Hate Speech, Influencer, Medienkompetenz: Aufgaben und Herausforderungen für die digitale Polizeiarbeit in Sozialen Medien

Kurzbeschreibung

In sozialen Netzwerken kommt der Polizei eine doppelte Rolle zu. Zum einen betreibt sie dort als Behörde eigene Kanäle, beispielsweise um die Bevölkerung zu informieren. Zum anderen soll sie über die Einhaltung von Regeln in sozialen Netzwerken wachen. Aufgrund dieser Doppelfunktion befasst sich der Autor mit der Frage: Vor welchen Herausforderungen stehen Polizist*innen sowie die Organisation Polizei in sozialen Netzwerken? Der Fokus liegt auf Desinformation einschließlich Deepfakes, Hate Speech sowie dem Umgang mit Influencer*innen aus den eigenen Reihen. Dazu gehört auch die Frage, welche Kompetenzen Polizist*innen angesichts vielfältiger Herausforderungen in sozialen Netzwerken benötigen. Hier wird vor allem Digitalkompetenz als wichtiger Baustein für digitale Polizeiarbeit begriffen.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Durch die Digitalisierung hat sich unser Bild von Öffentlichkeit stark verändert. Es hat sich sowohl gewandelt, wie Öffentlichkeit hergestellt als auch wie Inhalte ausgewählt und verbreitet werden. Früher wurde Öffentlichkeit linear und einseitig über klassische Massenmedien hergestellt. Im Zeitalter sozialer Medien ist dieser Prozess netzartiger, partizipativer und interaktiver. Das sieht man auch an sogenannten "Instacops", also Polizist*innen, die zugleich privat als Influencer*innen agieren. Zudem kommt Algorithmen nun eine bedeutende Rolle zu. Denn sie entscheiden mit, inwiefern Inhalte verbreitet werden - ein System, durch das auch Filterblasen und Echokammern entstehen können. Angesichts technologischer Entwicklungen können sich Probleme rund um das Thema Desinformation verschärfen, etwa durch Deepfakes. Zugleich sind soziale Netzwerke zu einer wichtigen Informationsquelle geworden. Gerade mit Blick auf Jüngere erscheint es wichtig, in sozialen Netzwerken aktiv zu sein, um den Anschluss an Teile jüngerer Generationen nicht komplett zu verlieren. Eine weitere Folge der Digitalisierung ist, dass der Begriff Medienkompetenz nur schwer zu definieren ist.

Kompetenzanforderungen

Der Autor fokussiert darauf, welche Kompetenzen Polizist*innen im Kontext sozialer Netzwerke benötigen. So müssen zum Beispiel alle Polizist*innen in der Lage sein, technisch mit den verschiedenen Endgeräten umzugehen und in sozialen Netzwerken verantwortungsvoll und reflektiert zu kommunizieren. Eine ausführliche Liste der Kompetenzanforderungen ist in der Rubrik "Kompetenzdimensionen" zu finden.

Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)

Digitalkompetenz | Medienkompetenz | Kommunikationskompetenz

Unterdimensionen (nach dem Papier)

keine Angabe

Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Medien aktiv nutzen; mit Social-Media-Anwendungen sicher umgehen; technische Kenntnisse in Redaktionssystemen wie Content-Management-Systemen; Redaktions- und Postingpläne erstellen, Fahndungen und Zeugenaufrufe teilen; Informationen zu polizeilichen Einsätzen auf Twitter verbreiten; soziale Netzwerke zur Nachwuchswerbung nutzen.

Kognitive Dimension: Wissen über heutige Medien und über das Mediensystem; über Medien vermittelten Inhalt (gelesen, gehört oder gesehen) verarbeiten können; den Überblick in der Informationsflut behalten; nach Trends und aktuellen Themen suchen; eigene und fremde Kanäle beobachten.

Affektive Dimension: Mit Emotionen angesichts von Hate Speech umgehen.

Kreative Dimension: Kreativ mit Medien umgehen; Content erstellen, z.B. Text-, Foto- und Videoposts; polizeiliche Influencer*innenkanäle gestalten.

Soziale Dimension: Angemessen miteinander kommunizieren; eingegangene Nachrichten und Kommentare aktiv und passiv steuern.

Kritisch-reflexive Dimension: ein Medium für eine bestimmte Tätigkeit auswählen können; soziale Netzwerke zur Nachwuchswerbung nutzen; das eigene Kommunikationsverhalten reflektieren; falsche Informationen in sozialen Netzwerken erkennen können; Fake-News und Gerüchte entkräften; eigene Informationen verifizieren; eine geeigneten Social-Media-Strategie aufsetzen; Beiträge aus rechtlicher Sicht prüfen; Straftaten auf den eigenen Kanälen verfolgen; mit Phänomenen wie Hate Speech oder Fake News umgehen; den Spagat zwischen den ökonomisch getriebenen Plattformen und der sachlichen Seriosität der Polizei schaffen.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Digitalkompetenz wird als "Dach für die Kombination der Medien- und Kommunikationskompetenz in digitalen Räumen" (S. 19) verstanden. Sie setzt sich also aus Medien- und Kommunikationskompetenz zusammen und sollte nicht auf technische Aspekte reduziert werden. Medienkompetenz ist ein Begriff, der sich stets wandelt. Prägend für ihn ist Dieter Baackes Konzept, wonach Medienkompetenz aus Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung besteht - wobei diese Teile nicht trennscharf voneinander sind. Medienkompetenz soll den Menschen ermöglichen, sich in einer komplexen Mediengesellschaft zu orientieren. Kommunikationskompetenz geht darüber noch hinaus. Sie meint vor allem, dass Menschen dazu in der Lage sein sollten, angemessen miteinander zu kommunizieren und ihr Kommunikationsverhalten zu reflektieren.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Als Polizei mit eigenen Accounts in sozialen Netzwerken präsent zu sein, ist mit der Hoffnung verknüpft, dort gerade Jugendliche zu erreichen. Denn junge Menschen nutzen häufig soziale Medien. Jedoch nutzen nicht alle jungen Menschen soziale Netzwerke mit derselben Motivation und in gleichem Ausmaß. So lassen sich in dieser Gruppe unterschiedliche Typen bezüglich Nachrichtenorientierung unterscheiden, etwa journalistisch versus nicht-journalistisch Informationsorintierte oder gering gegenüber umfassend Informationsorientierten. Da Medien- und Kommunikationskompetenz bundesweit nicht einheitlich an Schulen vermittelt wird, müssen Polizist*innen diese in in der polizeilichen Ausbildung und später im Beruf erwerben.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Quellenangabe

Graßl, M. (2022). Hate Speech, Influencer, Medienkompetenz: Aufgaben und Herausforderungen für die digitale Polizeiarbeit in Sozialen Medien. In T. G. Rüdiger, & P. S. Bayerl (Hrsg.), Handbuch Cyberkriminologie. Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35450-3_6-1

Zuletzt geändert am 18. Dezember 2024.