Nicht allein das A-B-C bringt den Menschen in die Höh’

Was sagen europäische Schüler*innen zu KI in der Schule?

Autor: Achim Lauber

„Die junge Generation nutzt KI bereits umfassend für Schule und Lernen. Sie hat auch ein realistisches Bild über die Bedeutung von KI für ihre eigene Zukunft und die durchwachsene Fähigkeit der Schulen, die Schüler im Umgang damit kompetenter zu machen“, sagt Matthias Graf von Kielmansegg, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung. Die Stiftung stellte die Studie „KI an europäischen Schulen“ vor, für die mehr als 7.000 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren in sieben europäischen Ländern befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen einerseits, wie aufgeschlossen und pragmatisch Jugendliche auf KI-Technologien blicken. Andererseits wird deutlich, dass Unterschiede im Zugang zu und in der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Schule angelegt sind. Ungleiche Ausgangsbedingungen führen zu unterschiedlich ausgeprägten Kompetenzen im Umgang mit KI. Diese Unterschiede können zu einer langfristigen und besorgniserregenden Digitalen Spaltung in der europäischen Bevölkerung führen. Wo stehen die europäischen Schüler*innen heute?

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss.

Die große Mehrheit der europäischen Schüler*innen schätzt KI als eine entscheidende Fähigkeit für ihre berufliche Zukunft ein (74 Prozent im europäischen Durchschnitt, 68 Prozent in Deutschland). Zwei Drittel bewerten den Zugang zu KI als wesentlich für ihren schulischen Erfolg. Deutsche Schüler*innen schreiben KI-Kompetenzen und deren Relevanz für ihren schulischen Erfolg dabei die geringste Bedeutung zu: Nur 59 Prozent der in Deutschland Befragten halten KI für wesentlich, im Vergleich zu einem europäischen Durchschnitt von 66 Prozent. Demgegenüber fühlen sich weniger als die Hälfte der europäischen Schüler*innen durch ihre Schule ausreichend zur Nutzung von KI vorbereitet (46 Prozent). Nur 44 Prozent halten ihre Lehrkräfte für kompetent im Umgang mit KI.

Aber Moritz aus der Tasche zieht die Flintenpulverflasche.

In Deutschland ist ChatGPT mit 42 Prozent die führende KI-Ressource in der Schule, jedoch etwas weniger verbreitet als im europäischen Durchschnitt (47 Prozent). Neben der geringen Nutzung von Duolingo (13 Prozent in Deutschland im Vergleich zu 23 Prozent in allen Ländern) fällt auf, dass die ANTON-App in Deutschland mit 16 Prozent deutlich häufiger genutzt wird als im europäischen Durchschnitt (2 Prozent). Die ANTON-App hat besonders während der Corona-Pandemie an Popularität gewonnen und wurde mitunter im Lockdown als Unterrichtsersatz genutzt, wodurch sie vielen Schüler*innen, aber auch Lehrkräften und Eltern vertraut ist.

Dass dies mit Verstand geschah, war Herr Lehrer Lämpel da.

In den meisten europäischen Schulen wird der Einsatz von KI durch Vorschriften geregelt, die entweder von der Schule selbst (38 Prozent) oder von einzelnen Lehrkräften (27 Prozent) festgelegt werden. Weiterhin berichten 12 Prozent der Schüler*innen dass es keinerlei Vorschriften für die KI-Nutzung gibt. 16 Prozent der europäischen Schüler*innen geben an, dass die Nutzung von KI in ihrer Schule verboten ist. Wenn es darum geht, von wem Schüler*innen Unterstützung im Umgang mit KI bekommen, rangieren die Lehrkräften (50 Prozent) deutlich hinter Eltern (60 Prozent) und den Mitschüler*innen (65 Prozent). Im Vergleich mit den europäischen Nachbarn liegen Angaben der deutschen Schüler*innen überwiegend im Durchschnitt.

Rums!! - Da geht die Pfeife los, mit Getöse, schrecklich groß.

Die europäischen Schüler*innen sehen auch Nachteile bei der Nutzung von KI in der Schule. Auf KI angewiesen zu sein wird von 44 Prozent als Risiko benannt. Und ein Drittel der Befragten macht sich Sorgen, wegen der Nutzung von KI fälschlicherweise des Schummelns beschuldigt zu werden (34 Prozent), die Schüler*innen in Deutschland sind hier mit 43 Prozent besonders häufig vertreten. Weitere 20 Prozent befürchten, dass KI das Erkennen von Betrugsfällen erschweren könnte. Sorgen machen sich Schüler*innen auch über die sozialen Folgen der KI-Nutzung. Knapp die Hälfte (49 Prozent) fürchtet, dass KI Ungleichheiten im schulischen Erfolg verstärken könnte, während 48 Prozent sich Sorgen über Mobbing durch den Missbrauch von Deep Fakes machen. Von KI überfordert zu werden befürchten 38 Prozent. Ein Drittel der Schüler*innen (34 Prozent) befürchtet Benachteiligung und hat Angst, weniger Möglichkeiten zu haben, die Vorteile von KI in ihrer Ausbildung zu nutzen als ihre Mitschüler*innen.

Wer soll nun die Kinder lehren und die Wissenschaft vermehren?

Innovative Wege im Lehren und Lernen stehen bei den europäischen Schüler*innen hoch im Kurs. Drei Viertel der Befragten bevorzugen Prüfungen, die Problemlösungsfähigkeiten testen, anstatt Auswendiglernen (79 Prozent). Auch eine kontinuierliche Bewertung des individuellen Lernfortschritts, die von KI unterstützt werden könnte, bewerten 69 Prozent besser als einmalige Leistungstests.

Die Ergebnisse der Vodafone-Studie beleuchten die subjektiven Perspektiven der befragten Schüler*innen. Sie geben dennoch einen wertvollen und wichtigen Einblick und in die aktuelle Situation an europäischen Schulen und zeigen zugleich erhebliche Unterschiede, was den Zugang zu und den Umgang mit digitalen Geräten betrifft. Die Studie macht zum einen auf die Rolle des sozioökonomischen Milieus für die Kompetenzaneignung aufmerksam. Schüler*innen aus einkommensstärkeren Haushalten sowie mit regelmäßigem Zugang zu KI-Tools fühlen sich von ihren Schulen beispielsweise besser auf den Umgang mit Künstlicher Intelligenz vorbereitet und bewerten auch die Unterstützung, die Künstliche Intelligenz für das Lernen bieten kann, positiver.

Die Integration digitaler Technologien – insbesondere Künstlicher Intelligenz – bringt für die schulische Bildung weitreichende Veränderungen mit sich. Auf der einen Seite bietet der digitale Wandel Chancen, besonders für einen stärker kindzentrierten Unterricht. Auf der anderen Seite birgt er Risiken für eine schon jetzt drohende Vergrößerung des Digital Divide.

Mehr zu der Studie erfahren Sie in der Literaturdatenbank.

Zudem finden Sie weitere Studien und Modelle zu Medien- und Digitalkompetenz auf unserer Datenbank.

Zitationsvorschlag

Lauber, A. (2025). Nicht allein das A-B-C bringt den Menschen in die Höh’ – Was sagen europäische Schüler*innen zu KI in der Schule? Blog-Beitrag auf der Projektwebsite von Digitales Deutschland, online verfügbar unter https://digid.jff.de/nicht-allein-das-abc-bringt-den-menschen-in-die-hoeh