Medienkompetenz als Herausforderung für Demokratie und politische Bildung

Kurzbeschreibung

Der Beitrag diskutiert, welche Kompetenzanforderungen sich an Bürger*innen demokratischer Gesellschaften vor dem Hintergrund des digitalen Wandels stellen mit Blick auf politische Teilhabe. Dafür wird ein Kompetenzmodell politikorientierter Medienkompetenz vorgestellt. Anschließend wird auch das Vertrauen von Bürger*innen in Medien thematisiert und daran anknüpfend diskutiert, wie die politische Bildung zur politischen Medienkompetenzförderung beitragen kann. Damit wird auch ein Wissenschaftsverständnis in Zusammenhang gebracht.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Im Zuge der Digitalisierung konstituiert sich ein öffentlicher Diskursraum anders. Traditionelle Massenmedien haben ihre Gatekeeper-Funktion teilweise eingebüßt. Bürger*innen können mittlerweile problemlos jederzeit Nachrichten selbst erstellen, verbreiten und kommentieren. Durch das Internet wird der Zugang zu Informationen leichter, ist allerdings auch weniger leicht zu überblicken im Sinne einer "Flut an ungeordneter Information" (S. 118). Hinzu kommt, dass sich durch Algorithmen die Art und Weise, wie Informationen bereitgestellt werden, verändert. Phänomene, die damit in Verbindung gebracht werden, sind beispielsweise virtuelle Echo-Kammern oder Filterblasen. Die Autorin konstatiert, dass digitale und soziale Medien so zu einer Fragmentierung und Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Ein weiteres Phänomen, das im Zusammenhang mit der Rezeption von Informationen erwähnt wird, ist die Verbreitung von fake news. Jedoch ändern sich durch die Digitalisierung nicht nur die Rezeptionswege von Informationen, sondern auch Möglichkeiten der aktiven politische Partizipation. E-Democracy und damit verbundene Möglichkeiten können einerseits Partizipation erleichtern (beispielsweise durch Online-Petitionen), andererseits jedoch auch zu Handlungsblockaden führen, wenn es in der Kommunikation etwa zu unangemessenem Verhalten kommt.

Kompetenzanforderungen

Der im Zuge einer zunehmenden Digitalisierung veränderte Diskursraum (zum Beispiel der Verlust der Gatekeeper-Funktion von Massenmedien) stellt Bürger*innen vor zahlreiche Herausforderungen, vor allem hinsichtlich der Selektion und Einordnung von Informationen. Außerdem wird es im Rahmen politischer Kommunikation wichtiger, mit Reichweite aktiv zu werden, zum Beispiel für das Erstellen von Posts und Blogs oder um Online-Petitionen zu verbreiten.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Medien aktiv zur politischen Partizipation, zur eigenen Mitwirkung an der öffentlichen politischen Willensbildung nutzen.

Kognitive Dimension: Kenntnisse über die Relevanz von Medien als intermediäres System; Kenntnisse über die besondere Selektions- und Darstellungslogik des Mediensystems im Spannungsverhältnis zur „Logik des Politischen“; Recherchefertigkeiten; Kenntnisse über die Bedeutung von Nachrichtenfaktoren (z. B. Betroffenheit) für die Bildung des „Nachrichtenwertes“; Kenntnisse über die politische Orientierung und Interessen spezifischer Medien; Kenntnisse über die Existenz und Funktionsweisen von Algorithmen, digitalen Filterblasen und Echokammern; Sensibilität gegenüber der, auch durch social bots vorangetriebenen, Verbreitung von fake news und Verschwörungserzählungen.

Soziale Dimension: Medien für das eigene kommunikative und partizipative politische Handeln nutzen können; Netiquette berücksichtigen.

Kritisch-reflexive Dimension: Kritischen Rezeption von Informationen; ein grundsätzlich wertschätzendes, aber kritisches Verständnis für die Rolle der (Massen-)Medien als „Vierte Gewalt“ in der modernen Demokratie; das Verhältnis von Politik und Medien kritisch analysieren können; (quellen-)kritische Reflexion angebotener Informationen und Bewertungen; Medien aktiv zur politischen Partizipation, zur eigenen Mitwirkung an der öffentlichen politischen Willensbildung nutzen; Bedingungen einer netzbasierten Partizipation kritisch reflektieren, die in manchen Fällen auch ein Nicht-Handeln nahelegen kann.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

keine Angabe

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

keine Angabe

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Quellenangabe

Oberle, M. (2022). Medienkompetenz als Herausforderung für Demokratie und politische Bildung. In G. Marci-Boehncke, M. Rath, M. Delere & H. Höfer (Hrsg.), Medien - Demokratie - Bildung (S. 117-133). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36446-5_8

Zuletzt geändert am 21. Dezember 2022.