie z.B. gesundheitliche Einschränkungen) bedacht werden, die die Fähigkeiten zur Teilnahme an einer Befragung beeinflussen.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Es zeigt sich eine hohe Binnendiversität in der Gruppe älterer Menschen hinsichtlich ihrer Kompetenzausprägungen: Während manche gering ausgeprägte digitale Kompetenzen haben, nutzen andere digitale Technologie aktiv, unabhängig und kompetent. Menschen im höheren Lebensalter sind im Vergleich zu anderen Altersgruppen gefährdeter, Opfer von Betrug im Internet und E-Mail-Angriffen zu werden. Die Autor*innen empfehlen daher, dass künftige Studien zu Kompetenz stärker Erhebungsinstrumente einsetzen sollten, die Items zu bestimmten Fähigkeiten, wie zum Beispiel auch der Einstellung von Sicherheitsvorkehrungen und der Erstellung von Medieninhalten, enthalten.

Quellenangabe

Oh, S. S., Kim, K.-A., Kim, M., Oh, J., Chu, S. H., & Choi, J. (2021). Measurement of Digital Literacy Among Older Adults: Systematic Review. Journal of Medical Internet Research, 23(2): e26145. https://www.jmir.org/2021/2/e26145/PDF

Sonstige Anmerkungen

Mehr als die Hälfte der Studien verwendet Skalen, die sich auf maximal zwei der fünf Kompetenzbereiche aus dem DigComp-Rahmenwerk beziehen. Der Fragebogen zur Kompetenz in Bezug auf mobile Geräte (MDPQ) erfasst als einziges Instrument darüber hinaus auch die Kompetenzbereiche "Erstellung digitaler Inhalte" und "Sicherheit".

Zuletzt geändert am 28. Februar 2025.