Wie begegnen Menschen KI?

Selbstsicher, ambivalent oder verhalten?

Menschen schätzen ihre Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien und Systemen sehr unterschiedlich ein. Noch größerer Unterschiede ergeben sich, wenn sie ihr Wissen über Künstliche Intelligenz (KI) einschätzen sollen. Ergebnisse der Studie „Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2022“ stellen die Unterschiede in der Bevölkerung entlang von drei Typen dar: die Selbstsicheren, die Moderaten und die Verhaltenen. Diese Typologie gibt Ansatzpunkte für die Förderung von Medien- und Digitalkompetenzen.

So wurde geforscht: Die Methodik des „Kompass“

Die Repräsentativbefragung „Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2022“ untersucht, wie die deutsche Bevölkerung Künstliche Intelligenz (KI) wahrnimmt und welche Kompetenzen sie sich im Umgang mit KI zuschreibt. In einer Umfrage mit 1.602 Personen ab 12 Jahren wurden im Januar 2021 verschiedene Aspekte abgefragt, wie Wissen, Einstellungen und Handeln im Zusammenhang mit KI. Um genauere Einblicke zu gewinnen, wurden mithilfe einer latenten Klassenanalyse drei Typen identifiziert: die Selbstsicheren, die Moderaten und die Verhaltenen. Analysiert wurden dabei die Variablen Wissen, Einstellungen, Nutzung und Kompetenzeinschätzung.

Die Selbstsicheren

Die KI-affinen digital Selbstsicheren haben eine sehr hohe Mediennutzung, verfügen über ein ausgeprägtes Wissen über KI, nehmen KI tendenziell eher als persönliche und gesellschaftliche Chance wahr und schätzen ihre medienbezogenen Kompetenzen – insbesondere in den kognitiven, kritisch-reflexiven und instrumentell-qualifikatorischen Kompetenzdimensionen – gut ein. Die Gruppe setzt sich überwiegend aus Männern mittleren Alters zusammen, die häufig in IT-Berufen tätig sind. Ein Großteil der Befragten hat einen mittleren (50 %) oder einen hohen Bildungsabschluss (39 %).

Die Moderaten

Die KI-ambivalenten digital Moderaten verfügen über ein abstraktes Wissen zu KI, haben eine ambivalente bis positive Haltung zu KI, nutzen digitale Medien zwar weniger als die Selbstsicheren, aber immer noch häufig und schätzen ihre Kompetenzen vergleichsweise als moderat ein – als gut jedoch im Bereich der kognitiven, sozialen, affektiven und kreativen Kompetenzdimensionen. Diese Gruppe besteht aus jüngeren Personen. Die Mehrheit gab an, einen mittleren Bildungsabschluss (65 %) erworben zu haben, 23 Prozent haben eine formal höhere Bildung.

Die Verhaltenen

Die KI-skeptischen digital Verhaltenen stehen KI eher kritisch gegenüber. 28 % sehen KI als Gefahr. Sie nutzen digitale Medien im Vergleich zu den anderen Gruppen weniger. Ihre technischen Fähigkeiten schätzen sie ebenfalls als gering ein, insbesondere wenn es um komplexere Aufgaben wie das Ändern von Geräteeinstellungen geht. Gleichzeitig fühlen sie sich im sozialen Austausch über digitale Medien sicher. Soziodemografisch besteht diese Gruppe hauptsächlich aus älteren Menschen und etwas mehr Frauen. Die meisten (62 %) haben einen mittleren Bildungsabschluss erworben, gefolgt von 23 Prozent mit einem formal niedrigen sowie 15 Prozent mit einem höheren Bildungsabschluss.

Bildung für alle: Warum differenzierte Ansätze unverzichtbar sind

Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer differenzierten Herangehensweise in der Bildungsarbeit, um die unterschiedlichen Bedarfe der Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Die Typologie zeigt, dass vor allem die Einstellungen der Menschen gegenüber digitalen Medien und KI eine wichtige Rolle dabei spielen, wie sie ihre eigenen Kompetenzen diesbezüglich einschätzen. Gleichzeitig wird deutlich, dass das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten bei allen Gruppen eine Schlüsselrolle spielt. Insbesondere die Verhaltenen sollten in der Bildungsarbeit gezielt unterstützt werden, damit sie ihre digitalen und KI-bezogenen Kompetenzen ausbauen können.

Die Ergebnisse der Studie sind in folgender Publikation kostenfrei zugänglich: Herrmann, S.; Lauber, A.; Cousseran, L.; Brüggen, N. (2023). Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2022. Typen im Umgang mit KI. Herausgegeben vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. München: kopaed.