„Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“
Autorin: Laura Cousseran
Trotz aller Chancen bringt KI auch negative Konsequenzen für Mensch und Umwelt mit sich. Klickarbeit, der Abbau von Rohstoffen und ein hoher Energie- und Wasserverbrauch sind dafür nur einige Beispiele (Berlin 2025, Autenrieth & Schluchter 2025). Aus diesem Grund ist eine Aufgabe von Medienpädagogik, Menschen für diese Konsequenzen zu sensibilisieren und Optionen aufzuzeigen, wie sich digitale Medien möglichst nachhaltig nutzen lassen. Auch das ist ein Teil von Medienkompetenz. Wie sich nachhaltige Medienpraktiken fördern lassen, skizzieren Sigrid Kannengießer und Çiğdem Bozdağ in ihrem Beitrag aus dem Jahr 2025 zu „Medienbildung für eine nachhaltige Entwicklung“. Diesen schauen wir uns im Folgenden genauer an.
Umweltschäden und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen durch KI
Nach Kannengießer und Bozdağ bringen digitale Medien– und insbesondere generative KI – von ihrer Herstellung bis zur Entsorgung negative Folgen für Lebewesen und die Natur mit sich:
- Digitale Techologien sind die Basis, um KI nutzen zu können. Sie werden aber oftmals auf umweltschädigende Art produziert und unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen.
- Damit eine KI funktioniert, muss sie trainiert werden. Dazu müssen Menschen die Trainingsdaten bearbeiten, was als Klickarbeit bezeichnet wird. Auch diese findet oft unter menschenunwürdigen Bedingungen statt.
- Zudem stoßen die Datenzentren, die für das Training und den Einsatz von KI nötig sind, CO2 aus, was den Klimawandel weiter befeuert.
- Auch die Entsorgung von digitalen Geräten ist eine Herausforderung: Angesichts unsachgemäßer Entsorgung können Umwelt- und Gesundheitsschäden die Folge sein.
Sensibilisierung und Lösungssuche als Aufgaben der Medienpädagogik
In Europa sind diese negativen Folgen allerdings eher unsichtbar, weil die Produktion und Entsorgung dort weniger stattfindet und auch die Folgen des Klimawandelns dort bislang vergleichsweise weniger zu spüren sind. Daher besteht für Kannengießer und Bozdağ eine erste Aufgabe der Medienpädagogik darin, solche Folgen sichtbar zu machen. Erst dann lassen diese sich minimieren – etwa durch die Förderung nachhaltiger Medienpraktiken. Gemeint sind damit Praktiken, die einen Beitrag zu Nachhaltigkeit leisten. Das kann auf zwei Arten geschehen:
- Menschen können Medien einsetzen, um zu einer nachhaltigen Nutzung zu motivieren oder
- es lassen sich Wege finden, um nachhaltiger mit Medien umgehen. Ein Beispiel ist etwa das Reparieren digitaler Geräte, damit weniger elektronischer Müll entsteht. Möglich ist das unter anderem in Repair-Cafes, die damit zu Orten der Kompetenzentwicklung werden. Denn in ihnen eigenen sich Menschen Wissen über Folgen der Digitalisierung an und bauen zudem ihre Fähigkeiten aus, digitale Geräte wieder instand zu setzen.
Berücksichtigung von Nachhaltigkeit als Teil von Medienkompetenz
Mit Blick auf die erforderlichen Fähigkeiten der Menschen beschreiben Kannengießer und Bozdağ dann, dass folgende Voraussetzungen gegeben sein müssen, um Medien nachhaltig zu nutzen:
- Wissen: Menschen müssen über die sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen der Digitalisierung informiert sein.
- Reflexion: Sie müssen sich kritisch mit diesen Folgen und ihrem eigenen Medienhandeln auseinandersetzen.
- Handeln: Schließlich müssen sie Möglichkeiten kennen, um auf soziale, ökologische und ökonomische Folgen digitaler Medien zu reagieren, und diese auch in die Tat umsetzen.
All diese Aspekte lassen sich im mit Blick auf das Rahmenkonzept aus dem Projekt Digitales Deutschland als Teil von Medienkompetenz auffassen (s. Abb. 1). Vor allem der kritisch-reflexiven Dimension von Kompetenz kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu.

Zitationsvorschlag
Cousseran, L. (2025). „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“ – Zu KI und Nachhaltigkeit. Blog-Beitrag auf der Projektwebsite von Digitales Deutschland, online verfügbar unter https://digid.jff.de/ki-und-nachhaltigkeit
Literatur
Autenrieth, D., & Schluchter, J.-R. (2025). Künstliche Intelligenz, Klima und Bildung – Herausforderungen und Perspektiven. merz 2, S. 41-49.
Berlin, S. (12.06.2025). Klimabilanz von KI – Hey Chat-GPT, wie viel Energie brauchst du? Süddeutsche Zeitung. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/chatgpt-openai-energieverbrauch-klima-sam-altman-li.3267446
Kannengießer, S., Bozdağ, Ç. (2025). Medienbildung für eine nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit als Gegenstand der Medienpädagogik und Kompetenzförderung in nachhaltigen Medienpraktiken. In A. Hepp, S. Kannengießer, M. Pfadenhauer, & J. Wimmer (Hrsg.), Zukunft der Medien – Medien der Zukunft (S. 287-300). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-47029-6_20