Technologienutzung im Alter: Zusammenhänge zwischen Akzeptanz, Kompetenz, Kontrolle, Interesse und sozialen Indikatoren bei Personen über 60 Jahre
Kurzbeschreibung
Digitale Technologien werden immer häufiger von älteren Menschen genutzt. Dennoch lässt sich beobachten, dass innerhalb dieser Altersgruppe der Anteil derjenigen, die neue Technik nicht nutzen, im Vergleich zu anderen Altersgruppen besonders hoch ist. Querschnittsuntersuchungen weisen häufig einen Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und der Techniknutzung nach, ermitteln allerdings nicht, inwiefern dieser Zusammenhang von soziodemographischen Faktoren und vor allem von handlungstheoretischen Konstrukten wie beispielsweise Technikkompetenz beeinflusst wird. Deshalb untersucht die vorliegende Studie, inwiefern die Bereitschaft, digitale Technologien im höheren Lebensalter zu nutzen, sowohl von soziodemographischen Faktoren (wie Geschlecht und Bildung) als auch von den handlungstheoretischen Konstrukten der Technikakzeptanz, -kompetenz und -kontrolle beeinflusst wird. Die Autor*innen gehen dabei davon aus, a) dass ältere Männer eine höhere Technikakzeptanz, -kontrolle und -kompetenz aufweisen als ältere Frauen, b) dass das Technikinteresse mit zunehmendem Alter abnimmt und c) dass ältere Menschen mit höherem Bildungshintergrund digitale Technologien häufiger, kompetenter und selbstsicherer nutzten. Für ihre Studie führen die Autor*innen 14 Erhebungen an der Charité in Berlin zu einem Datensatz zusammen, der ausschließlich Über-60-Jährige berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen: Die Frage, ob ältere Menschen digitale Technologien nutzen, wird weniger von soziodemographischen Faktoren beeinflusst als von persönlichen Überzeugungen. Letztere fallen wiederum geschlechtsspezifisch unterschiedlich aus: Denn die befragten Männer sind persönlich häufiger davon überzeugt, dass neue Technologien sinnhaft, erlern- und beherrschbar sind.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Durch die Verbreitung digitaler Technologien in sämtliche Lebensbereiche hat die Nutzung dieser Technologien auch bei älteren Menschen in den letzten Jahren stark zugenommen. Digitale Technologien können Ältere in der Alltagsführung und bei der Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen unterstützen. Dennoch benutzen gerade diejenigen Gruppen, die am meisten von technologischen Innovationen profitieren könnten, diese am wenigsten (Innovations-Bedarfs-Paradoxon). Unklar bleibt, inwiefern die Offenheit gegenüber neuerer Technik und das Selbstvertrauen, sich diese angstfrei und erfolgreich erschließen zu können, die Bereitschaft erhöht, neue Technologien zu nutzen.
Kompetenzanforderungen
keine Angabe
Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)
Unterdimensionen (nach dem Papier)
keine Angabe
Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Mit neuen technischen Geräten umgehen.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
keine Angabe
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Digitale Technologien können dazu beitragen, ältere Menschen im Alltag und beim Ausbau ihrer Kompetenzen zu unterstützen. Aufgrund der digitalen Kluft nutzt ein Teil der Gruppe der älteren Menschen diese Technologien jedoch nicht, was nicht nur auf soziodemographische Faktoren (Bildung, Geschlecht), sondern auch auf ihre Einstellung zur Technik (Technikakzeptanz) und ihre Überzeugung, Technik kontrollieren (Kontrollüberzeugung) und konkrete Situationen mit Hilfe von digitalen Technologien erfolgreich meistern zu können (Kompetenzüberzeugungen), zurückzuführen ist. Dabei weisen Studien daraufhin, dass sowohl Technikakzeptanz als auch Technikkompetenz und Selbstwirksamkeit in einem engen Zusammenhang zueinander als auch in enger Verbindung zum Technikinteresse, zur Technologienutzung und zu soziodemographischen Faktoren stehen. So zeigten empirische Befunde, dass höheraltrige Menschen, die männlich sind, eher dazu neigten, neue Technologien subjektiv positiv zu bewerten und stärker davon überzeugt zu sein, dass eine häufigere Nutzung und ihre persönlichen technologischen Fähigkeiten dazu ausreichten, sich neue Techniken erfolgreich zu erschließen. Die Erhebung berücksichtigt vor diesem Hintergrund persönliche Bedingungen der Befragten (Bildung und Geschlecht), das Technikinteresse älterer Menschen und die Einstellungen älterer Menschen zur Technik (Technikakzeptanz) und zu sich selbst (Kontroll- und Kompetenzüberzeugungen), die die Autor*innen als handlungstheoretische Konstrukten beschreiben. Dazu zählen sie die subjektive Überzeugung, dass der Einsatz neuer Technik im eigenen Alltag sinnhaft ist, sowie dass der Einsatz von Technik erlern- und beherrschbar ist. Ferner ist der Gesundheitszustand der Proband*innen mitberücksichtigt worden. Die Stichprobe enthält lediglich ältere Menschen ohne kognitive Beeinträchtigungen sowie solche, die nicht gesetzlich betreut werden. Der Anteil von Personen mit hohem Bildungshintergrund ist in der Stichprobe überdurchschnittlich hoch.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
Die Auswertung querschnittlicher Daten aus verschiedenen Zeiträumen erlaubt es nicht, kausale Verbindungen zu ermitteln. Zudem kann es passieren, dass Datensätze in soziodemographischer Hinsicht eine soziale Gruppe überrepräsentieren (im Fall der vorliegenden Studie sind dies ältere Menschen mit hohem Bildungsabschluss). Auch sind Selektionseffekte, etwa dass vor allem technikaffine Ältere an der Studie teilgenommen haben, nicht auszuschließen.
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die Sekundäranalyse zeigt, dass Technikkompetenz, Technikkontrolle und Technikakzeptanz positiv miteinander zusammenhängen. Ältere Menschen mit einer positiven Einstellung zu technischen Innovationen (Technikakzeptanz) und einer hohe Technikkompetenz nutzen digitale Technologien häufiger. Hingegen spielen die soziodemographischen Faktoren Alter und Bildung eine marginale Rolle. Auch wenn keine signifikanten Zusammenhänge zwischen der Nutzung und dem Geschlecht nachgewiesen werden konnte, zeigt die Analyse, dass Über-60-Jährige Männer eine ausgeprägtere Technikakzeptanz aufweisen und persönlich überzeugter davon sind, technisch kompetent zu sein und Technik kontrollieren zu können.
Quellenangabe
Ferizaj, D., Perotti, L., Dahms, R., & Heimann-Steinert, A. (2023). Technologienutzung im Alter: Zusammenhänge zwischen Akzeptanz, Kompetenz, Kontrolle, Interesse und sozialen Indikatoren bei Personen über 60 Jahre. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 57(3), 227–234. https://doi.org/10.1007/s00391-023-02225-9