Kompetenzen für das Lernen mit digitalen Medien: Eine konzeptuelle Analyse

Kurzbeschreibung

Lernen mit digitalen Medien und Lernen über digitale Medien - auf dieser Zweiteilung aufbauend setzen sich die Autor*innen mit der Frage auseinander, welche Kompetenzen Menschen benötigen, um digitale Lernangebote gut nutzen zu können. Welche Kompetenzen braucht es, um mit digitalen Medien zu lernen? Und wo haben existierende Kompetenzmodelle blinde Flecken? Die Basis der Analyse bilden vor allem Kompetenzmodelle, auf die sich die Bildungspolitik im deutschsprachigen Raum beruft. Die Literaturanalyse zeigt, dass manche Kompetenzfacetten eine unterschiedliche Relevanz erhalten, je nachdem ob es um das Lernen über oder das Lernen mit Medien geht. So spielen für das Lernen mit Medien Fähigkeiten zur Selbstregulation eine große Rolle. Beim Lernen über Medien finden diese hingegen kaum Beachtung. Andere Kompetenzaspekte sind für beide Formen gleichermaßen relevant, zum Beispiel Bedienfertigkeiten.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Unser Alltag ist zunehmend durchdrungen von digitalen Medien. Sowohl im Beruf als auch in der Freizeit spielen sie eine wichtige Rolle. Für den Bildungsbereich bergen digitale Medien zahlreiche Potenziale. Mit ihnen lassen sich beispielsweise Informationen auf neue Arten darstellen, Lernende können mit ihnen eigene Inhalte gestalten und zunehmend kollaborativ lernen. Dazu benötigen sie allerdings Kompetenzen, um digitale Lernangebote effektiv zu nutzen. Welche Kompetenzenfacetten wie relevant sind, wird sich durch technologische Entwicklungen auch in Zukunft fortwährend verändern.

Kompetenzanforderungen

Lernende benötigen vielfältige Kompetenzen, um mit digitalen Medien lernen zu können. Sie müssen zum Beispiel Hard- und Software bedienen, Probleme und Lösungen so ausdrücken, dass sie ein Computer bearbeiten kann, mittles digitaler Medien kommunizieren und zusammenarbeiten, Informationen suchen, organisieren und bewerten, angemessen mit eigenen Informationen umgehen können und über Fähigkeiten zur Selbstregulation verfügen.

Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)

Kompetenzen für das Lernen mit digitalen Medien | Medienkompetenz

Unterdimensionen (nach dem Papier)

Verständnis der Funktionsweise digitaler Medien,
Kompetenzen für digitale Kooperation,
Informationsbezogene Kompetenzen

Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Technologische Bedienfertigkeiten; Grundkenntnisse relevanter Programme und Hardware; Informationen organisieren können; Funktionen und Merkmale von Passwörtern kennen; Probleme und deren Lösungen so ausdrücken, dass sie auch von einem Computer bearbeitet werden könnten.

Kognitive Dimension: Wissen über technische Funktionsweisen (z.B. wie Informationen im Internet entstehen und welche Mechanismen ihre Verfügbarkeit steuern); sich in einem großen Informationsangebot zurechtfinden, Informationen suchen und auswählen können; Informationen organisieren können; Informationen bewerten können; Informationen aus verschiedenen Quellen miteinander sowie mit eigenem Vorwissen verknüpfen können; sich der Eigenarten verschiedener Kanäle oder Privatsphäre-Einstellungen bewusst sein.

Affektive Dimension: Selbstregulierung.

Kreative Dimension: Produkte erzeugen können.

Soziale Dimension: Netiquette einhalten; für digitale Kommunikation je geeignete Technologien wählen; wissen, wann es angemessen ist, Informationen über andere Personen zu teilen.

Kritisch-reflexive Dimension: Informationen bewerten können mit Blick auf deren Glaubwürdigkeit und Qualität; Ungewissheit reflexiv erkennen und bewältigen; sich der Eigenarten verschiedener Kanäle oder Privatsphäre-Einstellungen bewusst sein; Persönlichkeits-, Lizenz- und Urheberrechte sowie soziale und ethische Aspekte beachten.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Medienkompetenz ist wichtig, um an der Gesellschaft teilhaben zu können. Sie zielt auf normative Kompetenzen ab und lässt sich als Fähigkeit verstehen, Medien selbstbestimmt zu nutzen und kritisch zu hinterfragen (S. 81). Damit ist sie auch eine bedeutsame Facette digitaler Kompetenz. Klassische Medienkompetenzmodelle unterscheiden zwischen Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung. Auch Konzepte aus dem politischen Raum greifen diese Idee auf, beispielsweise die Strategie der Kultusministerkonferenz für eine Bildung in einer digitalen Welt. Im Fokus steht dabei jedoch oft das Lernen über Medien. Kompetenzen für das Lernen mit Medien sind für analoge wie digitale Medien bedeutsam. Bisherige Kompetenzdefinitionen decken Anforderungen des Lernens mit digitalen Medien allerdings nicht ausreichend ab. Die Autor*innen plädieren daher für eine Ausweitung der Definition, die auch das Lernen mit digitalen Medien einschließt. Dabei bildet sich Kompetenz für das Lernen mit digitalen Medien erst im Verlauf des Lebens aus. Sie ist nicht allein aufgrund einer alltäglichen Mediennutzung gegeben.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Autor*innen gehen besonders auf die Beschaffenheit digitaler Medien ein. Sie bieten für das Lernen einige Potenziale, können mitunter aber auch herausfordernd sein. So bieten digitale Medien beispielsweise Informationen in verschiedenen Formaten (Bild, Audio usw.). Diese verschiedenen Zugänge können es Nutzenden ggf. erschweren, Informationen miteinander zu verknüpfen. Auch variiert die Qualität von Informationen in Medien stark, was informationsbezogene Fähigkeiten bei unterschiedlichen Medien verschieden relevant macht. Ist bei analogen Schulbüchern beispielsweise bereits im Vorfeld die Qualität geprüft, gibt es eine solche Kontrolle für Informationen im Internet weniger. Hypermediale Lernumgebungen bergen neben vielen Vorteilen auch Herausforderungen – so etwa, dass sich Lernende schnell überfordert fühlen, wenn sie selbstreguliert lernen sollen. Dies kann gerade für leistungsschwächere Lernende problematisch sein, da diese durch offene Lernumgebungen (wie sie mithilfe digitaler Medien entstehen) zusätzlich gefordert sind. Um Überforderung und ähnlichen Herausforderungen zu begegnen, bedarf es pädagogischer Unterstützung.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Medienkompetenz wird in großangelegten Studien oft nur in Ausschnitten erfasst. Der Fokus liegt meist auf Fähigkeiten im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien, während Selbstregulationskompetenzen kaum erhoben werden. Die Autor*innen empfehlen, Instrumente so weiterzuentwickeln, dass auch Merkmale von Lernumgebungen sowie angestrebte Lernergebnisse einbezogen werden.

Quellenangabe

Hoch, E., & Fütterer, T. (2023). Kompetenzen für das Lernen mit digitalen Medien: Eine konzeptuelle Analyse. In K. Scheiter, & I. Gogolin (Hrsg.), Bildung für eine digitale Zukunft (Edition ZfE, Volume 15., S. 81-101). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37895-0_4

Zuletzt geändert am 18. Dezember 2024.