Gemeinsam stark: Wie Peer-Trainings die digitale Kompetenz von Studierenden fördern

Kurzbeschreibung

Wie können Hochschulen und andere öffentliche Einrichtungen Menschen dabei unterstützen, digitale Kompetenz zu erwerben? Diese Frage ist vor allem angesichts eines fortwährenden Technologiewandels wichtig. Digitale Kompetenz wird hier in Anlehnung an das DigComp-Konzept der Europäischen Kommission als vielschichtiges und komplexes Konstrukt verstanden. Um Studierende darin zu unterstützen, ihre digitale Kompetenz weiterzuentwickeln, ist der Ansatz des Peer-Trainings vielversprechend – auch angesichts dessen, dass dadurch Multiplikator*innen ausgebildet werden, die ihrerseits wiederum Wissen weitergeben können. Darauf deuten Ergebnisse der vorliegenden Studie hin, die ein Peer-Traning in einem Pre-Post-Design evaluiert.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Angesichts der Digitalisierung wird digitale Kompetenz immer wichtiger. Besonders Hochschulen sind in diesem Zusammenhang gefordert, denn sie sollen junge Erwachsene dabei unterstützen, sich neues Wissen anzueignen und sich auf eine zunehmend digitalisierte Welt vorzubereiten. Dies geschieht von Seiten der Hochschulen bisher aller-dings noch nicht systematisch und umfassend genug.

Kompetenzanforderungen

Im Beitrag werden eine ganze Reihe an Kompetenzanforderungen besprochen, die weit über das Bedienen von Technik hinausgehen. Eine ausführliche Liste dieser Anforderungen findet sich unter der Überschrift „Kompetenzdimensionen“.

Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)

Digitale Kompetenz

Unterdimensionen (nach dem Papier)

Informations- und Datenkompetenz,
Kommunikation und Zusammenarbeit,
Erstellung digitaler Inhalte,
Sicherheit,
Problemlösung

Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Digitale Informationen abrufen können; digitale Inhalte erstellen und bearbeiten; Geräte und Inhalte schützen.

Kognitive Dimension: Digitale Informationen finden und beurteilen können; digitale Inhalte mit bestehenden Wissensbeständen verknüpfen.

Affektive Dimension: Die eigene Gesundheit vor exzessiver digitaler Nutzung bewahren.

Kreative Dimension: Digitale Inhalte erstellen und bearbeiten.

Soziale Dimension: Digital interagieren, kommunizieren und kooperieren (z.B. Netiquette); sich der eigenen digitalen Identität bewusst sein.

Kritisch-reflexive Dimension: Sich der eigenen digitalen Identität bewusst sein; Geräte, Inhalte, persönliche Daten schützen; die eigene Gesundheit vor exzessiver digitaler Nutzung bewahren; herausfordernde Situationen und Probleme im digitalen Raum identifizieren und lösen können; sich mit Vertreter*innen anderer Disziplinen über technische Entwicklungen, Chancen und Risiken verständigen können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Digitale Kompetenz ist heute eine Schlüsselkompetenz. Sie ermöglicht es Menschen, lebenslang zu lernen, an der Gesellschaft teilzuhaben und diese zu gestalten. Dabei ist digitale Kompetenz vielschichtig und komplex. Grundsätzlich bezieht sich digitale Kompetenz auf den Umgang mit digitalen Medien. Sie ist daher ein Bestandteil von Medienkompetenz – allerdings mit dem Fokus auf digitalen Technologien. Bei digitaler Kompetenz geht es aber nicht nur darum, digitale Medien bedinen zu können. Das ist nur ein kleiner Teil. Vielmehr müssen Kompetenzträger*innen auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft, Wirtschaft und ethische Fragen verstehen und sicher und verantwortungsvoll mit digitalen Werkzeugen umgehen können – auch im Hinblick auf die eigene Gesundheit. Publikationen zu digitaler Kompetenz fußen oft auf einer Definition der Europäischen Kommission, die viele verschiedene Definitionen und überlappender Konzepte dazu zusammenfasst.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Bislang gibt es an vielen Hochschulen kein Konzept, um den Erwerb digitaler Kompetenz zu unterstützen. Studierende entwickeln digitale Kompetenz bisher vor allem dadurch, dass sie sich den Umgang selbst beibringen. Möchte man die Kompetenzaneignung systematisch unterstützen, sind verschiedene Faktoren hilfreich. Diese lassen sich über Peer-Trainings gut umsetzen. Erstens müssen Unterstützungsangebote an die Vorkenntnisse der Studierenden anknüpfen und in einer vertrauensvollen Lernumgebung stattfinden. Zweitens sollten sie die Bedarfe der Studierenden einbeziehen und Anreize schaffen, die Lernangebote wahrzunehmen. Drittens ist es wichtig, dass sich die Studierenden mit den Trainer*innen identifizieren können, um das Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu stärken. Für digitale Kompetenz ist viertens ein interdisziplinärer Austausch essentiell. Entsprechend sollten Lernangebote für alle Fachbereiche offen sein. Fünftens sollten Trainings flexibel sein, um auf neue Entwicklungen (zum Beispiel Künstliche Intelligenz) eingehen zu können. Damit all das funktioniert, müssen Peer-Trainer*innen jedoch zunächst umfassend qualifiziert, vorbereitet und begleitet werden.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Die Evaluation stützt sich auf das DigComp-Konzept, um digitale Kompetenz zu erfassen. Damit ist die Herausforderung verbunden, dass es keine Normenwerte für die digitale Kompetenz-Skala gibt. Sie wird zwar vielfach in quantitativen Studien verwendet, jedoch kommen dabei verschiedene Likert-Skalen zum Einsatz. Das erschwert es, Ergebnisse verschiedener Studien zu vergleichen.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Die Peer-Trainings konnten dazu beitragen, digitale Kompetenz weiterzuentwickeln. Die Teilnehmenden der Trainings schätzten ihre digitale Kompetenz nach dem Training als besser ein als davor. Zudem bewerteten sie die Peer-Trainings und ihren Lernfortschritt sehr positiv. In der Gruppe, die ein Traning absolvierte, stieg die digitale Kompetenz stärker an als in der Kontrollgruppe. Allerdings verbesserten auch Studierende ohne Training ihre digitale Kompetenz – jedoch weniger stark und im Kompetenzbereich Sicherheit nicht signifikant. Auch die Trainer*innen schätzten ihre Kompetenz nach der Ausbildung im Durchschnitt als sehr hoch ein.

Quellenangabe

Ianiro-Dahm, P. M., Reher, A., & Syrek, C. J. (2024). Gemeinsam stark: Wie Peer-Trainings die digitale Kompetenz von Studierenden fördern. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 19(1), 89-108. https://doi.org/10.21240/zfhe/19-01/05

Sonstige Anmerkungen

Es zeigt sich, dass Studierende aller Fachbereiche erfolgreich als Peer-Trai-ner*innen ausgebildet werden können. Im Mittel waren die Teilnehmenden sehr zufrieden mit dem Training zur digitalen Kompetenz.

Zuletzt geändert am 28. April 2025.