Medienpädagogik und informatische Bildung – Gemeinsam oder besser getrennt?

Kurzbeschreibung

Kommer hält in seinem Zeitschriftenartikel ein theoretisch fundiertes und historisch beschreibendes Plädoyer für die Zusammenarbeit der Disziplinen Informatik und Medienpädagogik in der Medienbildung und zur Förderung von Medienkompetenz. Dabei bezieht er sich hauptsächlich auf Dieter Baacke und verbindet dessen Medienkompetenzdimensionen am Beispiel einer Suchmaschinenanfrage mit den Perspektiven des Dagstuhl-Dreiecks.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Die Digitalisierung bringt auch negative Folgen mit sich, wie spätestens durch die Snowden-Enthüllungen auch öffentlich deutlich wurde. Durch Beispiele wie BigData Analytics, Datamining, Echokammern und Nachrichten, die eigentlich nur Klicks generieren sollen, ergibt sich für Sven Kommer eine Infragestellung demokratischer Grundwerte durch negative Phänomene der Digitalisierung. Daraus leitet der Autor die Notwendigkeit digitaler Bildung ab, die nötig ist, damit Menschen in unserer Gesellschaft teilhaben und demokratische Grundwerte erhalten können. Hierfür sind Medienpädagogik und informatische Bildung in Zusammenarbeit nötig, denn die Medienkompetenzförderung in einer digitalen Welt braucht technische und partizipative Kompetenzen. Beide Bereiche (die sich zweifelsohne überschneiden) sind ohne den jeweils anderen unvollständig im Sinne einer funktionierenden Demokratie.

Kompetenzanforderungen

Kompetenzträger*innen sollen laut Sven Kommer Medienkompetenz als Teilmenge von kommunikativer Kompetenz im Sinne von Dieter Baacke (1973, 1996) haben, um Partizipation in einer von Medien durchzogenen Welt sowie eine aktive Weltaneignung in eben dieser Medienwelt zu ermöglichen. Dementsprechend müssten sie folgende Dinge können, um als kompetent zu gelten: medial vermittelt kommunizieren, partizipieren und sich ihre Welt souverän aneignen.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: bedientechnische Skills; Suchmaschinen den eigenen Bedürfnissen gemäß adäquat nutzen, dabei auch tentativ über bisherige Rahmungen hinausgehen können.

Kognitive Dimension: die Technik, die Algorithmen, auf deren Grundlage sie arbeitet, sowie generell Prozesse der Entstehung und Reproduktion von Wissen zumindest grundlegend nachvollziehen können; Grundlegendes Verständnis eines Such-Algorithmus etc.; verschiedene Suchstrategien kennen und diese anwenden können; Wissen, dass es auch andere Möglichkeiten des Suchmaschinenzugriffs gibt, bei denen das Usertracking zumindest ein Stück weit eingeschränkt ist.

Kreative Dimension: künstlerisch-ästhetische Ausdrucksfähigkeit im Sinne von Innovation und Kreativität.

Soziale Dimension: aktive Kommunikationsfähigkeit.

Kritisch-reflexive Dimension: Medienkritik z.B. grundlegende Kenntnis der ‚Anbieterstrukturen‘ – zum Beispiel verstehen, dass Google ein kommerzielles Angebot mit Gewinnerzielungsabsicht ist; Reflektieren, was es bedeutet, wenn wenige monopolartige kommerzielle Anbieter de facto den Zugriff auf die Inhalte des Netzes kontrollieren, ohne dabei einer gesellschaftlichen Kontrolle (z. B. im Sinne von Rundfunkräten) unterworfen zu sein; Reflektieren, welche Veränderungen sich daraus für formelle und informelle Lernprozesse ergeben; Reflektieren, welche Folgen sich aus Phänomenen wie ‚Filterblase‘ oder ‚Echokammern‘ ergeben); Ergebnisse der Suchanfrage auf ihre Qualität und Nutzbarkeit hin einschätzen können und dabei auch über adäquate Strategien verfügen, um die Ergebnisse verifizieren (oder falsifizieren) zu können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Kompetenz ist frei nach Dieter Baacke ein individueller Prozess, der nicht mit einem allgemeingültigen Kompetenzraster erfasst, gemessen oder vermittelt werden kann. Er ist außerdem weiter zu fassen als ihn schulbezogene Kompetenzmodelle beschreiben (Sven Kommer schreibt ihnen eine geringere Reichweite und einen eher ingenieurwissenschaftlichen Denkstil zu). Weiterhin stellt er in Frage, ob Bildung im Bereich von Medienkompetenz damit erfüllt ist, Problemlösefähigkeiten für bestimmbare Stituationen zu demonstrieren. Außerdem hält der Autor die Medienkompetenzdimensionen nach Dieter Baacke für anschlussfähig mit den Perspektiven des Dagstuhl-Dreiecks. Medienkompetenz erstreckt sich für Sven Kommer von einer tiefgehenden technisch-informatischen Kompetenz bis hin zu einer kommunikativen-partizipativen Kompetenz.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Sven Kommer nennt keine expliziten Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen, sieht Medienkompetenz aber per se als individuellen Prozess an. Dementsprechend müssten Lebenskontexte für ihn stets zu berücksichtigen sein.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Quellenangabe

Kommer, S. (2018). Medienpädagogik und informatische Bildung – Gemeinsam oder besser getrennt? merz. Medien + Erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik, (4), 11-18.

Zuletzt geändert am 5. Juli 2023.