AI Comp – Future Skills für eine von KI beeinflusste Lebens-und Arbeitswelt
Kurzbeschreibung
Welche Kompetenzen brauchen Menschen, um in zukünftigen komplexen und dynamischen Situationen erfolgreich zu handeln? Dieser Frage gehen die Autor*innen im vorliegenden Beitrag nach und identifizieren KI-Kompetenzen, die in der Arbeitswelt und im Privatleben künftig benötigt werden. Zu diesem Zweck wurde ein neues Kompetenzstrukturmodell entwickelt, der AIComp. Dazu kam ein umfangreiches Methoden-Arsenal zum Einsatz, darunter Literaturanalysen, Interviews, Gruppendiskussionen und ein Online-Fragebogen. Das Kompetenzmodell unterscheidet zunächst drei Kompetenzbereiche. Diese umfassen wiederum mehrere Kompetenzfelder, welche Aufschluss über nötigte Kompetenzen geben. Insgesamt gibt es zwölf solche Kompetenzfelder, nämlich Aktivitäts- und Umsetzungskompetenz, Kompetenz für Systemdesign, kreative Problemlösungskompetenz, kritische digitale Kompetenz, Kompetenz zur Entscheidungsfindung, Selbstwirksamkeit, kritisches Denken, aktive Lenkungsfähigkeiten, selbstbestimmtes Handeln, ethische Kompetenz, Kompetenz zur Zusammenarbeit und Kommunikationskompetenz. Das Modell soll eine Grundlage bilden, um daraus Bildungsmaßnahmen zu entwickeln.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Künstliche Intelligenz durchdringt zunehmend unsere Arbeits- und Bildungswelt sowie unser Privatleben. Dadurch ergeben sich viele Veränderungen - sowohl Herausforderungen als auch Chancen. So wird sich zum Beispiel die Bedeutung von Empathie durch die Interaktion mit KI-Systemen verändern. Durch solche Veränderungen wird vor allem eine Frage relevanter: Welche Kompetenzen benötigen Menschen in Zukunft? Künstliche Intelligenz kann ihre Potentiale nur dann voll entfalten, wenn wir klug mit ihr umgehen. Denn die Ergebnisse Künstlicher Intelligenz hängen davon ab, wie Menschen sie einsetzen und mit ihr interagieren. Deshalb sollten Menschen KI-Kompetenzen lebenslang (weiter-)entwickeln. Diese Handlungskompetenz müssen auch Bildungsakteure stärken. Denn an der Gesellschaft teilzuhaben, wird ohne KI-Kompetenzen zukünftig kaum mehr möglich sein.
Kompetenzanforderungen
Angesichts der Entwicklung Künstlicher Intelligenz stehen Menschen vor vielfältigen Anforderungen. So müssen Individuen zum Beispiel in der Lage sein, zu erkennen, in welchen Bereichen sie sich weiterqualifizieren müssen. Sie müssen KI-Systeme planen und technologisch umsetzen, sie dazu verwenden können, um komplexe Probleme kreativ zu lösen und die gesellschaftliche Folgen von KI-Systemen verstehen und bewerten. Zudem sollen sie ethische beziehungsweise moralische Herausforderungen erkennen, die Künstliche Intelligenz mit sich bringt, und diesen Herausforderungen verantwortungsvoll begegnen.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: mit Anwendungen Künstlicher Intelligenz souverän und selbstbestimmt umgehen.
Kognitive Dimension: die Eigenlogik von KI-Systemen verstehen.
Affektive Dimension: Vertrauen in die eigene Handlungsbereitschaft und -kompetenz haben; dem Thema Künstlicher Intelligenz mit Offenheit begegnen.
Kreative Dimension: KI-Systeme aktiv mitgestalten; KI-basierte Technologien nutzen, um Probleme kreativ zu lösen; Anwendungen Künstlicher Intelligenz für eigene und berufliche Zwecke personalisieren und (um-)gestalten.
Soziale Dimension: intersektional und kulturübergreifend mit Partner*innen zu KI-Transformationsprojekten zusammenarbeiten; situationsgerecht und fair über Themen bezogen auf Künstliche Intelligenz kommunizieren - sowohl mit Gleichgesinnten als auch mit Menschen, die konträre Sichtweisen vertreten.
Kritisch-reflexive Dimension: eigenständig Nachholbedarfe erkennen und sich durch Eigeninitiative kontinuierlich weiterbilden; KI-Systeme kritisch und differenziert beurteilen; Folgen - sowohl Potenziale als auch Grenzen - des Einsatzes von KI-Systemen abschätzen; die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI-Systemen und -anwendungen angemessen beurteilen können; Verantwortung für Entscheidungen, die durch KI-Systeme unterstützt oder getroffen wurden, übernehmen; ethisch problematische Entwicklungen Künstlicher Intelligenz erkennen, artikulieren und kritisch reflektieren; Anwendungen Künstlicher Intelligenz für eigene und berufliche Zwecke personalisieren und (um-)gestalten.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Kompetenzen werden als Handlungsdispositionen definiert. Das heißt sie dürfen nicht auf Handlungsfähigkeit reduziert werden. Sie umfassen neben Wissen und Fertigkeiten auch die Bereitschaft eines Individuums, zu handeln. Diese ist unter anderem beeinflusst vom Willen, von Werthaltungen und der Motivation. Kompetenzen gehen also weit über das Bedienen von Medien hinaus. Future Skills sind eine Kombination aus Handlungsbereitschaft und -dispositionen, geprägt durch Wissen, Erfahrungen, Werte und Haltungen. Durch sie sollen Menschen Anforderungen angesichts des - durch Künstliche Intelligenz beschleunigten -Wandel bewältigen können. Ob jemand über eine bestimmte Kompetenz verfügt, zeigt sich erst im Handeln. Auch Kompetenzentwicklung wird als ganzheitlicher Prozess verstanden. Er schließt auch ein, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln sowie bestimmte Werthaltungen, Motive und intrinsische Motivation auszubilden.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Ob lebenslanges Lernen gelingt und Menschen Kompetenzen entwickeln, hängt von mehreren Faktoren ab. Nicht nur Wissen und Fertigkeiten sind relevant, sondern auch Einstellungen, Werte und die intrinsische Motivation, sich an technische und gesellschaftliche Veränderungen anzupassen. Zudem müssen Bildungsakteur*innen Individuen beim Kompetenzerwerb unterstützen. Wenn die Kompetenzträger*innen nicht erkennen, dass sie Nachholbedarf haben, nicht von Bildungsakteur*innen unterstützt werden oder nicht dazu bereit sind, neue Kompetenzen zu erwerben, ist der Kompetenzerwerb zum Scheitern verurteilt.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Der AIComp unterscheidet zwölf Kompetenzfelder. Demnach gilt eine Person als KI-kompetent, wenn sie eigenständig Nachholbedarfe erkennt und sich durch Eigeninitiative kontinuierlich weiterbildet, Folgen des Einsatzes von KI-Systemen abschätzen und KI-Systeme aktiv mitgestalten kann, KI-basierte Technologien nutzen kann, um Probleme kreativ zu lösen, die Eigenlogik von KI-Systemen versteht, Verantwortung für Entscheidungen, die durch KI-Systeme unterstützt oder getroffen wurden, übernimmt. Außerdem hat ein solcher Mensch Vertrauen in die eigene Handlungsbereitschaft und -kompetenz, kann die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI-Systemen und -anwendungen angemessen beurteilen, KI-Anwendungen für eigene und berufliche Zwecke personalisieren und (um-)gestalten, lässt sich nicht von KI-Anwendungen bevormunden und handelt im Umgang mit KI-Anwendungen souverän und selbstbestimmt, erkennt, artikuliert und reflektiert kritisch ethisch problematische KI-Entwicklungen, arbeitet intersektional und kulturübergreifend mit Partner*innen zu KI-Transformationsprojekten zusammen und kommuniziert situationsgerecht und fair über KI-bezogene Themen sowohl mit Gleichgesinnten als auch mit Menschen, die konträre Sichtweisen vertreten.
Quellenangabe
Ehlers, U.-D., Lindner, M., & Rauch, E. (2024). AI Comp - Future Skills für eine von KI beeinflusste Lebens-und Arbeitswelt. Forschungsbericht 2: Empirische Konstruktion & Beschreibung des Kompetenzmodells AIComp. https://next-education.org/downloads/2024-03-19-AIComp-Part_2_-_Kompetenzmodell-final-web.pdf