From AI imaginaries to AI literacy – Artificial intelligence technologies in the everyday lives of migrants in Germany

Kurzbeschreibung

Wie stellen sich Migrant*innen in Deutschland Künstliche Intelligenz vor? Und inwiefern hängt mit diesem Bild ein selbstbestimmter und kompetenter Umgang mit Künstlicher Intelligenz zusammen? Diesen Fragen gehen die Autorinnen mitilfe von fünf Gruppendiskussionen mit Migrant*innen nach. Im Fokus stehen dabei die beiden theoretischen Konstrukte der AI Imaginaries und der AI Literacy. In den Ergebnissen wird sichtbar, wie sich Migrant*innen Künstliche Intelligenz vorstellen, was sie dazu wissen, wie sie mit solchen Systemen in ihrem Alltag umgehen (beispielsweise mit Blick auf Datenschutz) und welche Gefühle im Umgang damit entstehen (beispielsweise Enttäuschung oder Zufriedenheit).

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Digitale Medien und Social-Media-Plattformen erlangen im Alltag zunehmend an Bedeutung. Dabei sind neben regelbasierten Algorithmen auch andere Technologien Künstlicher Intelligenz relevant für Nutzende. Anwendungen Künstlicher Intelligenz verändern, wie Menschen miteinander interagieren. Sie können genutzt werden, um Denken und Handeln zu erweitern und funktional zu ersetzen. Damit wandelt sich auch das Verhältnis von Menschen und Maschinen und es stellen sich grundlegende Fragen zur Handlungsfreiheit von Menschen.

Kompetenzanforderungen

Um selbstbestimmt mit KI-Technologien umzugehen, braucht es verschiedene Fähigkeiten. Nutzende müssen sich dessen bewusst sein, dass Technologien Künstlicher Intelligenz Teil zahlreicher Anwendungen, Plattformen etc. sind. Sie sollten sich ebenfalls damit auseinendersetzen, wie diese funktionieren, um deren Auswirkungen einschätzen zu können und Wege zu finden, wie sich solche Systeme anpassen lassen.

Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)

AI Literacy

Unterdimensionen (nach dem Papier)

Kognitive Dimension,
Affektive Dimension,
Handlungsdimension

Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)

Kognitive Dimension: Sich der Nutzung von KI-Technologien bewusst sein; grob wissen, dass KI-Technologien Teil von digitalen Medien sind und wie diese Technologien in etwa funktionieren.

Affektive Dimension: Den Umgang mit durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz geprägten digitalen Medien emotional und affektiv einordnen.

Kreative Dimension: Die Ausgabe der algorithmenbasierten Medien durch gezieltes Handeln beeinflussen können.

Kritisch-reflexive Dimension: Algorithmische Entscheidungsfindung oder Ergebnisse generativer Künstlicher Intelligenz kritisch reflektieren können; sich Folgen algorithmischer Prozesse für die alltägliche Erfahrung mit KI-Technologien vorstellen und kritisch bewerten können, um eine mögliche Ungleichbehandlung durch diese Technologien zu erkennen.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

AI Literacy wird in Anlehnung an Leyla Dogruel als eine Kombination aus Bewusstsein, Wissen über, kritischer Reflexion von und Umgang mit Algorithmen und Künstlicher Intelligenz verstanden. Das Konzept wird um eine affektive Dimension erweitert. Sie umfasst die emotionale und affektive Einordnung des Umgangs mit digitalen Medien.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

In der Studie stehen Menschen im Mittelpunkt, die in der Gesellschaft eher benachteiligt und bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz kaum berücksichtigt werden. Das Sample spiegelt die größten Migrationsgruppen in Deutschland wieder. Befragt wurden Migrant*innen von der ersten bis zur dritten Generation. Sie verfügten über unterschiedliche Bildungshintergründe und nutzten digitale Medien in unterschiedlicher Art und Weise - manche nutzten viele verschiedene Anwendungen, andere nur wenige.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Die Autorinnen sehen zahlreiche Herausforderungen, will man AI Literacy messen. Dies ist methodisch anspruchsvoll, bei kommunikativer Künstlicher Intelligenz besonders, da es sich dabei um eine abstrakte Technologie handelt, die in vielen verschiedenen Bereichen im Einsatz ist und für Nutzer*innen meistens nicht sichtbar ist.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Die Befragten sind sich der Präsenz von Technologien Künstlicher Intelligenz grundsätzlich bewusst. Ihr Wissen darüber, wie Künstliche Intelligenz funktioniert und welche Folgen solche Technologien mit sich bringen, unterscheidet sich zwischen den Studienteilnehmenden jedoch deutlich. Sie bewerten KI-Technologien ambivalent - als nützlich und gleichzeitig als störend und entwickeln dementsprechend kreative Umgangsstrategien.

Quellenangabe

Sūna, L., & Hoffmann, D. (2024). From AI imaginaries to AI literacy. Artificial intelligence technologies in the everyday lives of migrants in Germany. MedieKultur: Journal of Media and Communication Research, 40(76), 53-76. https://doi.org/10.7146/mk.v40i76.137144

Sonstige Anmerkungen

Migrant*innen bewerten die Rolle und Auswirkungen von KI-Technologien ambivalent. Auf der einen Seite verbinden sie damit Unterstützung, auf der anderen Seite erleben sie Resignation und Machtlosigkeit, wenn sie KI-Technologien nutzen. Je nach Situation fällt die Bewertung von Künstlicher Intelligenz unterschiedlich aus. Künstliche Intelligenz wird nicht einseitig als nur nützlich oder nur problematisch wahrgenommen.

Zuletzt geändert am 18. Dezember 2024.