Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum – Qualifizierung von Technikbotschaftern und Anwendung der Peer- to-Peer Didaktik – Bericht zum Projekt „Gemeinsam in die digitale Welt“ an der Volkshochschule Zwickau

Kurzbeschreibung

Aufbauend u.a. auf den Befunden der Autorin aus 2018 wird hier das Projekt "Gemeinsam in die digitale Welt" vorgestellt, welches von 2017-2019 im ländlichen Raum Sachsens durchgeführt wurde. Es wurde folgende Frage verfolgt: Wie müssen zielgruppenadäquate Angebote zur Beförderung digitaler Fähigkeiten bei älteren Erwachsenen im ländlichen Raum gestaltet sein? Zunächst wurde eine Bedürfnisabfrage (welche Herausforderungen bestehen) in Form eines Fragebogen mit älteren Menschen im ländlichen Raum Sachsens durchgeführt, daraufhin wurden technikaffine ältere Menschen zu sogenannten "Technikbotschaftern" ausgebildet, die dann im dritten Schritt für interessierte Ältere aus ihren Gemeinden als Ansprechpartner dienen und auch Workshops in der Volkshochschule geben.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Das Nutzungsverhalten digitaler Medien nimmt mit zunehmenden Alter ab. Digitalisierungsprozesse hängen tendenziell vor allem Ältere Menschen im ländlichen Raum ab. Doch könnten die verschiedenen digitalen Anwendungen eine Alltagserleichterung für diese Menschen bedeuten und eine Förderung der sozialen Teilhabe nach sich ziehen. Vor allem Unterstützungsangebote im Umgang mit Smartphones und Tablets fehlen. Deshalb wird der Peer-to-Peer Ansatz vorgeschlagen, um die zu vermittelnden Inhalte in die ländlichen Kommunen hineinzutragen. Es fehlt an Angeboten im ländlichen Raum, die auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingehen.

Kompetenzanforderungen

Ältere Personen sollen an Vertrauen und an Sicherheit bei der Bedienung von Smartphones und Tablet-PCs (sog. digitalen Medien) gewinnen.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Kontakte anlegen und verwalten; Apps suchen, installieren, deinstallieren; Grundeinstellungen des Smartphones bearbeiten; Personalisierung; Nachrichten verschicken; Navigation starten und beenden; Skype; Recherchieren im Internet.

Kognitive Dimension: Apps suchen; Personalisierung.

Soziale Dimension: Nachrichten verschicken (SMS, WhatsApp, E-Mail); Skype.

Kritisch-reflexive Dimension: Datenschutz Einführung; Passwörter wählen und verwalten; Virenschutz; Sicher im Internet (Bsp. wie vermeide ich SPAM?).

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Die theoretischen Annahmen über Kompetenz beziehen sich auf die Medienkunde (Wissensbestände/Begrifflichkeiten im Kontext neuer Medien), die Mediennutzung (Nutzungskompetenz und interaktive Nutzung) und die Mediengestaltung (eigenschöpferische Tätigkeiten mit neuen Medien z.B. Teilnahme an Diskussionen in Foren, Blogbeiträge)

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

Im ersten Arbeitspaket des Projekts wurde mit einer Bedarfsanalyse bei der Zielgruppe abgefragt: Welche digitalen Medien genutzt werden, welche Herausforderungen es gibt und welche Hilfestellungen wünschenswert sind. Außerdem wurde im Nachhinein das Feedback der Teilnehmer*innen, sowie der Multiplikator*innen eingeholt. In der Bedarfsanalyse war das Ergebnis, dass die Nützlichkeit und Alltagsrelevanz digitaler Medien auf Seiten der älteren Nutzer*innen überwiegend positiv beurteilt wird, doch bei den Nichtnutzer*innen eine Schlechterbewertung mit signifikantem Unterschied gegeben ist. Der wahrgenommen Nutzen und die Bedienfreundlichkeit der digitalen Medien, spielt für die Absicht, digitale Medien zu verwenden eine große Rolle. Der Nutzen der Medien wird immer im Zusammenhang mit dem Lernaufwand gesehen, dort setzt das Projekt an und möchte die passenden lernförderlichen Rahmenbedingungen setzen.

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Der Lebenskontext der eingeschränkten Mobilität im ländlichen Raum nimmt einen zentralen Punkt ein und auch andere soziodemografische Hintergründe werden berücksichtigt. Außerdem wird betont, dass in der Stichprobe vor allem Menschen mit guter Technikausstattung teilnahmen. Menschen ohne Internetzugang oder der nötigen Technikausstattung wurde das nötige Material in den Workshops gestellt. Die Autorin reflektiert über die Ergebnisse vorangeganer Studien und hält zusammenfassend fest, dass älteren Menschen die nötigen Informationen fehlen und auch Unsicherheiten im Umgang mit digitalen Medien bestehen. Sie leitet diese Ergebnisse dann als Aufgaben für die Erwachsenenbildung ab und stellt nochmal die derzeitige Problemlage dar: Die Ortsgebundenheit der Angebote auf Anbieter Seite, schließt viele ältere Menschen im ländlichen Raum aus. Sie spricht auch von Weiterbildungsbarrieren im ländlichen Raum.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Medienkomptenz konnte in diesem Projekt durch den didaktische Peer-to-Peer Ansatz bei älteren Menschen gestärkt werden. Bedienängste und Sicherheitsbedenken konnten zum zweiten Messzeitpunkt, also nach den Workshops, als geringer ausgewiesen werden. Außerdem stieg die selbsteingeschätzte Nutzungshäufigkeit, Bedienfähigkeit und Selbstwirksamkeit. Bei den Teilnehmer*innen wurde dieses Weiterbildungsformat als sehr nützlich eingestuft. Außerdem wurde der Erfolg des Formats, vor allem den Dozent*innen zugeschrieben. Deren methodisch-didaktische Vorgehensweise wurde positiv beurteilt. Für das Gelingen des Projekts, wird vor allem angeführt, dass die Workshops wohnortnah durchgeführt wurden und die Betreuung sehr individuell gestaltet wurde. Das Multiplikator*innenprogramm erweist sich speziell für ländliche Räume als ein gelungenes Weiterbildungsformat.

Quellenangabe

Barczik, K. (2020). Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum: Qualifizierung von Technikbotschaftern und Anwendung der Peer-to-Peer Didaktik - Bericht zum Projekt „Gemeinsam in die digitale Welt“ an der Volkshochschule Zwickau. Sächsischer Volkshochschulverband e.V.

Zuletzt geändert am 5. Juli 2023.