Uncover: Smart Ageing – Teilhabe und Engagement im digitalen Wandel

Kurzbeschreibung

Der Fokus der vorliegenden Studie liegt auf der digitalen Teilhabe älterer Menschen. Wie setzen Menschen ab 50 Jahren in Deutschland digitale Technologien ein, um an der Gesellschaft teilzuhaben? Und wie erleben sie digitale Teilhabe? Auf Grundlage der Befragung von mehr als 1000 Erwachsenen lassen sich vier Typen bilden – technikaffine „Silver Geeks“, „digitale Minimalist*innen“, „Tech Stressed“ und Offliner*innen. Diese Typen unterscheiden sich wesentlich in ihrer Einstellung zu digitalen Medien, aber auch darin, wie sie Medien nutzen. Je nachdem können sie unterschiedliche Rollen im digitalen Wandel einnehmen. Technikaffine eignen sich etwa als Multiplikator*innen. Ältere, die sich von technologischen Innovationen überfordert fühlen, benötigen hingegen wohnortnahe, kostenlose und barrierefreie Bildungsangebote. Zusammenfassend lässt sich sagen: Sowohl die Ansprache und als auch die Angebote selbst sollten an die jeweilige Zielgruppe angepasst sein – umso mehr, da Menschen im höheren Lebensalter vor sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten stehen.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Demographischer und digitaler Wandel müssen stärker zusammengedacht werden, um ältere Menschen dabei zu unterstützen, ihren Wunsch nach Teilhabe zu erfüllen. Durch die Digitalisierung bieten sich viele neue Möglichkeiten, Gesellschaft zu gestalten, beispielsweise in Folge zunehmender digitaler Demokratie-Initiativen. Ältere Menschen können den digitalen Wandel gestalten. Doch ihr dahingehendes Potenzial wird tendenziell verkannt, weil das gesellschaftliche Bild vom Altern mit Technologie häufig negativ besetzt ist. So wird der Einsatz von Technik im Alter auf Unterstützungsfunktionen im Alltag und auf die Minderung kognitiver und körperlicher Abbauprozesse reduziert. Die Rolle der Mediennutzung und -produktion für das gesellschaftliche Engagement Älterer bleibt hingegen außen vor.

Kompetenzanforderungen

Resiliente, digital kompetente ältere Bürger*innen verfügen nicht nur über Bedienwissen, sondern sind in der Lage, die Glaubwürdigkeit digitaler Informations- und Kommunikationsangebote angemessen zu beurteilen, sich nicht von Falschinformationen blenden zu lassen und KI-generierte Inhalte zu überprüfen. Sie können digital kommunizieren, aktiv eigene digitale Inhalte erstellen und neue Technologien gezielt für verschiedene Zwecke nutzen. Sie haben eine innere Haltung entwickelt, in der sich Neugier, Offenheit und Lernbereitschaft ausdrückt. Sie begegnen unverzagt den Herausforderungen im Umgang mit neuen Technologien, sind angstfrei, selbstwirksam und vertrauen in die eigene Fähigkeit, neues Medienwissen erwerben zu können. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie den persönlichen Nutzen digitaler Technologien für die eigene Lebensgestaltung abwägen können.

Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)

Digitale Kompetenz | Digitale Resilienz

Unterdimensionen (nach dem Papier)

keine Angabe

Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Digitale Anwendungen aktiv nutzen; starke Passwörter verwenden; Endgeräte an die eigenen Bedürfnisse anpassen; interaktive Lernplattformen nutzen.

Kognitive Dimension: Informationen online finden; Quellen kritisch bewerten; zwischen fundierten Nachrichten und Desinformation unterscheiden können; nicht durch Fehlinformationen beeinflusst werden; technisches Wissen.

Affektive Dimension: Sich nicht von neuen Technologien und Updates abschrecken lassen; nach Wegen suchen, das Neue zu verstehen; dem digitalen Wandel mit Neugier und Zuversicht begegnen; ständige Lernbereitschaft; Anpassungsfähigkeit; dem Anpassungsdruck mit Selbstwirksamkeit begegnen.

Kreative Dimension: Einfache digitale Inhalte erstellen; Technik gestalten.

Soziale Dimension: Digital kommunizieren; den digitalen Wandel mitgestalten, z.B. sich an Online-Debatten beteiligen.

Kritisch-reflexive Dimension: Den persönlichen Nutzen der Digitalisierung erkennen; eigene digitale Kompetenzen realistisch einschätzen; Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen; digitale Anwendungen aktiv nutzen, u.a. für soziales und gesellschaftliches Engagement.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Digitale Kompetenzen sind eine von mehreren Voraussetzungen für digitale Teilhabe. Zudem erweitern sie den Handlungsspielraum für gesellschaftlich engagierte Menschen. Um die digitale Welt mitzugestalten, bedarf es digitaler Resilienz. Sie gilt als “digitale Schlüsselkompetenz” und beschreibt die innere Bereitschaft und Flexibilität, mit veränderten technischen Rahmenbedingungen konstruktiv und souverän umzugehen. Dazu bedarf es zum einen Fähigkeiten in Form von fünf digitalen Basiskompetenzen (nämlich Informationen online finden, digital kommunizieren, einfache digitale Inhalte erstellen, starke Passwörter verwenden und Endgeräte an die eigenen Bedürfnisse anpassen). Zum anderen ist eine bestimmte Haltung gegenüber Neuem notwendig – gemeint sind etwa Neugier, Offenheit und eine konstante Lernbereitschaft.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Studie ermittelt, wie ältere Menschen digitale Technologien zur sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe nutzen. Die Heterogenität der Zielgruppe in Bezug auf ihre verschiedenen Lebensumstände und -realitäten (z.B. den Bildungshintergrund oder das Einkommen) sowie Technikeinstellungen wird gezielt erfasst und abgebildet. So zeigt sich etwa: Die technikaffinen Älteren gehören vielfach zu den 50- bis 60-Jährigen. Die Hochaltrigen stehen digitalen Anwendungen eher skeptisch und zuweilen ablehnend gegenüber. Die individuelle Techniknutzung und -akzeptanz hängt aber auch stark von der sozialen Umwelt und den eigenen Ressourcen ab, zum Beispiel von Bildungs- und Unterstützungsangeboten und dem Zugang zu digitalen Medien. Die Frage, wie digital kompetent eine Person ist, wird auch vom persönlichen Bildungshintergrund und Einkommen geprägt. Kompetenz wiederum beeinflusst die Einstellung zu technischen Innovationen.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Es lassen sich vier Gruppen älterer Menschen unterscheiden, die erstens digitale Medien unterschiedlich oft nutzen und zweitens eine jeweils andere Haltung zu digitalen Anwendungen haben. Entsprechend sollten sie von Bildungsakteur*innen unterschiedlich adressiert werden. 17 Prozent der Befragten sind „Silver Geeks“. Sie begeistern sich für Technik und betrachten technologische Innovation als Schlüssel zur Gestaltung der Zukunft. Durch ihr Technikwissen und ihre hohe Bereitschaft zu Engagement verfügen sie über ausreichendes Potenzial, um zu Multiplikator*innen und Mitgestalter*innen zu werden. Die „digitalen Minimalist*innen“ zeichnen sich durch Pragmatismus aus. Sie sind nur dann für den Kompetenzerwerb zu begeistern, wenn ihnen gezeigt wird, inwiefern eine bestimmte Technologie ihnen zur besseren Gestaltung des Alltags dienlich sein kann. Die „Tech Stressed“ zeigen sich überfordert, sie müssen von ihrem sozialen Umfeld aktiv zum Kompetenzerwerb eingeladen werden. Die „Offliner*innen“ sehen keinen Bedarf in der Nutzung digitaler Technologien. Sie sind nur schwer für den Erwerb digitaler Kompetenz zu begeistern und daher auf analoge Wege zur gesellschaftlichen Teilhabe angewiesen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass neben dem Alter vor allem Bildung, Einkommen und damit verbundene digitalen Kompetenzen essenziell sind, wenn es um die Bewertung und Nutzung von Technik im Alltag geht.

Quellenangabe

Körber-Stiftung (2025). Uncover: Smart Ageing. Teilhabe und Engagement im digitalen Wandel. https://koerber-stiftung.de/projekte/ageing-with-tech/uncover-smart-ageing/

Sonstige Anmerkungen

Welche Einstellungen haben Menschen im höheren Lebensalter gegenüber digitalen Anwendungen? Die Studie zeigt: „Junge Alte“ begegnen dem digitalen Wandel offen und nutzen Medien gezielt für ein erfülltes Altern. Demgegenüber empfinden Hochaltrige technische Innovationen eher als Hürde. Eine Mehrheit der Befragten ist sich des Potenzials digitaler Anwendungen für soziale Kontakte und Kommunikation bewusst. Jedoch erkennt nur ein Drittel dieses Potenzial beim Kontakt zu Behörden an und ein vergleichsweise kleiner Teil sieht in digitalen Anwendungen eine Hilfe bei der Freizeitgestaltung und der Wahrnehmung kultureller Angebote. Je älter die Befragten sind, desto geringer ist ihr Vertrauen in die Wirksamkeit digitaler Lösungen. Auch der sozio-ökonomische Status und die eigene Medienbiografie bestimmen entscheidend mit, wie sich Ältere zu digitalen Technologien positionieren. Für das Viertel der Befragten, das sich ehrenamtlich engagiert, spielen technische Anwendungen eine nicht unwichtige Rolle. 15 Prozent von ihnen sind überzeugt, dass sie für ihr Engagement unabdingbar sind, 30 Prozent nutzen digitale Medien aktiv für ihre Arbeit und 46 Prozent schätzen, dass technische Hilfsmittel in begrenztem Umfang für freiwillige Tätigkeiten hilfreich sein können. Im Bereich des e-Governments (e-Petitionen, Bürgerforen etc.) bleibt die Nutzung der jeweiligen Angebote durch die deutsche Bevölkerung noch unausgeschöpft.

Zuletzt geändert am 29. August 2025.