KI am Arbeitsplatz: Wie kompetent sind Deutschlands Beschäftigte?

Autorin: Laura Sūna 

KI-Nutzung im beruflichen Kontext ist ein kontroverses Thema: Größere Unternehmen haben bereits KI-Tools eingeführt, andere arbeiten erst an Regeln für den KI-Einsatz im Unternehmen, weitere schließen die Nutzung grundsätzlich aus (bitkom 2025). Gleichzeitig nutzen Arbeitnehmer*innen zum Teil privat diverse KI-Tools im beruflichen Kontext, andere sind davon abgeneigt. Zudem stehen viele Unternehmen in Deutschland vor der Herausforderung, im Rahmen der KI-Verordnung ihren Arbeitnehmer*innen ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz vermitteln zu müssen. Im Folgenden wird anhand von Studienergebnissen aufgezeigt, über welche Digital- und KI-bezogenen Kompetenzen Arbeitnehmer*innen verfügen. 

Kompetenzanforderungen im Arbeitskontext

Unternehmen in Deutschland sehen Künstliche Intelligenz als einen Wettbewerbsvorteil. Gleichzeitig berichten Führungskräfte aber auch, dass es ihrem Personal häufig noch an den notwendigen KI-Kompetenzen mangelt. Die Herausforderung für Arbeitnehmer*innen sowie auch Führungskräfte ist es, KI-Systeme in ihrem Unternehmen produktiv nutzen und die Sinnhaftigkeit ihres Einsatzes bewerten zu können (Rampelt et al. 2025). 

Neben KI-Grundkenntnissen sind für Unternehmen Anwendungskompetenzen bei Arbeitnehmer*innen unerlässlich. Führungskräfte erwarten von ihren Mitarbeiter*innen beispielsweise folgende KI-bezogene Fähigkeiten: die Automatisierung von Arbeitsabläufen, das Verfassen von Prompts und die Content-Erstellung mithilfe von KI. Zudem wird auch analytische Kompetenz im Umgang mit KI immer bedeutender. Entscheidend sind dabei Fähigkeiten wie datengetriebenes Entscheiden und Handeln. Zusätzlich wird es aus der Perspektive der Führungskräfte immer wichtiger für Arbeitnehmer*innen, potenzielle Anwendungsmöglichkeiten von KI eigenständig zu erkennen und die passenden KI-Modelle und -Tools auszuwählen – oder eben auch bewusst auf KI zu verzichten (Rampelt et al. 2025, S. 6). Des Weiteren fordern Unternehmen medienbezogene Soft Skills wie Kommunikation, Selbstständigkeit, Innovationsfähigkeit, Projektmanagement und die Fähigkeit zur digitalen Transformation (Mackensen et al. 2024). 

Die aktuelle bitkom-Studie zeigt, dass 45 Prozent aller befragten Beschäftigten KI-Anwendungen oder Tools in ihrer täglichen Arbeit mit Wissen ihres Arbeitgebers nutzen (ein Zuwachs innerhalb eines Jahres um 23 Prozentpunkte). 10 Prozent würden dies jedoch ohne Wissen des Arbeitgebers tun (Wintergerst 2025). Dabei gibt es Branchenunterschiede in der Verbreitung der Nutzung von KI. So haben mehr als die Hälfte der Personen (55 %), die in Unternehmen des Sektors der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder technischen Dienstleistungen beschäftigt sind, generative KI bereits beruflich eingesetzt. Unter Erwerbstätigen, die in dem Bereich Erziehung, Unterricht oder anderen personennahen Dienstleistungen tätig sind, hat ebenfalls bereits jede*r Zweite (50 %) generative KI beruflich genutzt. In einigen anderen Branchen ist generative KI in der Arbeitswelt noch nicht so stark verbreitet: Im Baugewerbe und Bergbau (26 %), im Groß- und Einzelhandel (24 %) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (26 %) hat jeweils nur rund ein Viertel der Beschäftigten generative KI bereits für berufliche Zwecke verwendet (Schlude et al. 2025).  

Wie kompetent gehen Arbeitnehmer*innen mit digitalen und KI-Technologien um?

Im Bereich des KI-Wissens unterscheidet sich die Einschätzung ebenfalls nach den Tätigkeitsbereichen der Befragten: Beschäftigte mit überwiegend kognitiven Tätigkeiten wie Bürojobs schätzen ihre eigenen KI-Kenntnisse mit 68 Prozent höher ein als Beschäftigte mit überwiegend produzierenden Tätigkeiten (55 Prozent). Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund von künstlicher Intelligenz ist in beiden Beschäftigungsgruppen gleich niedrig (Kunze & Lauterbach 2025, S. 4). Die D21-Digital Gap-Studie zeigt, dass ein differenzierter Blick notwendig ist: zwar weisen Menschen, die Bürotätigkeiten ausüben, höhere Digitalkompetenzwerte in den Tätigkeitsfeldern „Kommunikation und Kollaboration“ sowie „Problemlösung“ auf. Im Bereich „Gestalten und Erzeugen digitaler Inhalte“ liegen beide Gruppen gleichauf (Jahn et al. 2025, S. 12). Die Autor*innen der Studie stellen fest, dass für das Kompetenzniveau der Arbeitnehmer*innen entscheidend ist, ob die Person ihre Arbeit vorwiegend am Schreibtisch bzw. im Büro ausübt oder nicht. Denn nur 39 Prozent der Arbeitnehmer*innen im Handwerksbereich arbeiten regelmäßig am Schreibtisch bzw. im Büro (Jahn et al. 2025, S. 12-13). 

Fast alle Erwerbstätige erachten digitale Kompetenzen für den beruflichen Alltag als wichtig. 54 Prozent geben an, dass sie in ihrem Alltag ihre Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien und Geräten ständig erweitern müssen. Gleichzeitig zeigt sich nur eine geringe Verbesserung des Kompetenzniveaus seit 2021 (Stürz et al. 2025, S. 13-15). Aktuell können folgende drei Kompetenzniveaus der Berufstätigen ausgemacht werden: 21 Prozent weisen fortgeschrittene Digitalkompetenzen, 63 Prozent mittlere Kompetenzen und 12 Prozent grundlegende Kompetenzen auf.  

Insgesamt verfügen Erwerbstätige mit durchschnittlich 65 Punkten über höhere Digitalkompetenzen als die Allgemeinbevölkerung. Gleichzeitig wird deutlich, dass mit zunehmendem Alter der Erwerbstätigen die Digitalkompetenzen abnehmen, mit steigender formaler Bildung oder steigendem Haushaltsnettoeinkommen nehmen sie wiederum zu (Schlude et al. 2025, S. 49). 

Bei KI-bezogenen Kompetenzen erreichen Berufstätige, die Internet nutzen, im Durchschnitt 54 Punkte (von möglichen 100). Zudem zeigt sich, dass die KI-Kompetenzen von Beschäftigten in großen Unternehmen ausgeprägter sind als in kleinen. Beim KI-Kompetenzniveau zeigen sich Unterschiede zwischen verschiedenen soziodemographischen Gruppen – ähnlich wie bei Digitalkompetenz: Junge Erwerbstätige zwischen 14 und 29 Jahren haben mit 66 Punkten die höchsten KI-Kompetenzen unter allen Altersgruppen. Erwerbstätige mit einem niedrigen formalen Bildungsniveau weisen hingegen mit 40 Punkten die niedrigsten KI-Kompetenzen auf. Bei einem geringen Haushaltsnettoeinkommen sind auch die KI-Kompetenzen geringer (Schlude et al. 2025, S.45). 

Die Studie von Kunze und Lauterbach zeigt ebenfalls eine deutliche Ungleichheit in der Nutzung und den Einstellungen zu KI zwischen verschiedenen Bildungsniveaus der Arbeitnehmer*innen: In der Gruppe mit niedrigem Bildungsabschluss nutzen nur 8 Prozent der Befragten KI-Anwendungen bei der Arbeit, wohingegen dies bei 37 Prozent der Befragten mit einem hohen Bildungsabschluss der Fall ist (Kunze & Lauterbach 2024, S.5). Menschen mit hohem Bildungsabschluss sind stärker motiviert, eine KI-Fortbildung zu absolvieren. Gleichzeitig ist die Einschätzung der jobbezogenen Unsicherheit aufgrund der technischen Entwicklungen über alle Bildungsgruppen hinweg annähernd gleich ausgeprägt (Kunze & Lauterbach 2024, S. 5). 

KI-Kompetenzen von Arbeitnehmenden stärken

Die Ergebnisse der Studien haben aufgezeigt, dass es bei einigen Gruppen der Arbeitnehmer*innen weiterhin große Defizite bei Digital und KI-bezogenen Kompetenzen gibt. Unternehmen benötigen eine Strategie für einen zielgerichteten Aufbau von KI-Kompetenzen ihrer Belegschaft, die mit einer grundlegenden KI-Strategie des Unternehmens einhergeht. Die Studie des Stifterverbandes zeigt: Nur etwa ein Viertel der Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über eine klare Strategie für den Aufbau von KI-Kompetenzen (Rampelt et al. 2025, S. 7). Zudem müssen Unternehmen mehr in Bildungsangebote investieren: 54 Prozent der befragten Führungskräfte geben an, ihr Unternehmen investiere zu wenig in den Aufbau notwendiger Kompetenzen (Rampelt et al. 2025, S. 7). Insgesamt ist es hilfreich bei der Förderung der KI-bezogenen Kompetenzen bei den bereits vorhandenen Digitalkompetenzen anzusetzen sowie konkrete Gesellschaftsgruppen – wie ältere Mitarbeiter*innen, niedriger gebildete und im Handwerksberufen tätige – zielgerichtet ansprechen. 

 

Mehr zu einigen der referierten Studien von Jahn et al. 2025; Meckensen et al. 2024 und Wintergerst 2025 erfahren Sie in der Literaturdatenbank. 

Zitationsvorschlag

Sūna, L. (2025). KI am Arbeitsplatz: Wie kompetent sind Deutschlands Beschäftigte? Blog-Beitrag auf der Projektwebsite von Digitales Deutschland, online verfügbar unter https://digid.jff.de/ki-am-arbeitsplatz/ 

Literatur

bitkom (21. Oktober 2025) Beschäftigte nutzen vermehrt Schatten-KI. Presseinformation. https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Beschaeftigte-nutzen-Schatten-KI 

Jahn, S., Henjes-Kunst, A., Goertz, L., & Blanc, B. (2025). Digital Skills Gap 2025. Digitale Spaltung neu vermessen: Kompetenzen im Lebenslagenvergleich. Initiative D21 e.V. https://initiatived21.de/uploads/03_Studien-Publikationen/Digital-Skills-Gap-2025/D21_DigitalSkillsGap_2025_final.pdf  

Kunze, F., & Lauterbach, A.S. (2024) Wie Beschäftigte Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz wahrnehmen. Ungleichheit und Arbeit. Policy Paper http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-2-hdp6xz7v2llw3 

Mackensen, J., Ruppert, R., & Bienzeisler, B. (2024). Qualifizierungsbedarfe und Künstliche Intelligenz: Ein webanalytischer Ansatz mittels Generativer KI (White-Paper-Reihe Kognitive Dienstleistungssysteme 11/2024). Fraunhofer IAO. https://www.kodis.iao.fraunhofer.de 

Rampelt, F., Klier, J., Kirchherr, J., & Ruppert, R. (2025). KI-Kompetenzen in deutschen Unternehmen. Schlüssel zu einer Jahrhundertchance für Deutschland. Stifterverband. https://www.stifterverband.org/sites/default/files/2025-01/ki-kompetenzen_in_deutschen_unternehmen.pdf  

Schlude, A., Harles, D., Stürz, R.A., Mendel, U., & Stumpf, C. (2025). Ergebnisbericht zum bidt-Digitalbarometer 2025. Bidt DE. https://doi.org/10.35067/xypq-kn76 

Stürz, R.A., Schlude, A., Harles, D., Mendel, U., & Stumpf, C. (2025). Das bidt-Digitalbarometer 2025. Bidt DE. https://doi.org/10.35067/xypq-kn75 

Wintergerst, R. (2025). Künstliche Intelligenz: Der Blick der Deutschen auf die neue Technologie. bitkom. https://www.bitkom.org/sites/main/files/2025-05/bitkom-praesentation-kuenstliche-intelligenz-2025.pdf