Die Kompetenzen der Lehrenden an Schulen im Umgang mit digitalen Medien und die Wechselwirkungen zwischen Lehrtheorien und mediendidaktischem Handeln

Kurzbeschreibung

Im Fokus der Dissertation an der Technischen Universität (TU) Dresden stehen die Kompetenzen von Lehrenden an Schulen im Umgang mit digitalen Medien und die Wechselwirkungen zwischen Lehrtheorien und mediendidaktischem Handeln. Für die Untersuchung wird ein eigenes Kompetenzmodell entwickelt, dem das Rahmenmodell TPCK (Technological Pedagogical Content Knowledge) zugrunde liegt. Die Entwicklung des Kompetenzmodells erfolgt aus der theoretischen Ableitung verschiedener Bedingungen. Es wird eine Abgrenzung verschiedener Begrifflichkeiten vorgenommen, die im Zusammenhang mit dem Lehren und Lernen mit digitalen Medien stehen und der Legitimation digitaler Medien im Unterricht dienen. Es werden weiterhin verschiedene Lehr- und Lerntheorien diskutiert, bevor - hervorgehend und abgeleitet aus weiteren vorgestellten Kompetenzmodellen für Lehrende im Umgang mit digitalen Medien - das eigene Kompetenzmodell formuliert wird. Basierend auf den formulierten Kompetenzen erfolgt eine quantitative Befragung von Lehrenden, um die in der Studie gestellten Forschungsfragen beantworten zu können.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Es wird davon ausgegangen, dass digitale Medien die Lebenswirklichkeit von Erwachsenen als auch Kindern und Jugendlichen völlig durchdrungen haben. Durch die Verfügbarkeit der digitalen Medien ändern sich entsprechend auch die Rahmenbedingungen für schulische Bildung und lebenslanges Lernen. Der Zusammenhang von Bildungsqualität und digitalen Medien wird demnach immer wichtiger. Der tatsächliche Einsatz digitaler Medien in Schulen in Deutschland und Österreich bleibt laut dem Autor jedoch hinter den Erwartungen zurück.

Kompetenzanforderungen

Die Kompetenzanforderungen ergeben sich aus den vier Unterdimensionen des in der Arbeit entwickelten TPCK-A Kompetenzmodells für Lehrende. Die Unterdimensionen (Content Knowledge; Pedagogical Knowledge; Technological Knowledge; Technological Pedagogical Content Knowledge) werden in verschiedene Teilbereiche untergliedert, denen wiederum konkrete Kompetenzanforderungen zugeordnet werden. Die konkreten Kompetenzanforderungen zu den Teilbereichen sind ausführlich im Anhang der Arbeit ausformuliert.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: die eigenen Daten schützen; gängige Eingabegeräte und Speichermedien bedienen können; persönliche Informatiksysteme nutzen (z.B. ein Computersystem starten und beenden, Programme starten, usw.); Datenaustausch in Netzwerken durchführen; verschiedene Möglichkeiten der Interaktionen mit digitalen Geräten nutzen; Dokumente erstellen, publizieren und Präsentationen erstellen; Berechnungen durchführen und visualisieren; Informationen im Internet suchen; Kommunikationsdienste nutzen; mithilfe von Programmen Daten strukturieren; einfache Handlungsanleitungen (Algorithmen) ausführen; Lernumgebungen mit digitalen Medien gestalten; digitale Medien zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien einsetzen; Unterrichten über digitale Medien; Digitale Verwaltungsumgebungen nutzen; (fachbezogene) digitale Lernumgebungen aufbauen (z.B. Lernmanagementsystem einsetzen, Präsentationssoftware nutzen, Online-Materialien entwerfen, usw.).

Kognitive Dimension: Bedeutung von IT in der Gesellschaft verstehen; Datenschutz und Datensicherheit verstehen; grobe Kenntnisse der Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien und Benennung von informationstechnologischen Berufen; Funktionsweise eines Computersystems kennen und Teile benennen; Kenntnisse über Betriebssysteme und Netzwerke; Suche, Auswahl und Organisation von Information; Kommunikationsformen und -systeme nennen; einfache Algorithmen und Programme nennen und beschreiben; Unterrichten über digitale Medien; Veränderung der Bildung durch digitale Medien in der Wissensgesellschaft verstehen.

Soziale Dimension: interaktive und soziale Lernformen im Fach mit Hilfe digitaler Medien fördern; digitale Medien zur Kommunikation und Kollaboration mit Lehrern und Lehrerinnen der eigenen Schule, den Schülerinnen und Schülern und den Eltern verwenden; Digitale Kommunikation und Kooperation in schulübergreifenden Netzwerken nutzen.

Kritisch-reflexive Dimension: eigene Verantwortung bei der Nutzung von IT kennen und dementsprechend handeln; Kriterien für die Zuverlässigkeit von Informationsquellen nennen und diese anwenden; soziale Netzwerke verantwortungsvoll nutzen und Netiquette beachten; Beachtung der Veränderung gesellschaftlicher Strukturen und der Bildung im Unterricht; Reflektion die beim Einsatz von digitalen Medien auftretenden rechtlichen und ethischen Aspekte; Einsatz von digitalen Medien im Unterricht reflektieren; die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen durch digitale Medien in der Wissensgesellschaft reflektieren.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Der Begriff der Kompetenz wird als sehr vieldeutig und normativ betrachtet. Der Autor orientiert sich im Wesentlichen an der Strukturierung von zu erlangenden Kompetenzen bestimmter Personengruppen und bezieht sich dabei vorzugsweise auf fachspezifisches Wissen, pädagogische und informatische Kenntnisse, Anwendungskenntnisse. Den einzelnen Kompetenzen werden dabei verschiedene Kompetenzniveaus zugeordnet. Bei dem in der Arbeit zugrundegelegten Kompetenzmodell handelt es sich um ein vierdimensionales Konstrukt, bestehend aus vielen Teilkompetenzen. Das Modell wird für seine Untersuchung erweitert und auf Lern- und Lehrkontexte angewendet.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Ob und wie Lehrende digitale Medien im Unterricht nutzen, wird in der Studie auch vor dem Hintergrund der bereits bestehenden Unterrichtserfahrung und der lehrtheoretischen Sichtweise untersucht.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Kompetenz ist nicht unmittelbar direkt beobachtbar. Sie kann nur über die Performanz erschlossen werden.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Mit Blick auf die in der Arbeit gestellten Forschungsfragen konnte festgestellt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von digitalen Medien und der lehrtheoretischen Sichtweise der Lehrenden gibt. Zwischen der Verwendung digitaler Medien im Unterricht und einer konstruktivistischen Sichtweise konnte eine signifikante Korrelation gefunden werden, allerdings bleibt unklar, ob es sich auch um einen Kausalzusammenhang handelt. Weiter konnte festgestellt werden, dass informatisches Wissen und der Umgang mit Social Media bei Lehrenden wenig verbreitet sind. Social Media hat somit einen offenbar geringen Stellenwert im Professionsbewusstsein von Lehrenden. Hinsichtlich der Frage des Zusammenhangs von Unterrichtserfahrung und Anwendungskenntnissen zeigte sich in den Ergebnissen, dass die Kohorte mit der geringsten Unterrichtserfahrung ihre Anwendungskenntnisse am höchsten Einstuft. Die Anwendungskenntnisse scheinen somit eher in Relation zum Alter statt zur Unterrichtserfahrung zu stehen.

Quellenangabe

Brandhofer, G. (2015). Die Kompetenzen der Lehrenden an Schulen im Umgang mit digitalen Medien und die Wechselwirkungen zwischen Lehrtheorien und mediendidaktischem Handeln. Dissertation, TU Dresden, Dresden.

Zuletzt geändert am 21. Dezember 2022.