Forschung für die Praxis
Einblick in unsere methodischen Überlegungen und Ansätze
Wie können digitale und medienbezogene Kompetenzen gezielt gefördert werden? In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf methodische Überlegungen und Ansätze, die wir entwickelt haben, um die Perspektiven von Kompetenzträger*innen – also der Menschen, die in ihrem Alltag mit digitalen Medien umgehen – zu verstehen. Erfahren Sie, wie wir die subjektiven Perspektiven der Menschen und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den Mittelpunkt unserer Forschung stellen, um bedarfsgerechte und nachhaltige Angebote zur Förderung von Kompetenzen zu entwickeln.
Unser Verständnis von Kompetenz
Unsere forschungsmethodischen Überlegungen basieren auf dem Rahmenkonzept. Kompetenzen verstehen wir als kenntnisbasierte Fähigkeiten und Fertigkeiten, die im Kontext des medialen und digitalen Wandels notwendig sind, um Anforderungssituationen erfolgreich zu bewältigen. Sie werden primär im Alltag, aber auch im Rahmen gezielter Bildungsangebote erworben. Kompetenzen sind subjekt- und handlungsbezogen. Das heißt: Sie zeigen sich im Handeln und werden im Handeln sowie in der Reflexion des eigenen Handelns erworben. Ob und welche Kompetenzen erworben werden, hängt sowohl von der jeweiligen Situation als auch vom Kontext ab. Zudem verstehen wir Kompetenzen als veränderbar, da sie sich an unterschiedliche Kontexte, Handlungssituationen, gesellschaftliche Rahmenbedingungen und die persönliche Entwicklung anpassen.
Praxisorientierte Forschung: mit innovativen Methoden zu relevanten Erkenntnissen
Im Projekt wurden zahlreiche innovative methodische Ansätze entwickelt. Beispielsweise wurden Interviews und Gruppendiskussionen durchgeführt, die mit spielerischen und kreativen Elementen unterstützt wurden. Oder es wurde im Sinne eines „media go-along“ gemeinsam in den Interviews durch die Apps geklickt, sodass dieses Zeigen ermöglichte, altersangemessen und lebensweltnah über Phänomene zu sprechen, die mitunter sprachlich noch nicht so greifbar sind. Allen Methoden gemeinsam ist, dass sie an die Alltagserfahrungen der Menschen anknüpfen. Dies ermöglicht einen realitätsnahen Einblick in die tatsächlichen Bedingungen und Anforderungen und stellt sicher, dass die erhobenen Daten und Erkenntnisse praxisnah und anwendungsbezogen sind.
Drei Zugänge zur Analyse von Kompetenzen im digitalen Wandel
In der Repräsentativbefragung „Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz“ wurden die Teilnehmenden gebeten, sowohl ihre eigenen Fähigkeiten einzuschätzen als auch die gesellschaftliche Relevanz der abgefragten Kompetenzen zu bewerten. Zur Einordnung der Einschätzungen zu KI-bezogenen Kompetenzen wurden zudem die Nutzung digitaler Medien und KI-Anwendungen sowie die Einstellungen und Motivationen zur Nutzung dieser Technologien abgefragt. Bei dieser Erhebungsform zeigen sich aber methodisch bedingte Grenzen des Erkenntnisgewinns. Ergänzende qualitative und nach Zielgruppen differenzierende Studien waren und sind erforderlich, um zu analysieren, aus welchen Informationen und Erfahrungen sich Einstellungen speisen und welche Bedeutung diese für die Motivation zum weiteren Kompetenzerwerb haben.
Zum einen analysierten die Teilstudien der Universität Siegen und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg Online-Kommentare und Bildungsmaterialien, um die Relevanz einzelner Kompetenzen für unterschiedliche Zielgruppen zu ermitteln. Dabei wurden gesellschaftliche Vorstellungen zur Medien- und Digitalkompetenz sowie Erwartungen an Politik und Zivilgesellschaft deutlich. Die Studie der PH Ludwigsburg identifizierte zudem Alterskonstruktionen und latente Barrieren, die einer zielgruppengerechten Bildungskommunikation im Weg stehen.
Zum anderen wurde in weiteren Studien das Handeln der Menschen fokussiert. Durch Interviews und Gruppendiskussionen mit Kindern, Jugendlichen, Bildungsexpert*innen, älteren Menschen und Migrant*innen konnten Erkenntnisse über die Bedingungen, Motivationen und Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien und KI-Anwendungen gewonnen werden. Sie zeigen detailliert und anhand aktueller Phänomene, wie, warum und unter welchen Voraussetzungen Menschen mit digitalen Medien und KI-Anwendungen handeln. So konnten subjektive Theorien, Herausforderungen, Kompetenzen und Förderbedarfe der einzelnen Gruppen identifiziert werden.
Kreative, alltagsnahe Forschung zur Identifikation konkreter Förderbedarfe
Mit den innovativen Forschungsmethoden, die an die Alltagserfahrungen der Menschen anknüpfen, konnten wir tiefere Einblicke in die realen Bedingungen und Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien und KI-Anwendungen gewinnen. Durch kreative Ansätze wie Interviews, Gruppendiskussionen und „media go-along“-Methoden haben wir die subjektiven Perspektiven der Teilnehmenden in den Mittelpunkt gestellt. Diese Methoden ermöglichen es, konkrete Förderbedarfe zu identifizieren und liefern eine fundierte Grundlage für die Entwicklung praxisnaher, bedarfsgerechter Bildungsangebote.