Wie kann geschlechtergerechte Digitalpolitik gelingen? Forschung trifft Praxis
Ausgehend von der Sonderauswertung „Impulse für eine geschlechtergerechte Digitalpolitik“ fand am 17. September 2024 im Rahmen des Projektes Digitales Deutschland ein Workshop mit dem Fokus auf die Ausgestaltung einer feministischen Digitalpolitik statt. Ziel war der Austausch unterschiedlicher Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft über die Bedeutung von Digitalkompetenzen in einer feministischen Digitalpolitik und wie diese aus gleichstellungsorientierter Perspektive zu stärken sind.
Einblicke und Impulse
Drei Impulsvorträge bildeten die Grundlage für Diskussionen:
Silke Kölling stellte vor, welche Ziele das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen der Digitalstrategie mit der Perspektive feministischer Digitalpolitik verfolgt. Gleichstellung verlangt gleichermaßen, sich mit dem Diskriminierungspotential digitaler Technologien auseinanderzusetzen, als auch mit der Gestaltung von Chancengleichheit in der Kompetenzvermittlung. Die Maßnahmen des BMFSFJ orientieren sich am Ziel einer nachhaltigen, inklusiven und sozial gerechten Digitalisierung.
Dr. Dagmar Hoffmann (Universität Siegen) und Dr. Niels Brüggen (JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis) stellten Projektergebnissen basierend auf dem Bericht „Impulse für eine geschlechtergerechte Digitalpolitik“ im Rahmen von Digitales Deutschland vor. Gezielte gendersensible Bildungsangebote sind für alle Altersstufen und in allen Lebenslagen notwendig und neue digitale Phänomene müssen kontinuierlich auf ihre Bedeutung für sozial gerechte Digitalisierungsprozesse hin analysiert werden.
Alexandra Wudel, Gründerin von FemAI (Center for Feminist Artificial Intelligence) richtete den Blick auf die Relevanz von geschlechterreflektierter Bildungspraxis für die Abkehr von patriarchalischen Strukturen in der Digitalisierung. Sie forderte die Ausgestaltung von Bildungsprogrammen, die an inklusiver Digitalisierung und individuell auf die Bedürfnisse von marginalisierten Zielgruppen angepassten Angeboten orientiert sind. Um der Komplexität der Digitalisierung in technologischer, regulatorischer und bildungsbezogener Hinsicht gerecht zu werden, sind partizipative und auf Transparenz zielende Maßnahmen ebenso notwendig, wie die Fähigkeit sich angesichts großer Problemstellungen auf die Lösung isolierter und überschaubarer Probleme zu konzentrieren.
Workshopphase
Drei Arbeitsgruppen diskutierten zentrale Fragen zu Digitalkompetenzen in einer feministischen Digitalpolitik.
Erfolgreiche Ansätze: Positive Narrative fördern, Vorbilder sichtbar machen, Zielgruppen über Netzwerke einbinden, praxisorientierte Bildungsangebote schaffen.
Herausforderungen: Erreichbarkeit marginalisierter Gruppen, begrenzte Ressourcen, fehlendes Bewusstsein für Bildungsbedarf.
Förderliche Rahmenbedingungen: Empirische Studien zu Potenzialen geschlechtergerechter Digitalpolitik, Zertifizierung geschlechtergerechter Maßnahmen, Vernetzung und Querschnittsansatz über alle Bereiche.
Die Veranstaltung zeigte auf, wie wichtig die gezielte Stärkung von Digitalkompetenzen und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur*innen für eine gerechte Digitalisierung sind.