Zwischen Faszination und Ernüchterung – Verhandlungen über KI-bezogene Kompetenzen und digitale Souveränität
Kurzbeschreibung
Wie gehen Migrant*innen mit KI-Systemen um und wie schätzen sie diese ein? Diesen Fragen widmet sich der vorliegende Beitrag auf Basis qualitativer Gruppendiskussionen mit erwachsenen Migrant*innen der ersten bis zur dritten Generation. In den Ergebnissen zeichnen sich vielfältige Umgangsstrategien ab – von einem kreativen Umgang mit kommunikativer KI über eine pragmatische Nutzung bis hin zum Verzicht auf bestimmte Angebote.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Die Verbreitung von Künstlicher Intelligenz zieht verschiedene Konsequenzen nach sich. Zum einen sind damit rechtliche wie auch ethische Fragen verbunden. Zum anderen entwickeln sich angesichts Künstlicher Intelligenz auch Ängste vor Diskriminierung.
Kompetenzanforderungen
Nutzer*innen von KI-Anwendungen müssen zum einen Wissen über diese Systeme und ein Bewusstsein dafür haben, aber auch in der Lage sein, sie kritisch und affektiv einzuordnen sowie darauf aufbauend Handlungsstrategien zu entwickeln.
Kompetenzbegriffe (nach dem Papier)
Unterdimensionen (nach dem Papier)
keine Angabe
Kompetenzdimensionen (nach dem Rahmenkonzept von Digitales Deutschland)
Kognitive Dimension: Wissen über die Funktionsweise von KI-Anwendungen; sich der Allgegenwärtigkeit algorithmenbasierter und KI-getriebener Prozesse in digitalen Medien bewusst sein; Wissen über die Allgegenwärtigkeit algorithmenbasierter und KI-getriebener Prozesse in digitalen Medien.
Affektive Dimension: KI-generierte Entscheidungen affektiv bewerten und hinterfragen können.
Kreative Dimension: Die Prägekraft von KI-Anwendungen kreativ bewältigen und beeinflussen.
Soziale Dimension: mit der Prägekraft von KI-Anwendungen sozialverantwortlich umgehen können.
Kritisch-reflexive Dimension: KI-generierte Entscheidungen kritisch bewerten und hinterfragen können; Konsequenzen KI-generierter Entscheidungen für sich und die Gesellschaft bewerten können; mit der Prägekraft von KI-Anwendungen umgehen können.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Medienkompetenz bildet eine Schlüsselqualifikation. Über sie wird in verschiedenen Kontexten diskutiert – neben der Medienpädagogik beispielsweise in der Politik oder der Wirtschaft. Dabei finden verschiedene Begriffe Verwendung, wie Digital-, Computer-, Daten-, Informations- und Nachrichtenkompetenz. Generell geht es darum, in einer durch die Digitalisierung geprägten Welt souverän handeln und sich für seine Medienpraktiken verantwortlich zeigen zu können (S. 165). Kompetenzanforderungen sind dabei stets etwas Normatives, da ihnen Vorstellungen von einem richtigen bzw. falschen Umgang innewohnen. Kompetent mit KI-Systemen umzugehen ist allerdings nicht allein Anforderung an das Individuum, sondern vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Die Autorinnen gehen auf Rahmenbedingungen der Medien ein. So weisen sie etwa darauf hin, dass Plattformen durch ihre Struktur bereits eine bestimmte Art der Nutzung nahelegen. Diesen Affordanzen können Individuen folgen, es ist aber nicht die einzige Nutzungsoption.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Alle Befragten haben eine subjektive Vorstellung davon, wie KI-Anwendungen funktionieren. Niemand möchte auf alltägliche Dienste verzichten. Vor diesem Hintergrund entwickeln die Befragten eine Vielzahl unterschiedlicher Strategien. Manche – vor allem jüngere Befragte – gehen kreativ mit KI-Systemen um. Beispielsweise liken und speichern sie gezielt Inhalte, damit ihnen die kommunikative KI mehr zum selben Thema ausspielt, oder sie greifen auf plattformeigene Möglichkeiten zum Datenschutz – etwa den Inkognitomodus – zurück. Andere verfallen eher in digitale Resignation, sind sich also beispielsweise der Gefahr der Veröffentlichung privater Daten bewusst, ändern jedoch nichts an ihrem Verhalten. Digitale Resignation führt einerseits zu einer pragmatischen Nutzung, kann andererseits aber auch den bewussten Verzicht auf Dienste nach sich ziehen. Als wie souverän sich die Individuen dabei empfinden, unterscheidet sich allerdings je nach Nutzungssituation.
Quellenangabe
Hoffmann, D., & Sūna, L. (2025). Zwischen Faszination und Ernüchterung – Verhandlungen über KI-bezogene Kompetenzen und digitale Souveränität. In A. Hepp, S. Kannengießer, M. Pfadenhauer, & J. Wimmer (Hrsg.), Zukunft der Medien - Medien der Zukunft (S. 161-177). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-47029-6_12
Sonstige Anmerkungen
In der Studie wurde sowohl Kritik und Ernüchterung angesichts von Künstlicher Intelligenz deutlich, aber auch Faszination. So schätzen es manche Befragten, dass die Künstliche Intelligenz ethnische Zugehörigkeit erfasst und zum Beispiel entsprechend passende kulturelle Inhalte ausspielt. Diese sowohl negativen als auch positiven Erfahrungen führen zu einer ambivalenten Haltung gegenüber Systemen Künstlicher Intelligenz.