Verstehen, was ist – Auf dem Weg in die nachrichtenkompetente Gesellschaft.
Kurzbeschreibung
Die Autor*innen beschreiben ausgehend von Herausforderungen, die digitale Öffentlichkeiten mit sich bringen, digitale Informations- und Nachrichtenkompetenzen, die informierte Bürger*innen aufgrund des digitalen Wandels benötigen. Dabei unterscheiden sie sechs unterschiedliche Skill-Sets (digitale Navigatorin, Journalistin, Fact-Checker, Debatteur, Kommunikationswissenschaftlerin und Citoyen). Dieses theoretische Modell bildet die Grundlage für eine angekündigte empirische Untersuchung digitaler Informations- und Nachrichtenkompetenz.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Im Zuge der Digitalisierung verändern sich Öffentlichkeiten dahingehend, dass eine Gatekeeping-Rolle nicht mehr Journalist*innen vorbehalten ist. Vielmehr können alle Informationen verbreiten, teilen und kritisieren und somit zu einem aktiven Teil in digitalen Diskursräumen werden. Dieser Wandel bringt mit sich neue Formen der Vernetzung und des Zugangs zu Wissen, allerdings auch Probleme wie z.B. die Verbreitung von Desinformation oder Hate Speech.
Kompetenzanforderungen
Bürger*innen müssen die Zuverlässigkeit von Quellen beurteilen, Informationen erkennen, einordnen sowie verifizieren können.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: ausgewiesene Expert*innen konsultieren können.
Kognitive Dimension: Plattform-eigene Hinweise nutzen, die zur Einordnung von Informationsschnipseln direkt sichtbar zur Verfügung stehen; die digitale Informationsflut aktiv steuern können mit Hilfe von geeigneten digitalen Tools und Apps, Listen, Accounts und gezielter Zusammenstellung und Kuration der eigenen Timelines, bewusster Nutzung verschiedener Medienumgebungen und Quellen sowie RSS Feeds; erkennen, ob eine Information vollständig ist; die Relevanz einer Nachricht für sich selbst erkennen; journalistische Standards kennen; weiterführende Informationen finden und mittels verschiedener Such- und Recherchestrategien zusammenführen; einen profunden Überblick über verschiedene hilfreiche Quellen haben bzw. Suchergebnisse einordnen und Techniken anwenden können; verschiedene Formen öffentlicher Kommunikation kennen.
Kreative Dimension: Informationen produzieren, aufbereiten und weitergeben können.
Soziale Dimension: zivilisierter Umgang in Kommentaren, Diskussionen und Threads; Kommunikationsregeln kennen; Techniken der Gegenrede in sozialen Netzwerken anwenden können.
Kritisch-reflexive Dimension: Informationsschnipsel unabhängig von der Medienform ihrer Absicht nach einordnen können; Wissen, dass Likes, Shares und Follower*innen nichts über die Qualität oder Repräsentativität einer Information oder Quelle aussagen; einordnen bzw. reflektieren können, wenn bzw. wo, wann und warum einem selbst Informationen begegnen (und was das für die eigene Verarbeitung bedeutet); professionell verfasste Nachrichten von anderen Formen von Information und/oder verzerrten Darstellungen unterscheiden können; die Relevanz einer Nachricht für andere erkennen; erkennen, um welche (journalistische) Nachrichtenform es sich bei einer Information handelt; eine kritische Grundhaltung einnehmen; das Zustandekommen von Informationen verstehen; die Zuverlässigkeit von wissenschaftlichen Belegen und Quellen einordnen können; die Zuverlässigkeit wissenschaftlichen Arbeites erkennen können; erkennen, dass die Auswahl bestimmter Informationen ein verzerrtes Bild der Realität erzeugt; erkennen, dass man weitere Informationen braucht, um eine Nachricht zu beurteilen; erkennen und recherchieren, wer hinter einer Quelle steht ; vertrauenswürdige Quellen einordnen; eine Information verifizieren können; Mechanismen kennen, die hinter Desinformationen stehen; keine ungeprüften Nachrichten von unbekannten Quellen teilen; verstehen, dass das eigene Verhalten Auswirkungen auf die Nachrichtenumgebungen des sozialen Umfeldes hat; Wissen, welche Auswirkung es hat, etwas zu teilen, liken, zu kommentieren oder einen Link anzuklicken; recherchieren, bevor man eine Information teilt; Rechtsrahmen in digitalen Öffentlichkeiten kennen; in Grundzügen den für einen relevanten Medienmarkt kennen; weiterführendes Wissen für den relevanten Medienmarkt; in Grundzügen die Mechanismen der Aufmerksamkeitsökonomie kennen; gängige Mechanismen der Themen-Setzung (Agenda-Setting), Aufbereitung (Framing) und Verbreitung (Viralität) verstehen; verschiedene journalistische Genres kennen und das politische Spektrum von Nachrichtenseiten; verstehen, wie Algorithmen bei Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen funktionieren; Wissen, welche Aufgabe "klassische Medien" und Journalismus in einer Demokratie haben; Wissen, was Meinungsfreiheit in Zusammenhang mit dem Grundgesetz bedeutet; kritische Grundhaltung gegenüber Medien, Politik und Institutionen; die eigene (politische) Motivation und kognitive Verzerrungen reflektieren; Eingestehen eigener Fehler.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
keine Angabe
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Die Autor*innen berücksichtigen bei der Beschreibung von digitaler Informations- und Nachrichtenkompetenz die Mediennutzung der Bürger*innen (z.T. differenziert nach Altersgruppen). Zudem beschreiben sie, dass auch das Mindset der Bürger*innen (z.B. ihre Bereitschaft, sich über Nachrichten zu informieren, politische Einstellungen, ihr Vertrauen in die Demokratie und freie unabhängige journalistische Institutionen sowie ihre Wertschätzung für die Rolle des Journalismus in der Demokratie) in Zusammenhang zu digitaler Informations- und Nachrichtenkompetenz gesehen werden muss.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Quellenangabe
Meßmer, A.-K. & Sängerlaub, A. (2020). Verstehen, was ist. Auf dem Weg in die nachrichtenkompetente Gesellschaft. Stiftung Neue Verantwortung e. V. https://www.stiftung-nv.de/sites/default/files/verstehen_was_ist_nachrichtenkompetente_gesellschaft.pdf