Kritische Medienkompetenz vor dem Hintergrund der Digitalisierung – Media and Information Literacy (MIL) und Critical Media Literacy (CML) im Vergleich

Kurzbeschreibung

Der Beitrag stellt zwei Konzepte von Medienkompetenz, die einen Fokus auf die politische Dimension des Medienhandelns legen, einander gegenüber. Dies ist auf der einen Seite das Konzept der Media and Information Literacy und auf der anderen Seite das Modell der Critical Media Literacy. Diese werden vor dem Hintergrund der Erwachsenenbildung betrachtet. Gemein haben beide Konzepte, dass sie Medienkompetenz nicht auf technische Fertigkeiten reduzieren. Vielmehr wird eine ganzheitliche, intersektionale und interdisziplinäre Ausrichtung gefordert. Erwachsenenbildner*innen müssen selbst über kritische Medienkompetenz verfügen, um diese in ihrer Rolle als Multiplikator*innen auch bei anderen fördern zu können. Zugleich muss diese ein Querschnittsthema in der Erwachsenenbildung werden.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Digitale Medien durchdringen das alltägliche Leben. Während sie in zahlreichen Bereichen das Leben erleichtern, gehen mit ihnen aber auch besorgniserregende Entwicklungen einher, wie beispielsweise Desinformation oder eine vermehrte Hasssprache. Obgleich es zahlreiche Gründe für solche Phänomene gibt, ist deren Ausmaß durch digitale Medien mitbestimmt. Vor diesem Hintergrund ist die Förderung kritischer Medienkompetenz eine zentrale Aufgabe und ein politischer Auftrag in der heutigen Gesellschaft. Dies ist eine Herausforderung, da in der Erwachsenenbildung bislang eher ein funktionales Verständnis von Medienkompetenz vorherrscht. Besondere Relevanz kommt kritischer Medienkompetenz zudem durch die zunehmende Sammlung von Daten bei der Nutzung digitaler Medien zu, wie beispielsweise Social Media oder vernetzten Geräten.

Kompetenzanforderungen

Der Beitrag fokussiert sich vor allem auf Kompetenzanforderungen auf einer kritisch-reflexiven Ebene (s. Kompetenzdimensionen). Dabei ist beispielsweise wichtig, Medien in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang zu betrachten.

Kompetenzdimensionen

Kognitive Dimension: Funktion von Informationen und Medien verstehen; auf Informationen und Medieninhalte in jeglichen Formaten und unter Verwendung unterschiedlicher Werkzeuge oder Technologien zugreifen; Informationen und Medieninhalte nutzen und verstehen; Texte und Kommunikationsmedien und ihre Sprachen, Genres, Codes und Konventionen verstehen und analysieren; Institutionen und Systeme kennen, die Medien auf lokaler, nationaler und globaler Ebene motivieren und strukturieren; Erkennen der in Technik oder Tools eingeschriebenen Ideologien und Machtverhältnisse.

Kreative Dimension: Gestaltung von Inhalten.

Kritisch-reflexive Dimension: Medieninhalte kritisch bewerten und informierte Entscheidungen treffen; sich mit gesellschaftlicher Benachteiligung und der Rolle, die unterschiedliche Medien darin spielen, auseinandersetzen; Informationen und Medieninhalte kritisch bewerten; als Nutzer*innen und Produzent*innen von Informationen und Medieninhalten auf ethische und effektive Weise fundierte Entscheidungen zu treffen; Wissen und Verständnis von Informationen, Medien und digitaler Kommunikation für nachhaltige Entwicklung, Frieden und gesellschaftliche Teilhabe in demokratischen Gesellschaften; Bewertung und Evaluation von Inhalten und zugehörigen Institutionen; die Konstruktion von Medienbotschaften als einen sozialen Prozess erkennen; Rollen erkunden, die das Publikum in der aktiven Aushandlung von Bedeutungen spielt; den Prozess der Repräsentation untersuchen, um Themen von Befangenheit, Sichtweisen, Ideologien, Auslassung, Ästhetik, Macht, Privilegien und Vergnügen im Text sowie den Einfluss des Mediums aufzudecken und einzubeziehen; Medien hinsichtlich sozialer und ökologischer Gerechtigkeit hinterfragen.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Medienkompetenz umfasst zahlreiche Kompetenzen, so zum Beispiel kognitive, soziale, ethische und kreative Kompetenzen. Sie lässt sich nicht auf technische Fähigkeiten reduzieren, sondern umfasst vor allem auch Fähigkeiten zum kritischen Denken. Die beiden vorgestellten Konzepte der Media and Information Literacy sowie der Critical Information Literacy haben ähnliche Ziele, nämlich Menschen zu "motivieren, aktiv und bewusst das demokratische Leben mitzugestalten" (S. 6). Media and Information Literacy vereint verschiedene Literacies, wie zum Beispiel Media Literacy und Digital Literacy unter einem Dach. Ciritical Media Literacy soll als Haltung in der Bildungsarbeit verstanden werden.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Autor*innen beschreiben, dass das Curriculum für Media and Information Literacy bewusst offener gestaltet ist, um international und für verschiedene Zielgruppen einsetzbar zu sein, da es so beispielsweise an lokale Gegebenheiten leichter anpassbar ist.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Quellenangabe

Peissl, H., & Sedlaczek, A. (2022). Kritische Medienkompetenz vor dem Hintergrund der Digitalisierung. Media and Information Literacy (MIL) und Critical Media Literacy (CML) im Vergleich. Magazin erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs, (44/45). https://doi.org/10.25656/01:24474

Zuletzt geändert am 21. Dezember 2022.