KI-Kompetenzen in der Bildung: Nothing else matters?
Kurzbeschreibung
KI-gestützte Systeme nehmen zunehmend Einfluss auf Lehr- und Lernprozesse und in bildungspolitischen Maßnahmen werden KI-Kompetenzen gefordert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob eine solche Kompetenzorientierung ausreicht oder ob es umfassenderer bildungstheoretischer Perspektiven bedarf. Doch was ist eigentlich Kompetenz und was ist Bildung? Und in welches Verhältnis lassen sich diese beiden Begriffe zueinander setzen? Diesen Fragen stellt sich der vorliegende Beitrag und reflektiert kompetenzorientierte und bildungstheoretische Perspektiven in Hinblick auf Künstliche Intelligenz. Dazu wird zunächst skizziert, wie sich der Diskurs über (KI-) Kompetenz entwickelt hat und welche Nachteile sich aus einer reinen Kompetenzperspektive – gegenüber bildungstheoretischen Ansätzen – ergeben. Im Ergebnis zeigt sich: Bildung ist eine übergeordnete Reflexionsebene, mit der sich die aktuelle Diskussion zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz weiterdenken lässt. Sich allein auf KI-Kompetenzen zu konzentrieren, ist nicht ausreichend. Vielmehr bedarf es einer bildungstheoretischen Erweiterung in der Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz. In diese sollten auch Nicht-Wissen, Unvorhersehbarkeit und Unbestimmtheit einfließen.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Innovationen – zum Beispiel ChatGPT oder DeepSeek – und die hohe Dynamik im Bereich Künstlicher Intelligenz verändern Lehr- und Lernprozesse in allen Bildungskontexten. Neben Potenzialen bringen diese Systeme auch Risiken mit sich, zum Beispiel einen möglichen Kontrollverlust im Lehr-Lernprozess, und werfen Fragen auf, etwa mit Blick auf autonome Entscheidungsfindungen von Lehrenden und Lernenden und Datenschutz. In diesem Spannungsverhältnis müssen Lehrende über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen, um Lernenden einen kompetenten, kritisch-reflexiven Umgang mit KI-Tools vermitteln zu können (also auch mit Blick auf soziale, ethische und rechtliche Konsequenzen des Einsatzes Künstlicher Intelligenz). Angesichts dieses Wandels gilt es zudem, sich erneut mit dem Kompetenz- und Bildungsbegriff auseinanderzusetzen.
Kompetenzanforderungen
Laut Art. 3 Nr. 56 des AI-Acts betreffen Kompetenzanforderungen „die Fähigkeit, die Kenntnisse und das Verständnis, die es Anbietern, Betreibern und Betroffenen unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Rechte und Pflichten […] ermöglichen, KI-Systeme sachkundig einzusetzen sowie sich der Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz und möglicher Schäden, die sie verursachen kann, bewusst zu werden“ (S. 4).
Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)
KI-Kompetenz | Datenkompetenz | Kommunikative Kompetenz | Medienpädagogische Handlungskompetenz | Future Skills | Medienkompetenz
Unterdimensionen (nach dem Papier)
Medienkritik,
Medienkunde,
Mediennutzung,
Mediengestaltung (Baacke 2001),
Selbstkompetenz,
Sachkompetenz,
Sozialkompetenz (Tulodziecki 2013),
Feldkompetenz,
Fachkompetenz,
fachdidaktische Kompetenz,
pädagogisch-didaktische Kompetenz,
Einstellungen,
Selbststeuerung (Schmidt-Hertha et al. 2020)
Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Fähigkeiten und Können, die als Dispositionen für selbstständiges medienbezogenes Urteilen und Handeln gelten.
Kognitive Dimension: Sachbezogene Kenntnisse und Wissen, die als Dispositionen für selbstständiges medienbezogenes Urteilen und Handeln gelten; technologisches Wissen.
Affektive Dimension: Motivationale und selbstregulatorische Dispositionen für selbstständiges medienbezogenes Urteilen und Handeln.
Soziale Dimension: Sozial-kommunikative Dispositionen für selbstständiges medienbezogenes Urteilen und Handeln.
Kritisch-reflexive Dimension: Sich der Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz und möglicher Schäden, die sie verursachen kann, bewusst werden; Einstellungen und Wertorientierungen, die als Dispositionen für selbstständiges medienbezogenes Urteilen und Handeln gelten.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Der Begriff Kompetenz ist stets auf die Zukunft gerichtet – und war dies auch bereits vor der Debatte um Future Skills. In der Medienpädagogik existieren heute verschiedene Kompetenzkonzepte. Mit Blick auf Künstliche Intelligenz wird vor allem eine funktional-pragmatische Sichtweise auf Kompetenzkonzepte vertreten. Diese rückt „die Fähigkeit einer Person, situativ geprägte Anforderungen zu bewältigen“ in den Mittelpunkt (S. 9). Oftmals wird AI-Literacy definiert als „eine Reihe von Kompetenzen, die es Individuen ermöglicht, KI-Technologien kritisch zu evaluieren, darüber zu kommunizieren und KI effektiv als Werkzeug online, zu Hause und am Arbeitsplatz einsetzen zu können“ (S. 10). Im internationalen Diskurs wird vor allem von Personen, die kein Expert*innenwissen zu Künstlicher Intelligenz haben, gefordert, sich AI Literacy anzueignen. Gegenüber Kompetenz stellen bildungstheoretische Ansätze eine übergeordnete Reflexionsebene dar, unter der sich Kompetenzen ausbilden können.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Die Aufgabe, souverän in digitalen Kontexten zu handeln, stellt sich dem Individuum nicht allein. Darüber hinaus sind die weiteren Beteiligten am Lernprozess, (Technologie-)Entwickler*innen und der Staat einzubeziehen.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Quellenangabe
Berger-Konen, C. (2025). KI-Kompetenzen in der Bildung: Nothing else matters? Medienimpulse, 63(2), https://doi.org/10.21243/mi-02-25-13