Förderung der Fach- und Medienkompetenz im Kontext der Einstiegsqualifizierung: Eine berufswissenschaftliche Analyse am Beispiel des Programms Chance Plus bei der Deutschen Bahn
Kurzbeschreibung
Ziel des Projektes ist es, neue Wege der Medienkompetenz im Berufsleben zu entwickeln, zu erproben und zu verallgemeinern, um diese fördern zu können. Hierfür werden sechs Geschäftsfelder der Deutschen Bahn aus berufs- und medienpädagogischer Sicht mittels Experten-Facharbeiter-Workshops betrachtet: Service im Zug, Service am Bahnhof, Sicherheit, Tiefbau (Gleisbau), Fahrwegpflege und Logistik. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass im beruflichen Alltag digitale Medien eine eher untergeordnete Rolle spielen, allerdings werden Medienkompetenzen, die im Alltag erlernt wurden, auch im Berufsleben eingesetzt.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Sowohl inhaltlich als auch methodisch sind digitale Medien für die berufliche Bildung relevant. Dementsprechend gehört in manchen Berufen (Informatiker, Webdesigner) der kompetente Umgang mit digitalen Medien zum festen Bestandteil der beruflichen Handlungskompetenz. Damit die Handlungsorientierung im Unternehmen gefördert wird, wurden in der beruflichen Bildung Lernfeldkonzepte neu strukturiert und sogenannte Lehr-Lern-Arrangements entwickelt, die häufig mit digitalen Medien gekoppelt werden. Die Forschenden argumentieren, dass digitale Medien in solchen Kontexten als „didaktische Instrumente zur Förderung beruflicher Handlungskompetenz“ (S. 12) fungieren.
Kompetenzanforderungen
Jugendliche, Auszubildende und Mitarbeiter*innen sollen in der Lage sein, digitale Kommunikationswege zu beherrschen, sie sollen Medien sinnvoll in ihrem Arbeitsleben einsetzen sowie online kooperationsfähig sein. Außerdem sollen sie sich in die (virtuelle) berufliche Gemeinschaft integrieren können.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Umgang mit digitalen Medien; mit Navis (zur Fahrt ins Umland) umgehen können; mit Computern (z.B. zum Zoomen von Geodaten, Eingabe von Abrechnungen, Fundbüro, Carsharing und Call a Bike werden am PC verwaltet) umgehen können; mit Fotos und Filmen (zur Identifizierung eventueller Problembäume oder zur Dokumentation durchgeführter Arbeiten) umgehen können; Berichtsheft digital führen; Nutzung von Smartphones/Handys zur Kommunikation (z.B. Verspätung mitteilen, Schichtpläne mit Kolleg*innen über eine Whatsapp-Gruppe teilen) und um Gesamtpreise mit einem Taschenrechner zu kalkulieren, einen Online-Übersetzer für ausländische Kund*innen zu nutzen, Kund*innen über das Online-Reiseinformationssystem auf einen Anschlusszug hinzuweisen oder eine Wetter-App zur Auswahl angemessener Kleidung nutzen; mit spezialisierten Entwicklungen für ein bestimmtes Einsatzfeld (z.B. Sicherheit) umgehen können; mit Scannern umgehen können.
Kognitive Dimension: Information und Wissen.
Kreative Dimension: produktives Handeln; Videos relevanter Arbeitsprozesse anfertigen; Bilddokumentation.
Soziale Dimension: Kommunikation und Kooperation; Absprache mit Vorgesetzten per Handy.
Kritisch-reflexive Dimension: Identität, Orientierung, digitale Wirklichkeit.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Die Forschenden argumentieren, dass digitale Medien sowohl inhaltlich als auch methodisch wichtig für die berufliche Bildung sind. Daher wird Medienkompetenz als Teil der beruflichen Handlungskompetenz gefördert.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
keine Angabe
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Digitale Medien spielen in der Beherrschung der Arbeitsaufgaben eher eine untergeordnete Rolle bei der Deutschen Bahn. Allerdings helfen die digitalen Kompetenzen, die die Jugendlichen in ihrem Alltag erworben haben, bei der schnellen Aneignung von Fähigkeiten, die bei bahnspezifischen Instrumenten entscheidend sind. Außerdem werden alltägliche digitale Kompetenzen freiwillig für die Arbeitsaufgaben eingesetzt (z.B. Nutzung der DB-App, um Auskunft über die nächsten Anschlüsse zu geben). Außerdem werden die digitalen Medien genutzt, um beispielsweise Notizen über die Arbeitstätigkeiten zu machen oder den Schichtplan abzufotografieren.
Quellenangabe
Saniter, A., Lübcke, E., & Burchert, J. (2015). Förderung der Fach- und Medienkompetenz im Kontext der Einstiegsqualifizierung: Eine berufswissenschaftliche Analyse am Beispiel des Programms Chance Plus bei der Deutschen Bahn. Institut für Technik und Bildung, Bremen.